Und noch ein Wrestler auf dem Weg zum Ruhm
Man merkt nicht beim morgendlichen Blick in den Spiegel, daß man älter wird, denn an den winzigen Veränderungen der Haut manifesteren sich die Tage nicht. Ein zuverlässiger Gradmesser für das Älterwerden sind aber Filme – insbesondere das Verschwinden von Helden der Jugendzeit. Sie haben mich begleitet, die Seagals, van Dammes, Dudikoffs dieser Welt, und jetzt sind sie nicht mehr präsent – obwohl der eine oder andere ja nicht aufhören kann. Doch das Verschwinden dieser Recken hinterließ ein Loch, welches bisher nur sehr unzureichend aufgefüllt wurde, denn es gibt keine guten und charismatischen Schauspieler mit umfassender Martial-Arts-Erfahrung mehr. Statt dessen versuchen sich Wrestler am Actiongenre, was bisher noch ganz gut klappt – die Zukunft wird zeigen, ob diese Muskelberge den harten Film wiederbeleben können - angesichts des zunehmenden Weichspültrends des PG-13-Ratings zweifle ich daran…
Der neueste Star der WWE auf der Leinwand heißt John Cena. Seine schauspielerischen Fähigkeiten sind eher seagalesk, es dominiert der stumpfe Gesichtsausdruck 1, ab und zu abgewechselt durch Lächeln 2. Also ist klar, welche Richtung das Geschehen nehmen wird. Cena gibt den Ex-Marine John Triton, wegen Befehlsverweigerung entlassen und auf Urlaubsreise mit seiner Frau. Diese wird bei einem Tankstopp von einer skrupellosen Bande von Juwelendieben als Geisel genommen. Aber das macht ja nichts, denn Triton ist ein ganz Harter…und setzt sich sogleich auf die Spuren der Bande, die auch in den Reihen der Polizei noch einen Komplizen hat. Viele Explosionen sind zu überstehen, bevor sich das Ehepaar wieder in die Arme fallen kann.
Die Story orientiert sich an den Geschichten der späten Achtziger Jahre, weist genau die gleichen Logiklöcher auf wie die Vorläufer und dient nur dazu, eine Actionsequenz mit der nächsten zu verbinden. Diese Szenen sind durch die Bank gut gemacht, leider trübt der Einsatz von Computergrafik das Vergnügen teils erheblich. Robert Patrick ist als Bösewicht gut anzusehen, sogar ein klein wenig Humor ist gestattet, aber so richtig hart geht es auch nie zur Sache. Zwar sterben hier und da Menschen, doch meist abseits der Kamera – und auch die Gang hat zu wenige Mitglieder für ein Schlachtfest früherer Zeiten. Aber als darbender Fan ist man ja schon über Kleinigkeiten froh und sieht über Fehler und Fehlendes hinweg, um sich an einem schnellen Actionfilm zu erfreuen. Nettes Detail am Rande: auf der amerikanischen DVD findet sich bei den Trailern auch der des legendären „Commando“ – so schließt sich der Kreis von Muskelmann zu Muskelmann. Kein schlechter Auftakt für John Cena, mal sehen, was die WWE und WWF noch so ins Rennen schicken – 7/10.