„The Thin Man“ war Dashiell Hammetts fünfter und letzter Roman, eine überraschend lockere Krimikomödie nach vorwiegend grimmigen Hard-Boiled-Geschichten wie „Red Harvest“, deren Verfilmung fünf Sequels nach sich ziehen sollte.
Nick (William Powell) und Nora CharlesMyrna Loy) sind ein Ehepaar der High Society, das zusammen mit Pudel Asta in Saus und Braus lebt und nicht zu arbeiten braucht, obwohl Nick früher als Detektiv gearbeitet hat. Doch weder Roman noch Film machen den Fehler Nick und Norah zu echten Snobs avancieren zu lassen: Nora ist eine gute, hilfsbereite Seele, während Nick als Zyniker gerne die Marotten der feinen Gesellschaft spielt und damit parodiert.
Als ein Wissenschaftler und Bekannter Nicks verschwindet, bittet dessen Tochter Dorothy (Maureen O’Sullivan) Nick um Hilfe. Eher widerwillig muss Nick den Fall aufklären, denn Polizei sowie Verbrecher glauben schnell, dass er daran arbeitet, und um seine Ruhe zu haben, muss nun ein Ende her…
Die Verfilmung erschien im gleichen Jahr wie die Romanvorlage und wurde innerhalb von ungefähr zwei Wochen gedreht. Dementsprechend wurde wenig an der Geschichte geändert, bis auf kleine Detailänderungen folgt „The Thin Man“ dem Roman, präsentiert die gleichen Figuren, die gleiche Auflösung und an sich auch die gleichen Stärken und Schwächen wie der Roman. Denn die amüsante Verweigerungshaltung Nicks ist auch die durchaus amüsantere Verweigerungshaltung der Geschichte: An sich ermittelt er kaum, will lieber Drinks in sich reinkippen als den Mörder finden, doch allein sein Ruf setzt Ereignisse in Gang, die Verdächtige in sein Haus bringen, die Täter zu Vertuschungstaten anstacheln etc. Brillant ist Nick trotzdem und wenn er dann gegen Ende des Films tatsächlich aktiver als zuvor ermittelt, dann ist der Täter schnell gestellt.
Insofern bietet die Story nicht mehr als nettes Whodunit, dass eine überschaubare Anzahl Verdächtiger antanzen lässt und deren Verstrickungen den Fall komplizieren, doch die Dichte eines „The Maltese Falcon“ hat „The Thin Man“ nicht. Tatsächlich ist der Film eher als Komödie angelegt, die Detektivgeschichten sowie die damalige Gesellschaft parodiert: Der Schnüffler wider willen ist in die High Society aufgestiegen, fühlt sich da nicht wohl und das zurecht, wie die Partys und Empfänge zeigen, deren Gäste gesellschaftlich akzeptiert, aber auch reichlich schräge Vögel sind, die Nick wiederum mit Freuden traktiert. Ironischerweise ist es tatsächlich so, dass der Kriminell Joe Morelli (Edward Brophy) mehr Anstand und Ehrgefühl zeigt als die meisten Vertreter der Oberklasse.
Abgesehen von der Versoffenheit Nicks (die Prohibition war 1934 gerade frisch vorbei) ist das Ehepaar Charles ein Musterbeispiel an Tugend, gerade Nora als reiche Erbin, deren Charakter ausnahmsweise mal nicht vom Geld verdorben wurde wird als positives Ideal hervorgehoben. Für damalige Verhältnisse ist sie aber erfreulich emanzipiert und so liefern sich die Eheleute charmante Wortgefechte mit treffsicheren Pointen, die den Hauptreiz des Films ausmachen. In Nick und Nora Charles reflektierte Hammett übrigens seine Beziehung zu der Theaterautorin Lillian Hellman.
Das Funktionieren des dynamischen Duos ist William Powell und Myrna Loy anzurechnen, die beim Publikum so gut ankamen, dass sie noch in fünf Sequels als Nick und Nora auftreten durften. Der Rest vom Fest spielt ordentlich, kommt aber nicht gegen die Strahlkraft der Hauptdarsteller an.
Sonderlich komplex oder am Plot interessiert mag „The Thin Man“ nicht sein, doch hinter dieser durchaus gewollten Verweigerungshaltung steckt eine vergnügliche Krimikomödie mit gut ausgeteilten Seitenhieben und pointierten Dialogen.