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Mit "Rocky" wurde der bis dato unbekannte Sylvester Stallone über Nacht zum Star. Da er diesen Boxerklassiker selbst als seinen Geburtsfilm ansieht, übte er beim zweiten Teil gleichzeitig drei Funktionen aus. Das Drehbuch schrieb er im Alleingang, die Regie übernahm er auch und die Rolle des Rocky Balboa kann kein Anderer ausfüllen. Das Budget war dann auch großzügiger bemessen, im Erstling stand Regisseur Avildsen nur eine Million Dollar zur Verfügung, hier waren es gute drei. Nach den gigantischen Einspielergebnissen hätten die Produzenten ruhig noch erhöhen können. "Rocky II" toppte den Erstling locker. Drei Jahre später folgte der nächste Teil und im selben Jahr schaffte Stallone mit "Rambo" den entgültigen Durchbruch. Auch mit seinen über 60 Lenzen ist Stallone heute noch dick im Geschäft. Mit "Rocky Balboa" lieferte er einen glänzenden Abschluss und Februrar 2008 läuft "John Rambo" in den deutschen Kinos an. Geplant sei auch eine Art Remake von Bronson´s "Death Wish" mit Stallone in der Hauptrolle. Ich verlasse mich weiterhin auf unsere Altstars, denn die liefern im Moment die besten Filme ab, sei es im A oder B-Bereich.

Rocky Balboa (Sylvester Stallone) hat den Kampf gegen den Weltmeister Apollo Creed (Carl Weathers), ausser einem demolierten linken Auge, gut überstanden. Creed hat nach Punkten zwar gewonnen, doch Viele sehen Rocky als den eigentlichen Sieger an. Dies schmeckt Creed überhaupt nicht und er fordert eine Revanche. Rocky hat derweil sein ganzes Geld wieder ausgegeben und ist mit Adrian (Talia Shire) verheiratet. Auch erwarten die Beiden ein Kind. Rocky muss daher wieder arbeiten gehen, doch ausser Boxen kann er nichts. Daher lässt er sich von Trainer Mickey (Burgess Meredith) zu einem Rückkampf gegen Creed überreden. Nach einem beinharten Training steht er dem Weltmeister erneut gegenüber.

Das Sequel ist fast ein Abziehbild des Originals, jedoch immer noch sehr realistisch und emotional gehalten. Wurde aus Rocky im Erstling ein Star, so geht es für ihn hier erstmal wieder steil bergab. Sein verdientes Geld gibt es viel zu schnell aus, aus Werbeclips wird er geschmissen, weil er nicht richtig lesen kann und um Adrian und sich zu ernähren muss er die miesesten Jobs annehmen. Die Arbeitswelt ist hart und ausser Boxen kann er nun mal nichts. Auch erwarten Adrian und er ein Kind. So nett und real uns Stallone hier ein Leben auf dem absteigenden Ast präsentiert, trotzdem drückt man hier zu lang auf die Tränendrüse, bevor es ans Eingemachte geht. Adrian verbietet Rocky zu boxen, sie selbst fällt wegen des Kindes ins Koma, um Rocky dann nach dem Aufwachen zu sagen, dass er Creed die Fresse polieren soll. Erst dann kommen wir zum harten Training, wobei Bill Conti´s Score wieder bestens zur Geltung kommt. Das Training gleicht dem Original sehr.

Geboxt wird auch hier nicht viel, ist auch eigentlich nicht Sinn der Sache. Der Film beginnt nämlich mit dem letzten Teil des Boxkampfes aus dem Erstling und erst in den letzten fünfzehn Minuten darf Rocky erneut gegen Creed antreten. Die Choreographie ist noch besser, noch härter als im Vorgänger, auch ist der Endkampf wesentlich länger und an Dramatik und Spannung kaum noch zu überbieten. Sylvester Stallone verkörpert erneut den Boxer Rocky sehr überzeugend mit allen Höhen und Tiefen. Nur gegen Ende rückt er sich selbst doch ein wenig zu stark ins Rampenlicht. Auch die alte Besetzung wie Talia Shire als Adrian, Burt Young als Paulie und Altstar Burgess Meredith als Trainer Mickey Goldmill, welcher hier noch deutlich an Überzeugung zulegt, ist wieder gegeben. Apollo´s Charakter wurde leicht verändert. Er verhöhnt Rocky zwar immer noch in jeder Kunst, jedoch sind bei ihm auch diesmal einige sympathische Züge zu kristallisieren. Er verzichtet auf seine großen Showeinlagen, hat mit bitterböser Fanpost zu kämpfen, wird auch selbst von den Reportern verhöhnt und bricht eine Pressekonferenz sogar ab, als die Reporter in auffordern, über Rocky herzuziehen.

Real, emotional, nur vor dem Training drückt man zu sehr auf die Tränendrüse, daher gestaltet sich der Mittelteil ein wenig zäh. Der finale Boxkampf ist meisterhaft choreographiert, genau als Solches kann man auch Conti´s Score abtun. Auf jeden Fall ein würdiges Sequel, welches dem Original aber nicht das Wasser reichen kann.

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