Es gibt immer einen Rückkampf!
Direkt nach dem Erfolgsoriginal setzt der zweite Teil mit seiner Handlung an. Rocky und Apollo liegen beide, vom Kampf schwer gezeichnet, im Krankenhaus. Doch während Apollo trotz seines Punktsieges auf einen Rückkampf drängt – es gibt viele Zweifler an seinem Sieg – freut sich Rocky eher darauf, ein normales Leben an der Seite seiner Adrian zu führen, die nun seine Ehefrau wird und ihm auch einen Sohn schenkt. Aber Rockys Pläne von einem normalen Leben scheitern, denn er kann nur eines: Boxen. Und so nimmt er Apollos Herausforderung an, schult unter seinem alten Trainer Mickey seine Boxtechnik um, steigt in den Ring und wird nach einem dramatischen Kampf, natürlich über fünfzehn Runden, wieder schwer gezeichnet. Doch der Sieg geht nicht an Apollo…menschlich hat Rocky sowieso schon gewonnen, nachdem ihm Adrian, die bei der Geburt des Sohnes ins Koma gefallen ist, die Erlaubnis zum Boxen erteilt, kaum daß sie wieder erwacht ist. Mit einem solchen Rückhalt kann ein Mann alles tun, was ein Mann so tun muß…
Dem eisernen Gesetz Hollywoods folgend war es klar, daß nach dem unglaublichen Erfolg von „Rocky“ alsbald ein zweiter Film in die Kinos gebracht werden mußte. Und auch dieser konzentriert sich weniger auf den Kampf an sich, obwohl er ihm insgesamt mehr Leinwandzeit widmet, sondern mehr auf das Leben von Rocky, der wiederum als grundsympathischer Mitmensch gezeichnet wird. Er erfüllt sich den Traum des kleinen Mannes: haus, Auto, Frau, Kind – und merkt dann, daß ihm dieser Traum ein paar Nummern zu groß war. So geht es auch vielen Lottomillionären, wie gewonnen, so zerronnen. Das schnelle Geld erfordert einen starken Charakter, und Rocky ist nicht nur im Herzen noch ein Kind. Hätte er nur seiner Frau die Verwaltung seiner ersten großen Börse anvertraut…
Man möchte sofort kritisieren, daß der Film eine dem ersten Teil getreu folgende Spannungskurve hat. Man könnte auf der Kopie des Trainings herumhacken, man könnte so vieles bemängeln, die gleichen Handlungsorte, die gleichen Figuren mit fast den gleichen Sprüchen, aber man muß es nicht tun, denn der Film ist straffer erzählt und verzichtet auf überflüssige Komponenten – man kennt die Leute ja alle, da braucht nicht jeder eine Hintergrundgeschichte. Es ist kein reiner Boxerfilm, eher wieder eine Liebesgeschichte im Boxermilieu, aber das ist auch besser so, denn es gibt viel zu erzählen. Die Szenen im Ring sind hervorragend eingefangen, das Finale dramatisch, wenngleich die fünfzehn Runden mit echtem Boxen so gar nichts zu tun haben. Aber das ist Hollywood, es neigt zu Übertreibungen – und zu Fortsetzungen. Gut ist, wenn diese das Vorbild übertreffen, wenn auch nur ganz knapp, daher hart erkämpfte 8/10.