Review

"The Marine" hatte ich für 2,20 mehr als günstig ersteigert und so hielt sich das Risiko, mit dem Kauf dieser DVD einen Flop gelandet zu haben, angesichts des minimalen Einsatzes sehr in Grenzen.

Ich hatte auch nicht besonders viel erwartet, schon gar nicht von einem Actionfilm, der mit einem Wrestler in der Hauptrolle besetzt und von der WWE, der World Wrestling Entertainment League, coproduziert wurde.

Dass bereits in den ersten zehn Minuten harte Fights und nonstop Dauerbeschuss aus großkalibrigen, vollautomatischen Waffen das Geschehen der hauchdünnen Handlung bestimmten, hatte in meinen Augen auch noch nichts zu bedeuten.
Wieviele Filme beginnen vielversprechend um spätestens nach der ersten halben Stunde nur noch für pure Langeweile zu sorgen?
Deshalb hielt sich meine Begeisterung auch noch in Grenzen, auch wenn die Action zeitgemäß sehr stylisch und mit vielen Zeitlupen-Sequenzen inszeniert war und sowohl John Cena als Prota- als auch Robert Patrick als Antagonist sehr cool und - gemessen an ihren Fähigkeiten als Darsteller - überzeugend auftraten.

Nach einer halben Stunde war ich dann vollends überzeugt, dass mit "The Marine" keines der üblichen B-Movies aus den NU IMAGE oder MILLENIUM-Schmieden in meinem DVD-Player lag, sondern ein mit anständigem Budget inszenierter kleiner, aber feiner Actionfilm mit teilweise schrägem, aber auch selbstironischem Humor.

Alan B. McElroy, der 1988 mit dem Drehbuch zu "Halloween 4" die gleichnamige Slasher-Reihe weiterführte und mit seinem Skript zu "Wrong Turn" den Backwood-Horror revolutionierte, lieferte auch für "The Marine" zusammen mit Michell Gallagher die Vorlage und den Stoff für einen waschechten Old-School-Actioner im wahrsten Sinne des Wortes, der von Anfang bis Ende handgemachte und dennoch spektakuläre Action bietet.

Es macht einfach eine Menge Spaß zuzusehen, wie Tankstellen, Fabrikhallen und Holzhütten im Minutentakt ohne Einsatz von Computereffekten in die Luft fliegen und ein Feuerwerk aus irren Stunts, Schießereien und Verfolgungsjagden abgefackelt wird, dass man sich an die guten alten Actionfilme der 80er Jahre erinnert fühlt, als testosteron-gestählte Bizeps-Mutanten wie Arnold Schwarzenegger oder Sylvester Stallone mit Hilfe eifriger Pyrotechniker ganze Straßenzüge in Schutt und Asche legten.

Dass sich "The Marine" dabei genauso wenig ernst nimmt wie die Klassiker jener Epoche ist ebenfalls ein Verdienst der Autoren, deren Figuren von Regisseur John Bonito im Angesicht von gewaltigen Explosionen immer cool ins rechte Licht gerückt wurden, aber auch durch Witz überzeugen können.
Dabei kommt der Humor weniger albern, als vielmehr selbstironisch daher, vor allem dann, wenn Anthony Ray Parker als schießwütiger Schwarzer über die Klischees farbiger Darsteller in Actionfilmen philosophiert oder Robert (T1000 aus "Terminator 2") Patrick einem seiner Komplizen einen bösen Blick zuwirft, als dieser John Cena als so unverwundbar wie den "Terminator" bezeichnet.
Robert Patrick kann in seiner Rolle als durchgeknallter, psychopathischer Anführer einer Gangsterbande durchaus überzeugen, wobei auch sein Charakter mit einem Augenzwinkern angelegt ist und mehr als einmal für Heiterkeit sorgt - ich sage nur: der Anruf der Dame vom Kabel-TV, die inmitten einer Schießerei mitteilt, dass sein Anschluss gelegt sei und er nun alle möglichen Programme empfangen könne - köstlich! Der wohl beste Gag des Films!
John Cena dagegen lässt mehr die gestählten Muskeln als die Miene spielen, und die süße Kelly Carlson ist zwar nur schmückendes Beiwerk, dafür aber eine wahre Augenweide.

Die Handlung ist zwar so dünn wie der Bizeps von John Cena dick ist, aber das hat eingeschworene Actionfans auch noch nie bei den Action-Heroes vergangener Zeiten gestört.

Bei Filmen wie "Phantom Commando", "Die City-Cobra", "Alarmstufe: Rot" oder eben "The Marine" zählen eben ganz andere Maßstäbe und der Fun- und Entertainment-Faktor stehen an erster Stelle.
Und in dieser Beziehung konnte "The Marine" - zugegeben - wider Erwarten voll und ganz punkten!

Wenn ich Old-School-Action an dem Ergebnis dieses Films definiere, dann sind Sylvester Stallones CGI-animierten Ego-Trips wie "John Rambo" oder "The Expandables" nichts weiter als künstlich aufgeblasene Knallbonbons, die mit modernen Mitteln den Geist und Charme vergangener Zeiten einfangen wollen, dabei aber an der Effektlastigkeit des inszenierten Bombardements scheitern.

In diesem Sinne hat "The Marine" das Klassenziel erreicht und macht Appetit auf "12 Runden" - ebenfalls mit John Cena - und dazu mehr in den nächsten Tagen!

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