Mit Linienflugzeugen geschah in den 70ern so allerhand Merkwürdiges. Sie krachten ins Meer, flogen ins All, landeten mal unsanft, mal gar nicht und manchmal wurden sie entführt, wo wir dann bei „Skyjacked“ angekommen wären und Charlton Heston genau da weiter macht, wo er bei „Der Omega Mann“ aufgehört hat. Aber hat er jemals wen anders, außer sich selbst, gespielt?
Als Captain Henry „Hank“ O'Hara wurde ihm ein sündhaft teures Linienfahrzeug überlassen, wo sich in der ersten und zweiten Klasse allerhand Klischeefigur tummelt. Na ja, eigentlich nur in der Business-Class, da auf den Normalo kaum Rücksicht genommen wird. Vom US-Senator bis zum geisteskranken Flugzeugentführer ist alles vertreten und als dramaturgisches Bonbon gibt es eine Schwangere oben drauf. Obwohl der erfahrene John Guillermin („Flammendes Inferno“, „King Kong“) auf dem Regiestuhl Platz nahm, darf man hier Spannung mit der Lupe suchen, denn „Endstation Hölle“ (Welch’ weiser deutscher Titel..) kränkelt gemächlich vor sich hin, bietet keinerlei Brisanz, ist dafür aber unfreiwillig komisch.
Kaum ist die Bombenandrohung auf dem Klo eingegangen wird nämlich munter drauflos gerätselt, wer denn nun der Skyjacker sein könnte. Die Dialoge zwischen der Chef-Stewardess und Heston hinterlassen den Eindruck einer ständigen Improvisation, was zu dem Schluss führt, dass hier entweder der Drehbuchautor oder die deutsche Synchronisation gewaltigen Mist gebaut hat. Prächtig hierbei die eingeschobenen Traumsequenzen einer idyllischen Welt, in der Hank im Blumenfeld seine Angebetete munter auf der Schaukel anstupst, was ihr ein herrliches Grinsen in die Fresse zaubert. Ehrlich, ich war begeistert.
Sei es drum, die eintreffenden Forderungen werden Ernst genommen und ein neuer Zielflughafen wird angesteuert. Problematisch, dass dort gerade ein Monsun tobt, der übrigens grundsätzlich nur bei den Cockpitansichten auftaucht, um bei den Außenansichten des Flugzeugs in herrliches Picknickwetter umzuschlagen. Während das Bodenpersonal noch damit beschäftigt ist Heston zu lotsen und tief in den Arsch zu kriechen (Hach, er ist ja so ein dufter Typ..), richtet der sein Gemüt. Das Eiswasser fließt in den Adern, die Aktion scheint bei seiner Professionalität Routine und auch sonst bleibt er die Ruhe in Person.
Da der Film bis hier hin viel zu kurz wäre, enttarnt sich der geheimnisvolle Irre mit politischen Ambitionen, sowie beeindruckenden Bruce-Lee-Parodien und hält gleich die gesamte Besatzung im Schach. Nach Moskau soll es gehen, seine Genossen möchte er begrüßen, also wird aufgetankt. Sein Motiv ist egal, die geistige Verwirrung zählt (Nein, nicht Heston sondern der Entführer…) und eigentlich machen wir uns auch viel mehr Sorgen um die schwangere Frau, die ihr Mutterglück auch bald herauspressen darf, auf das es ohne Klaps und ohne Alles an zu quäken fängt.
Es ist schon belustigend, wie Guillermin, mit dem Kalten Krieg kalkuliert, im russischen Luftraum ständig MIGs hin und her preschen lässt und penetrant auf Hestons Augen zoomt, damit wir wissen: Der Mann kann es, der Mann ist es, der Mann… ok ok ok… Wer ihn kennt weiß, dass er sich nie nehmen lassen hat, die bösen Buben selbst zur Strecke zu bringen und so kommt es dann auch, dass er einmal mehr lächelnd zum Himmel schaut und den Tag gerettet hat. Herrlich…
Fazit:
„Skyjacked“ ist ein recht lahmer Flugzeugthriller, in dem so gar nichts richtig thrillen möchte. Die Inszenierung ist, ohne nennenswerte Höhepunkte, sehr unspektakulär gehalten, die Schauspieler geben bestenfalls durchschnittliche Leistungen ab und da Heston im Cockpit sitzt, weiß jeder, dass er die Sache schon zum Guten wendet. So hat es sich bis dahin immer zugetragen. In diesem Genre gibt es wesentlich bessere, zur selben Zeit entstandene Filme, die sich zwar lieber einer Katastrophe annehmen, dafür aber unterhalten können. Wer hier und da mal herzhaft lachen möchte, ist mit „Endstation Hölle“ trotzdem gut beraten.