Rocky Balboa (Sylvester Stallone), der Boxer aus den Arbeitervierteln von Philadelphia, hat es geschafft, dem Schwergewichtsweltmeister Apollo Creed (Carl Weathers) 15 Runden lang im Ring gegenüber zu treten und hat nur knapp nach Punkten verloren. Diese Niederlage steckt Rocky jedoch gelassen weg, sein größter Traum hat sich erfüllt. Viele Experten und Boxfans allerdings halten das Ergebnis für ungerecht und fordern einen Rückkampf. Apollo Creed möchte zudem beweisen, dass er der unangefochtene Champion ist und fordert Rocky auf, erneut gegen ihn in den Ring zu steigen, doch dieser hat erst einmal genug vom Boxen.
Von dem Geld, das Rocky durch den Kampf bekam, können er und seine schwangere Frau Adrian (Talia Shire) fürs Erste gut leben. Rocky bekommt Werbeverträge, stellt sich dabei jedoch wenig geschickt an. Es fällt dem Boxer schwer, eine richtige Arbeit zu finden, außerdem wird das Drängen Creed's auf einen Rückkampf immer größer. Rocky könnte bei einem weiteren Kampf aufgrund von Problemen mit seinem rechten Auge erblinden, nimmt die Herausforderung aber dennoch an. Für beide Männer steht alles auf dem Spiel...
Nach dem sensationellen Überraschungserfolg des Boxerdramas "Rocky" war klar, das früher oder später eine Fortsetzung folgen würde. Bei einem Einspielergebnis von über 200 Millionen Dollar, bei einem Kostenpunkt von etwa 1 Million, wäre etwas anderes schlichtweg undenkbar. Nun waren zwar Fortsetzungen damals noch nicht so in Mode wie heute, doch dass es keine leichte Aufgabe sein würde, zu einem Film wie "Rocky" ein Sequel zu drehen, das konnte sich jeder ausreimen. Um den Fans eine verdiente Fortsetzung der Geschichte zu liefern, schrieb Stallone nicht nur das Drehbuch, sondern schwang sich zum zweiten Male in seiner Karriere auch auf den Regiestuhl. Natürlich waren vielerorts die Befürchtungen groß, dass sich "Rocky 2" zu einem Flop entwickeln würde, doch Stallone hat es allen gezeigt. Erneut konnte man enorme Einspielergebnisse einstreichen, und betrachtet man den Streifen näher, so übertrifft er den Erstling sogar noch.
Im Gegensatz zu späteren Teilen ist "Rocky 2" noch immer bodenständig und versucht nicht, den Boxring in den Vordergrund zu stellen. Hier geht es noch immer hauptsächlich um den Menschen Rocky Balboa und dessen Werdegang vom Niemand zum bekannten Medienstar und Boxer. Dabei schließt der Film genau da an, wo der Vorgänger endet und so erhält man beinahe den Eindruck, dass garkeine Trennlinie zwischen "Rocky" 1 & 2 existiert. Der Film führt die Geschichte nach dem Kampf gegen Apollo Creed fort. Rocky kann sich dank des gewonnen Geldes für kurze Zeit zwar einen gewissen Luxus leisten, doch dieser endet genau so schnell wieder, wie er begann. Nach einem anfänglichen Höhenflug Rocky's holt ihn seine Frau Adrian schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Schnell ist nichts mehr von dem Kampfgeld da und das Paar steht wieder vor dem Nichts.
Alleine schon aus diesem Grund erinnert "Rocky 2" in jeder Einstellung an seinen Vorgänger. Im gesamten Film gibt es nur einen Kampf zu sehen, der Rest besteht aus dem Privatleben des Boxers und erweist sich als überzeugendes Drama. Der Geist des Originals ist hier noch spürbar, auch wenn der Grundtenor nicht mehr ganz so pessimistisch ist. Allerdings ähnelt der Aufbau des Ganzen absolut dem drei Jahre zuvor erschienen Original. Das Geschehen steuert stets auf den großen Kampf am Ende hin, es wird langsam eine Spannung aufgebaut. Apollo Creed wird hier fast schon zum Bösewicht gemacht, der Rocky zu einem neuen Kampf herausfordern will und ihn durch Angriffe in den Medien aus der Reserve lockt. Rocky jedoch will den Boxring zuerst nie mehr betreten, sondern versucht sich mit richtigen Jobs durchzuschlagen.
Auch hier erweist sich "Rocky 2" als interessante Angelegenheit. Wir lernen den Menschen hinter der Figur noch besser kennen, der zwar nicht der Hellste ist, aber stets nur das Beste für seine Familie will. Da Rocky aber nichts anderes außer Boxen kann, wird er letzten Endes doch noch dazu gezwungen, wieder gegen Apollo Creed anzutreten. Auf den Punkt gebracht darf gesagt werden, dass jeder, der bereits den Vorgänger mochte, auch mit "Rocky 2" etwas anfangen können wird. Stallone beweist sich als talentierter Regisseur, der dank einer geschickten Dramaturgie und einem gewohnt guten Drehbuch für sich punkten kann. Das Publikum erwartet ein Wiedersehen mit alten Bekannten wie Paulie, Adrian, Apollo und Micky, alte Probleme, aber auch Ziele und Träume. Dabei hat "Rocky 2" dem Erstling voraus, dass er die Figuren nicht erst einführen muss, sondern man sie schon alle kennt und so gleich zur Weiterführung der Story kommen kann.
Wie Rocky sich den Problemen des Alltags stellen muss, seine Frau schwanger wird und ins Koma fällt, all das wird im Film so dargestellt, dass man dem Geschehen stets interessiert folgt. Das Training Rocky's und der letztendliche Kampf übertreffen die selben Elemente in "Rocky" sogar noch bei weitem, der Schlusskampf gegen Apollo Creed gehört sogar ohne Frage zu den spannendsten Kämpfen der gesamten Reihe. Zwar dürfte er aus der Sicht eines Box-Experten noch immer alles andere als realistisch sein, doch wenn man darüber hinwegsehen kann, erwartet einen ein perfekt choreographierter, extrem spannend eingefangener Kampf der Spitzenklasse.
An der Besetzungsliste hat sich nicht aufregend viel verändert. Die Hauptfiguren aus dem ersten Teil sind allesamt noch vertreten und agieren noch immer glaubhaft. Dieses Mal wurde Sylvester Stallone allerdings klar in den Vordergrund gerückt, während Talia Shire als Adrian und Burt Young als Paulie nicht mehr ganz so sehr Tiefe zuteil kommt. Dennoch sind die Darstellungen überragend. Allen voran natürlich Stallone in der Rolle seines Lebens, doch Shire, Young, Carl Weathers und Burgess Meredith spielen ebenso absolut überzeugend.
Entgegen aller Erwartungen gelingt es "Rocky 2" nicht nur mühelos, an seinen Vorgänger anzuknüpfen, sondern diesen auch zu übertreffen. In diesem Film stimmt fast alles. Die Schauspieler sind gewohnt klasse, die Stimmung ist authentisch und dem Erstling gleich. Wer also "Rocky" schon kennt und gut fand, für den ist der Nachfolger eine unerlässliche Pflicht. Wie Rocky für kurze Zeit einen Höhenflug erlebt, doch dann wieder auf den Boden der Tatsachen zuückkehrt und letzten Endes wieder in den Ring steigt wird in 112 Minuten spannend und bodenständig gezeigt. Stallone hat als Schauspieler, auf dem Regiestuhl und als Drehbuchautor tolle Arbeit geleistet und macht seinen "Rocky 2" zu einem Pflichtfilm.