Mark Robsons ("Lawinen-Express") perfekt inszenierter Film "Erdbeben" zählt zu den Klassikern des Katastrophenfilms, jenem Genre, das in den 70er Jahren scharenweise die Zuschauer in die Kinos lockte.
Bereits 1961 entstand unter der Regie von Mervyn LeRoy "*Der Teufel kommt um 4*" - ein actionreicher Abenteuerfilm, der in satten Farben und im Breitwandformat das Schreckensszenario eines Vulkanausbruchs zum Thema hatte.
Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre sorgte dann Arthur Haileys ("Hotel") Roman "Airport" für den Beginn einer Ära von sogenannten Desaster-Movies, gefolgt von der "Höllenfahrt der Poseidon", "Flammendes Inferno" oder dem "Armageddon"-Vorreiter "Meteor".
Ende der 90er Jahre fand das Genre ein kurzlebiges Revival mit Filmen wie "Volcano", "Dantes Peak" oder "Daylight" und auch im TV erfreuen billig produzierte Katastrophenfilme ein Millionen-Publikum.
"Erdbeben" entstand 1974 in der Hochzeit des Katastrophenfilms und erzählt die Geschichte eines riesigen Erdbebens inmitten der Millionen-Metropole Los Angeles.
Die Erdbeben-Sequenz (die Jahre später teilweise in eine "HULK"-Folge hineingeschnitten wurde) erstreckt sich über mehrere Minuten und zählt zu den Höhepunkten des Films. Tricktechnisch mit heutigen Standards zwar nicht mehr zu vergleichen, entstand so ein perfekt inszeniertes Katastrophen-Szenario, das sowohl in den Außen- als auch in den Studioszenen mit einem realistischen Setting und dramatischer Action voll und ganz überzeugen kann.
Während heutzutage solche Szenarien mittels aufwändiger Computertechnik simuliert werden, wurden damals ganze Straßenstriche und Landschaften eindrucksvoll dem Erdboben gleich gemacht. Die Effekte und das Setting der in Schutt und Asche liegenden Großstadt können sich auch heute noch sehen lassen und halten jedem Vergleich mit späteren Produktionen stand.
John Williams ("Der weisse Hai") sorgte einmal mehr für einen passenden Score, der kraftvoll dynamisch die actionbetonten und dramatischen Momente unterstreicht und auch mit sensiblen Melodien in den ruhigen Szenen zu überzeugen weiss.
Das Drehbuch von George Fox und Mario Puzo ("Der Pate") ist sorgfältig ausgearbeitet. Es hält sich streng an die Regeln des Genre, indem es die wichtigsten Figuren in den Film angemessen einführt, wobei die unterschiedlichen Charaktere für ein hohes Maß an Konfliktpotential und Dramatik sorgen.
Erwähnenswert sei an dieser Stelle auch die hochkarätige Top-Besetzung, allen voran mit den Hollywood-Stars Charlton Heston und George Kennedy, die als unfreiwillige Helden über sich hinauswachsen und gegen die Naturgewalt anzukämpfen versuchen.
Auch nach fast 40 Jahren hat dieser Klassiker nichts von seiner Dynamik und Dramatik eingebüsst und in Zeiten, in denen ein hoch technologisiertes Land wie Japan von der Natur in die Knie gezwungen wird, ist "Erdbeben" brisanter und in seiner Schockwirkung überzeugender als jemals zuvor.
7,5/10