Review

Season 1

Das meiste was uns heutzutage als Horrorserien verkauft wird, ist letzten Endes doch bloß eine verwässerte, seichte Abhandlung eines vormals eher den meisten Zuschauern abstoßenden Genres. Junge Vampirjägerinnen im besten identifizierbaren Teenageralter, mystische Trug oder Wahrheit Sendungen - locker aufbereitete, leicht konsumierbare Unterhaltung für die Massen. Selbst eine Serie wie Erben des Fluchs, die an ein reiferes Publikum gerichtet war, konnte dem Begriff Horror nicht wirklich gerecht werden. So ist als wirklich gelungene, echte Horrorserie nur die Geschichten aus der Gruft Reihe in Erinnerung geblieben, wenn auch durch das schwarzkomödiantische Element im Faktor Horror abgemildert. Aber dies ist auch schon lange her. Horror ist massenkompatibler geworden, doch findige Produzenten (oder einflussreiche Freaks) dachten sich das man wieder zurück zu den Wurzeln des Genres gehen sollte. So entstand wahrscheinlich die Idee der Reihe Masters of Horror. Das Konzept ist einfach: erfahrene und bekannte Regisseure von Horrorfilmen verfilmen ihre eigenen Drehbücher oder die bekannter Schreiberlinge, der Inhalt: ihre inständigsten Träume oder besser gesagt ihre unanständigsten Alpträume! Einzige Beschränkungen: alles im Rahmen des Budgets, eine Lauflänge von rund einer Stunde und maximale Drehdauer von 10 Tagen. Ansonsten hatten die Regisseure (thematisch) völligen Spielraum - sprich: wohin und wie weit sie gehen wollten war ihnen überlassen!

Da vorab kein moralischer Zeigefinger da war der Grenzen setzte, war die Chance gegeben mal wieder echten Horror zu zeigen. Doch bis auf einige Ausnahmen ist die Serie doch massentauglicher und konventioneller geworden, als wie sich manch einer wohl dachte. Nicht das es nicht einige recht heftige Sauereien geben würde, nein. Doch thematisch hätte man da einiges mehr rausholen können, wirklich bedrohliche Horrorstimmung kommt eher selten auf. So bleibt die Serie hinter den Erwartungen eingefleischterer Freunde des Grauens zurück - wenn auch die meisten, eher “ungeübten” Zuschauer sicher einige Male offene Münder hatten, wurden für eine TV-Reihe mal wieder ordentlich F/X (von zwei Herren der ehemaligen Spezialeffektschmiede KNB) aufgefahren. Letzten Endes waren dann zwei Episoden der Meinung von Verantwortlichen nach doch wohl zu viel für das Fernsehpublikum. Die Folge von Dario Argento wurde in einer Szene geschnitten, die von Takashi Miike gar erst nicht ausgestrahlt…

Folgend nun Inhaltsangaben und Kurzkritiken zu den einzelnen Episoden:

Episode 1 - Don Coscarelli - Incident on and off a Mountain Road
Eine junge Frau, völlig neben der Spur, gerät auf einer einsamen Bergstraße von selbiger und kracht in ein mitten auf dem Weg stehendes Auto. Konnte sich die verletzte Person mit Mühe und Not noch in die Böschung retten? Blutspuren lassen darauf schließen, eine im Dickicht auftauchende Gestalt das unbekannte Unfallopfer? Leider, so muss die Frau feststellen, handelt es bei der aus dem Halbdunkeln tretenden Person um einen kalkgesichtigen Hinterwäldler mit großen Messern und noch größerer Statur. Dieser ist nur darauf aus verunglückte Autofahrerinnen mit einem Bohrer die Augen auszustanzen und sie gekreuzigt rings um sein Haus zu drapieren. Es folgt eine mörderische Hatz durch den Wald, doch der Überlebenswille der Frau ist groß und ihr Wissen um Selbstschutz noch größer…

Don Coscarelli dürfte den meisten als Regisseur der Kultreihe Das Böse bekannt sein. Doch einzige Parallele zu diesen Filmen ist, das der “Große Mann” (Angus Scrimm) als wirrer Gefangener des Hinterwäldlers auftritt. Leider hat Scrimms Rolle mehr Inventarfunktion, denn wirklichen Sinn für die Entwicklung der Geschichte. Zumindest assoziiert man zu dieser Figur den Namen Coscarelli. Ohne das Erscheinen von Scrimm würde man, wüsste man es nicht besser, nur schwer glauben das gerade der Erschaffer des “Großen Mann” diese Episode drehte. Denn hier weicht der Regisseur doch total von seinen Stil der bekannten Das Böse Filme ab, jedoch ist ihm diese ungewohnte Gangart recht gelungen. Temporeich geht es daher, wird die Frau im Dunkeln durch den dicht bewachsenen Wald gehetzt. Es blitzt und donnert dabei, der Regen strömt - atmosphärisch kommt schon wo beklemmender Überlebenskampf auf. Auch wenn einen später in der Hütte Knochengerüste oder ähnlich morbide Einrichtungsgegenstände erwarten - das gehört wohl einfach zu solchen Szenarien dazu. Diese dem Genrefreund altbekannten Stilmittel dürften das einzige “Manko” neben dem Fiesling sein, kommt er mir doch trotz seines ausgewalzten Drang zum Sadismus nicht nur optisch ein wenig blass rüber. Dafür entschädigt Drehbuchautor Joe R. Lansdale mit einem schönen Storytwist, der auf die in Flashbacks eingeschobene Vorgeschichte - die Entwicklung der Ehe der Frau mit ihrem Mann in der Wildnis - aufbaut. Keine nervige Teenagerin - eher eine an The Descent erinnernde Powerfrau - hat hier die Hauptrolle; woraus die ihre Energien zieht wird im Verlauf geklärt. Trotz dieser Vergangenheitsbeleuchtung ist der Film insgesamt angenehm dialogarm und mehr auf spannende Hinterwäldlerstimmung aus. Was hier die Bohrmaschine für einen Hintergrund hat, das erfährt man nicht - wie sie funktioniert aber schon! Trotz hier vorzeitigen Abblendens weist die Story doch einige Härten auf, da wurde ein guter Mittelweg auf dem Horrorpfad gefunden. Trotz Stirn runzelnd lassendem Ende insgesamt ein stimmiger Auftakt. (7/10)


Episode 2 - Stuart Gordon - Dreams in the Witch House
Ein Student der interdimensionalen String-Theorie ist auf der Suche nach einem ruhigen und billigen Zimmer wo er ungestört seinen Forschungen nachgehen kann. Doch Ruhe findet er in seinem neuen Heim - einer Dachkammer eines heruntergekommenen Hauses - nicht wirklich, wird von Ratten mit menschlichen Gesichtern gestört, die Räume weisen faszinierend unwirkliche Ecken auf und wenn er nicht gerade mit seiner Nachbarin anbändelt, wird er von einer Hexe aus einem Paralleluniversum becirct. So langsam scheinen Realität und Fiktion zu verwischen. Ist Magie im Spiel oder ist er einfach nur mit seinen Gedanken zu tief in der Materie?

Im Gegensatz zur Coscarelli Episode geht Stuart Gordon seinen Film gewohnt langsam an, steigert sich dann immer mehr, bis er in einem wahnwitzigen Finale endet. Vom Aufbau her erinnert der Film an z.B. Re-Animator, Kenner wissen also was sie erwartet: verschrobene Charaktere, Blut und jede Menge schwarzer Humor. Bei einer Vorlage von H.P. Lovecraft konnte ja auch nicht viel schief gehen - Regisseur Stuart Gordon und er sind ja ein eingespieltes Team. Es fehlt scheinbar(!) nur ein Charakterdarsteller wie Jeffrey Combs um die Rolle des Studenten adäquat zu füllen. Nicht das Ezra Godden (den man aus Dagon kennt) keine gute Sache macht, ja vielleicht hätte Combs gar Probleme gehabt die sympathische Seite an dem Studenten hervorzuheben. Jedenfalls ist Goddens langsames abdriften in den Wahnsinn aber immer noch so überzeugend gespielt, so das dieser “Verlust” nur eingefleischten Combs-Fans aufstoßen sollte. Wie gesagt ist der Aufbau der Geschichte altmodisch langsam und zunächst noch scheinbar harmlos. Zwar gibt es einige schräge Gestalten wie den Opa der sich selbst geißelt, auch Dinge wie die unsymmetrischen Wände oder die Ratte mit Gesicht sind noch eher phantastischer Art ohne wirklich Grauen zu erzeugen. [Vielleicht mögen manche Elemente wie das Paralleluniversum gar wirr erscheinen, Gordon schafft es aber sie sorgfältig ins Storygeflecht einzuknüpfen]. Jedoch wird konsequent auf den Schluss gearbeitet und dieser wartet dann mit einigen kurzen, sehr gelungenen Effekten auf; einer davon erinnert ungemein an Tanz der Teufel, der andere an einen Science-Fiction Klassiker. Trotz seines langsamen Aufbaus ist die Stimmung von vorne herein dicht und wie sich die Geschichte entfaltet, so entfaltet sich auch immer mehr der Horrorgehalt. Da stören manch schwache CGI Effekte wie die etwas doof aussehende Ratte mit menschlichem Gesicht weniger, auch die kaleidoskopisch anmutende Farbspielerei um das sich auftuende Paralleluniversum mag die tolle Atmosphäre kaum trüben. Schließlich passt alles noch wo in den Kontext der Geschichte; was wäre diese, würde hier nicht das Necronomicon auftauchen oder der Student von der Miskatonic Universität kommen? Insgesamt bekommt man einen typischen Gordon mit vielen Stärken und wenig Schwächen zu sehen. (Mit Fanbonuspunkt (9/10))


Episode 3 - Tobe Hooper - Dance of the Dead
Ein fröhlicher Kindergeburtstag mitsamt Luftballons und Seifenblasenidylle - dann das Unerwartete: der Himmel verfärbt sich und ein schwerer, unheilschwangerer Sturm zieht auf. Kurze Zeit später müssen diejenigen, die sich mühevoll ins Haus retten konnten ansehen, wie diejenigen, die es nicht schafften, qualvoll in dem atomaren Sturm zerblättern. Schnitt. Hauptprotagonistin ist das junge Mädchen Peggy, eine Überlebende des vom Atomschlags zerstörten Geburtstags. Zusammen mit ihrer Mutter betreibt sie einen kleinen Imbiss, ihre Schwester und ihr Vater längst vom Tod gezeichnet. Ein scheinbares Idyll in einer von Mutanten und Anarchisten besiedelten post-apokalyptischen Stadt. Das leicht naive Mädchen ahnt aber nicht, was wirklich tief im inneren des Hexenkessels vor sich geht; so weggesperrt und einsam geht sie noch Gedanken um einer besseren Welt nach. Als sie einen jungen Draufgänger kennen lernt, sind wiederbelebte Körper die zur Belustigung der Überlebenden tanzen müssen noch die harmloseste Morbidität die sie außerhalb ihrer schützenden vier Wände kennen lernt…

Trotz wilder und rasanter Inszenierung fehlt dem Film vor allem Substanz und Atmosphäre um ihn noch als einigermaßen goutierbaren Beitrag der Reihe empfehlen zu können. Hooper schafft es einfach nicht ein wirklich post-apokalyptisches Szenario aufzubauen - Grundidee des Filmes, daher zusammenfallendes Grundelement. Trotz markanter Merkmaler typischer Endzeitfilme wie rebellierenden Jugendlichen ohne Zukunft die Rentner überfallen, marode Bauten um die herum brennende Fässer stehen oder kaltherzig agierenden Säuberungstruppen wirkt alles zu steril und auf zu poppig getrimmt um wirklich zu wirken. Schnelle, ja gar hektische Bildabfolgen in verwischender Technik, eintöniger New Metal Sound und charakterlose Darsteller ohne nötigen Pep, die sich inmitten der wilden Flut des Szenarios eher farblos bewegen, geben den Eindruck einer sehr sterilisierten Form jugendlich anbiedernder Machart. Selbst Robert Englund als MC der Diskothek “Doom Room” kann trotz gewohnt dämonisch anmutender Präsenz nicht wirklich zum Gelingen beitragen, hebt sich aber dennoch vom übrigen darstellerischen Teenager-Einheitsbrei ab. Auch die prä-apokalyptischen Bilder des Kindergeburtstages bei dem sich Hautfetzen von den Kindern lösen und die schiere Verzweifelung in deren Augen sichtbar ist, steht weit über dem restlichen Gesamteindruck. Doch obwohl diese kurzen Szenen vielleicht die meiste Horroratmosphäre der gesamten Reihe bieten - da realistisch und vorstellbar - entschuldigen sie dennoch nicht für die restliche blutleere und ideenlose Inszenierung, welche kaum einen Hauch Faszination ausstrahlt. Bisher die schwächste Folge, hoffentlich die schlechteste. (3/10)


Episode 4 - Dario Argento - Jenifer
Ein fest im Leben verankerter Polizist mit Frau und Kind rettet während seiner Mittagspause eine weibliche Person kurz vor ihrer Exekution durch einen schier verzweifelten Mann. Was ihm sofort auffällt und ihn in ihren Bann schlägt: das Wesen vereint Schönheit und Biest - ein wunderbarer, makelloser Körper mit einem entstelltem, abschreckendem Gesicht. Doch die Faszination überwiegt der Abscheu, Mitleid der Gefühlskälte. Seine Familie ist entsetzt als er diese “Frau” aus der Nervenheilanstalt zu sich nach Hause holt, als sie deren Hauskatze verspeist verlassen sie ihn ganz. Doch trotz gesundem Menschenverstandes kann er sich nicht von ihr lösen, entwickelt gar eine Obsession für sie. Doch die Befriedigung die sie ihm aber verschafft steht zu keinem Verhältnis zu deren “abartigen” Appetit auf Fleisch; das Schicksal nimmt seinen Lauf…

Dario Argento verzeiht man am wenigsten das er von seinem üblichen Stil abweicht, hier wäre - ruft man sich seine vorherigen Arbeiten ins Gedächtnis - eindeutig mehr drin gewesen! Der wohl mit Abstand besten Regisseure des italienischen Films hat hier eindeutig zu wenig seiner typischen Arbeiten, respektive seiner Art Filmen eine visuelle Note zu geben, eingebracht. Dies mag man kritisieren, sollte ihm aber zu Gute halten das er zumindest einer der wenigen Regisseure ist, die hier das Angebot wahrnahmen sich “austoben” zu dürfen. Der bekanntlich nicht recht zart besaitete Argento nahm die Chance zum gegebenen Experiment - sicherlich auch als anders an die Materie Film gehender Europäer - wahr. Vielleicht war die Arbeit experimenteller Art, vielleicht wollte er sich ja nach seinem von den Kritiken zerrissenen The Card Player auch wieder einmal richtig “austoben”? Weg vom virtuosen Bilderrausch, einfach mal ein schnell herunter gekurbeltes Spaßprojekt mit einer Menge Möglichkeiten Spezialeffekte zu verwenden. Unter diesem Gesichtspunkt durchaus gelungen, dies ist mit Sicherheit eine der in Auswalzung von Gewalt deutlichsten Arbeiten Argentos, wenn auch durch die eher unrealistische Geschichte und seltsame Darstellung des Kannibalenmädchens nicht die härteste. Hier darf die Spezialeffektgruppe eindeutig ihr Können unter Beweis stellen, ist vielleicht heimlicher Star dieser Episode und schickt Argento quasi auf die Ersatzbank. Er hat dort mehr Trainerfunktion, doch das Spiel bestimmen andere. Bisweilen legten sich die Maskenbildner so ins Zeug, das eine Szene in einer Nahaufnahme - der eines abgefressenen Lendenteils(!) eines lebenden(!!) Kindes(!!!) - für das Fernsehen geschnitten wurde. Trotz dieses Schnittes weist diese Episode bisher den höchsten Blutgehalt auf, fällt aber visuell und dramaturgisch weit von anderen ab. Besonders aufstoßend das ausgerechnet Dario Argento sich hierfür verantwortlich zeigt. Insbesondere die Geschichte drum herum bleibt für seine Verhältnisse ziemlich blass und vorhersehbar - schon als nur halbwegs geschulter Kenner erahnt man schnell wie der Film enden wird. So verwickelt sich der Ablauf in logistische Ungereimtheiten und menschliche Fehlverhalten, wie sie eigentlich in einem nur mäßigen Script vorkommen dürften. Dieses zulassen erzähltechnischer Mängel muss man Argento leider vorwerfen. Sehr gefallen tut hingegen die gewohnt stimmige Soundkulisse von Claudio Simonetti, die teilweise noch die Stimmung retten kann und für einige Momente sorgt. Wenn auch die essentiell so unvergleichliche Handschrift fehlt - in manchen Szenen, wie z.B. der Verfolgungsjagd durch den Wald, schimmert der unverkennbare Stil des Regisseurs schon noch durch. Dies sind dann aber visuelle Höhepunkte des Films, ist man nicht nur auf die sonstigen optischen Stimulationen Sex und Gewalt aus. Davon gibt es hier nämlich reichlich. Wer also auf viele reißerische Szenen ohne großen Tiefgang aus ist, oder aber sich damit anfreunden kann das dieser wahre Meister des Horror erzähltechnisch etwas “fremd geht”, dem wird auch Jenifer gefallen. Mutig, mutig - aber vielleicht nicht das was man erwartet hätte. (5/10)


Episode 5 - Mick Garris - Chocolat
Ein Mann erzählt der Polizei rückblickend seine Geschichte, eine Geschichte um die eigenen Gefühle und die Gefühle einer anderen - Gefühle die ihm fremd sein müssten, es aber nicht waren. Der Laborant Jamie lebt geschieden von seiner Frau, getrennt von seinem Sohn und wie sein Leben ist auch seine Gefühlswelt zerrissen. Eines Nachts hat er eine - so glaubt er Anfangs - Eingebung. Er hat das unstillbare Verlangen nach Schokolade, doch es bleibt nicht dabei. Immer mehr fühlt er sich zeitweise in dem Körper eines anderen, wie sich heraus kristallisiert im Körper einer Frau. Anfangs irritiert, später erigiert davon leidet er Emotionen mit, fühlt Befriedigung, Hingabe. Natürlich ihm eine willkommene Abwechselung in seiner leeren Welt, wenn auch nicht steuerbar und immer passend. Man(n) kann sich aber arrangieren. Doch als eines Tages die Frau einen Schicksalsschlag erleidet, beginnt er diese zeitweise auftretenden Schübe nicht mehr zu lieben, will den Menschen dahinter kennen lernen und macht sich so auf die Suche nach der Frau…

Mick Garris ist der Initiator der Masters of Horror Reihe, den Horrorfreunden am bekanntesten dürfte seine ordentliche Stephen King Verfilmung Schlafwandler sein. Mit Chocolat verfilmte er sein eigenes Drehbuch, neben der Hooper Episode bisher die am meisten vom eigentlichen Horrorgenre abweichende Geschichte, jedoch weitaus besser. Freunde des phantastischen Films, die nicht nur auf rohe Gewalt aus sind und auch gerne mal eine raffinierte Geschichte mit psychologischem Hintergrund mögen, sind in dieser Episode, welche mehr an eine Twilight Zone Folge erinnert, wohl am besten aufgehoben. Eine Geschichte über die Grenzen auslotenden Sinne: Geschmack, Gehör, Sehen, Fühlen - wahrhaft audiovisuell (alp)traumhaft eingefangen. Es ist vor allem der tollen schauspielerischen Leistung von Henry Thomas und der fabelhaften Kameraarbeit von Attila Szalay zu verdanken, das diese Momente der innigen Verbundenheit so eindrucksvoll rüber kommen und sehr zum funktionieren der Geschichte beitragen. Quasi eine verschärfte und erwachsene Variante von Mel Gibsons Was Frauen wollen, jedoch mehr die tragische Seite dieser „Gabe“ heraus arbeitend. Klar ist es schon wo witzig, spürt Jamie den weiblichen Orgasmus gerade als seine Ex-Frau mit Kind überraschend das Schlafzimmer stürmt, doch im Verlauf des geschickt aufgebauten Films kann man förmlich die psychische Belastung dieses seltsamen Empfindens mitfühlen. Das es wo zum Eklat kommen muss, das wird einem ja schon direkt in den anfänglichen Bildern des Verhörs klar gemacht. Der Weg dahin ist zwar linear vorgeschrieben, jedoch kommen die immer wieder eingeschobenen Visualisierungen genauso abrupt wie spannend daher, so das man nie das Gefühl hat den Verlauf bis zum Ende zu erahnen. Wahrlich eine sehr „gefühlvolle“ Episode mit pfiffiger Pointe am Ende. Auch wenn es wie gesagt kein Horror ist, es reicht immerhin für gute (7/10).


Episode 6- Joe Dante - Homecoming
War der Irakkrieg eine Lüge? Wurden massenhaft Soldaten unnötig verheizt? Wir werden es nie erfahren! Was wäre aber, würden die toten Soldaten wieder auferstehen und die Wahrheit verkünden? Erzählen was wirklich dort los gewesen ist? In einer Fernseh-Talkshow, in der heiß über den Irakkrieg debattiert wird, gibt ein nachdenklicher Demokrat diesem Wunschgedanken gesprochene Worte. Eine faszinierende Idee, welche die politische Machtsituation völlig umkrempeln würde. Seine Worte finden Anklang, doch nicht nur die Lebenden haben scheinbar diese Fernsehaussprache gehört. So kehren die Toten wieder. Und sie erheben sich - doch ihre Rebellion ist friedlich, sie wollen ihren Unmut lediglich durch wählen gehen kundtun. Natürlich entbrennt ein heißer Machtkampf zwischen den Republikanern, Demokraten und den Wiederkehrenden - schließlich steht mehr als nur die Klärung der Schuldfrage um Sinn oder Unsinn des Krieges auf dem Spiel…

Joe Dante verstand es schon immer gut Horror mit Humor zu würzen, wer kennt nicht seine Erfolgsfilme Das Tier, die beiden Gremlins Teile oder Meine teuflischen Nachbarn? So verwundert es kaum das Dante auch in dieser Episode Masters of Horror wieder einmal einen bitterbösen Cocktail mixt. Dazu greift er die Zombiethematik auf und kombiniert diese mit politischer Satire! Zombies im weißen Haus, wollte da ein gewisser Brian Yuzna nicht einen Re-Animator Teil mit ähnlicher Story machen? Da kam ihm aber der Herr Dante zuvor! Dessen politische Richtung ist durch viele Verweise - nie aber direkt - klar gegen das Bush-Regime gerichtet. Man achte allein schon auf das Autokennzeichen am Anfang: BSH BABE - eindeutig als “Bushs Puppe” zu interpretieren. Auch die typischen Machtkampfphrasen, die gelaufene Wahlmanipulation oder die zynischen Fernsehinterviews weisen klar auf die tatsächlichen Ereignisse kurz vor der letzten Wahl hin. Ich bestreite auch nicht das Dante hier schon geschickt die satirischen Elemente mit der Zombiethematik verwoben hat - aber ehrlich gesagt war mir diese Episode viel zu politisch und bot außer der Grundidee mit den auferstehenden getöteten Iraksoldaten kaum Horrorelemente. Sicherlich ist Dante fähig diese Genres zu mixen, die Grundidee ist ja auch an sich nicht verkehrt, doch wirklich fesseln konnte sie einfach nicht. Dafür war sie bis auf wenige Augenblicke ziemlich unspannend; einzig die anfängliche Szene der Auferstehung der Zombies im Militärstützpunkt oder das fast apokalyptisch anmutende Ende boten intensivere Stimmung. Aber als die halb verwesten Kameraden Kameraansprachen gegen den Krieg hielten, in die Wahlkabinen wankten oder mit Mutti über das Handy kommunizierten - das war dann doch ein wenig zu grotesk. Auch bot die Rahmenhandlung nicht viel mehr außer politisches Hickhack und eine klar zum Scheitern verurteilten Beziehung zwischen einem Demokraten und einer Republikanerin. Politisch mehr interessierte Personen oder Horrorfreunde die keinen Horror sehen wollen sollten mal einen Blick riskieren. (3/10)


Episode 7 - John Landis - Deer Woman
An einer von Truckern bevölkerten Gaststätte wird ein jungen Pärchen im inneren eines LKW völlig zerfleischt aufgefunden. Die DNA-Spuren deuten auf eine Tierattacke hin, die Vorhergehensweise ist jedoch menschlicher Art. Der ermittelnde Polizist stößt während seinen Nachforschungen auf die indianische Legende der “Hirsch-Frau”. Diese ist laut Mythologie ein Zwitterwesen, die obere Hälfte des Körpers ziert eine reinrassige Indioschönheit, deren Beine sind aber Kufen eines Hirsches. Während sich die Ermittlungen schleppen, scheint die “Hirsch-Frau” weiter zu morden…

Um Horror und Humor perfekt zu verbinden braucht man keinen Joe Dante. Ebenso erfolgreich mit Verquickung dieser Stile ist John Landis. Man verweise auf seinen Kultfilm American Werwolf, ebenfalls gelungen das mit Werwolf- und Zombiemotiven aufwartende Musikvideo Thriller. Auch noch sehenswert - da schließt sich auch schon der Schaffenskreis was Horrorfilme des Regisseurs angeht - ist der Vampirfilm Bloody Marie. Dies liegt aber auch schon knapp 15 Jahre zurück. In der restlichen Zeit drehte Landis eigentlich nur Komödien. Ob er nun sein Handwerk verlernt hat kann man nicht wirklich sagen, es ist eben lange her das er sich dem Genre Horror gewidmet hat. Das sein Beitrag aber nun kein reinrassiger Horrorfilm werden würde, das dürfte jedem von Anfang an klar gewesen sein. So nutzt er Elemente aus seinen beiden einzigen Horrorfilmen um daraus etwas neues, aber nichts wirklich innovatives zu basteln. Zum einen findet sich das Motiv des Zwitterwesens - halb Mensch, halb Tier - (American Werwolf) wieder, zum anderen muss dessen Part hier eine rachsüchtige Frau (Bloody Marie) übernehmen. Im Vergleich zu den Vorbildern bleibt die Gestalt aber gesichtslos, erfährt keinerlei Charakterisierung. Nicht einmal über ihre Motive erfährt man etwas. Man kann höchstens anhand ihrer Opfer wie Umwelt verpestender Trucker oder Tiere tötender Metzger einen Rachefeldzug der Natur hinein interpretieren. Wäre da zumindest noch eine Identifikationsfigur! Leider bleibt auch das ermittelnde Polizeigespann ziemlich blass, da hat selbst die schöne Indiofrau mehr Farbe im Gesicht. Auch wenn deren Auftritte eher unspektakulär sind, da vor den Morden immer ausgeblendet wird - sie haben allemal mehr Atmosphäre als die langweilige Polizeiarbeit. Wenn sie sich nicht gerade mit dem Polizeichef Einhorn(!) herum schlagen, quatschen sie mit der örtlichen Pathologin deren fetter Nasenring sicher mindestens genauso schwer ist wie die Werkzeuge mit denen sie in den annehmbar zugerichteten Leichen rumwühlen darf. Trotz manchem Einsatz von Latexsauereien gibt es weitaus weniger Effekte zu sehen als in dem ohnehin schon recht harmlosen Chocolat. Ob keinerlei wirklichem Bezug zum Horrorfilm war dieser auch spürbar spannender. Denn da die indianische Schönheit schon Anfangs gezeigt wird, kommt natürlich keine Spannung auf, der Mörder bekannt und präsent. So versucht der Landis auch erst gar nicht Spannung aufzubauen, bringt dafür umso mehr Humor ein. Unter anderem lässt er in Visionen des ermittelnden Polizisten über den möglichen Tathergang eine Frau mit einem Hirschbein auf einen Mann einprügeln, gibt seinem Protagonisten tierische Namen wie Einhorn oder baut in die Hintergründe der Sets Verweise auf die Hirschfrau ein, die (natürlich) von allen außer dem Zuschauer übersehen werden. Also Horror Light quasi. Ich fand es nicht sonderlich prickelnd, da eben mehr oder weniger eine Stunde lang keine Spannung aufkommt, lediglich das Ende bot ein paar Minuten etwas Abwechselung. Was man Landis zugute halten muss ist das der Humor hier beabsichtigt war - wirklich gezündet hat er aber nicht. Und wieder eine Folge die aus dem Raster der sonstigen Folgen heraus fällt. (4/10)


Episode 8 - John Carpenter - Cigarette Burns
Ein fanatischer Sammler von obskuren Filmen beauftragt einen ebenfalls vom phantastischen Film besessenen Undergroundkinobesitzer, der dafür bekannt ist jedes noch so verschollene Stück Zelluloid aufzutreiben, mit der Suche nach dem schier unauftreibbaren Film Le Fin Absolute du Mondo. Dieser soll so die Grenzen des Erträglichen und Vorstellbaren sprengen, ein Film der so an die Substanz geht, das die meisten Seher nach “Genuss” dieses Streifens in der geschlossenen Anstalt landen würden. Voller Schulden und Elan begibt sich der Beauftragte auf die Suche nach diesen sagenbehafteten Kinorollen - doch allein der Weg bringt ihn bis an die Grenzen seines Verstandes…

Eindrucksvoll beweist John Carpenter das er noch immer zu den ungekrönten Meistern der Horrorunterhaltung gehört und definitiv in der ersten Liga mitspielt. Klar hat auch dieser Mann Aussetzer gehabt, doch ist sein Beitrag zur Serie mit einer der qualitativ hochwertigsten - wenn auch die Geschichte starke Parallelen zum ebenfalls starken Die Mächte des Wahnsinns aufweist. Aber dies ist verzeihbar, kopiert Carpenter doch nicht, sondern fügt der Grundidee neue Impulse hinzu und schafft es bisweilen sogar an die Intensität der „Vorlage“ heran zu kommen. Dies vor allen in den letzten zehn Minuten, in denen das Film im Film Konzept seine wahrlich diabolische Intention perfektioniert und den Zuschauer mit offenem Mund zurück lässt. Der Pfad des Wahnsinns erschließt sich dort nicht nur den unvermeintlich ins Verderben rennenden Hauptcharakteren - optisch und erzähltechnisch eines der eindrucksvollsten Enden eines Horrorfilms seit langem! Die Auswahl der beiden Hauptdarsteller - Udo Kier als beseelter Sammler und Norman Reedus als traumatischer Kinobesitzer - ist gut gewählt, wenn auch von der Grundidee der bereits geistig vorherrschenden Löchrigkeit der Charaktere Norman Reedus einem Sam Neiil (der beauftragte Kundschafter bei Die Mächte des Wahnsinns) nicht wirklich das Wasser reichen kann. Trotzdem ist dessen Part gut gespielt, bringen vor allem Reedus Augen doch einen unabwegig ehrgeizigen Blick auf. Im Verlauf der Geschichte treibt ihn dieses Verlangen den eingeschlagenen Weg zu Ende zu gehen gar über den normalmenschlichen Drang seine Existenz zu sichern hinaus. Während er also Stück für Stück Puzzleteile des Geheimnisses um den Film sammelt und dabei auch an einen „Snuff“ Filmer gerät, verliert er sich immer mehr aus den Augen. Eine Folge der Aufarbeitung seiner Vergangenheit oder zerstörerischer Einfluss durch den Film? Dies lässt Carpenter offen und gibt dem Zuschauer die Möglichkeit sich seinen eigenen Reim auf die Geschehnisse zu machen. Noch mehr als wie bei Die Mächte des Wahnsinns bietet sich thematisch diese Episode an, mit dem Medium Film zu jonglieren. Was wäre Carpenter nicht, würde er also hier nicht subversive Stilmittel verwenden und so dieser Episode seine besondere Note aufdrücken? Unter anderem verwendet er die berühmten „Brandlöcher“ für Schockeffekte im Ring Stil, aber auch zur Verwischung von Realität und Fiktion. Oder ist ein Filmvorführer dabei seine private Sammlung mit Schnipseln von Kinorollen aufzuwerten, so entsteht der Eindruck Carpenter würde während dieser Szenen selber einzelne Bilder heraus schneiden. Auf jeden Fall geht der Regisseur hier mehr als gewohnt visuell denn akustisch vor. Für sein elementares akustisches Stilmittel - pianistisches Geklimper - ist ausnahmsweise mal dessen Sohn verantwortlich. Dessen Score kommt leider nicht an die gewohnte Klasse seines Vaters heran, schadet dem Film aber keinesfalls. Auch recht ungewohnt für John Carpenter ist der hohe Blutgehalt, wenn auch nur auf wenige Szenen wie in die an 8MM erinnernden „Snuff“ Szene beschränkt und dann noch mal besonders stark im Finale zur Geltung kommend. Vor allem der Tod von Udo Kier ist recht kreativ und visualisiert perfekt den ausgehenden Wahnsinn des Stückes Le Fin Absolute du Monde. Eine der Folgen wo am klarsten purer Horror erzeugt wird! (9/10)


Episode 9 - William Malone - Fair Haired Child
Die 13 Jahre junge Tara lebt in ihrer eigenen Traumwelt, wird daher von ihren Mitschülerinnen als “Freak” abgestempelt. Auf ihrem Nachhauseweg von einem Auto gerammt, schleift sie der Fahrer ins Innere und betäubt sie. Alles nur ein Traum? Immerhin wacht sie in einem Krankenzimmer auf, eine Schwester neben ihr wachend. Doch die scheinbare Idylle täuscht, die “Krankenschwester” verhadert sich in Falschaussagen, ein Anruf bei ihrer Mutter kann ihr in dieser unbequemen Situation auch nicht helfen. So nimmt sie ihr Schicksal in die eigenen Hände - pardon Beine, flüchtet aus dem Zimmer und findet sich in endlosen Weiten eines riesigen Herrenhauses wieder. Ihre Flucht ist jedoch nur von kurzer Dauer, wild um sich tretend wird sie von den mysteriösen Besitzer in den Keller gesperrt. Dort trifft sie auf einen Jungen der sich momentan - auch keinen Ausweg sehend - erhängen will. Mit Mühe und Not kann sie ihn abknüpfen, gemeinsam machen sie sich auf einen Ausweg zu suchen. Doch die dutzenden Warnhinweise vor dem “Fair Haired Child”, auch jede Menge Rucksäcke und Knochenfunde lassen nichts gutes hoffen…

Ohne Frage war das Remake zu House on Haunted Hill ein großartiger Genrebeitrag, Fear Dot Com dafür umso unbedeutender. Viel mehr bekanntes hat Regisseur William Malone nicht wirklich vollbracht. Was in aller Herrgottsnamen machen dann solche Leute zwischen mehr oder weniger wahren Horrormeistern? War da Gefälligkeit im Spiel? Wie dem auch sei, ich war ob der bisherigen filmischen Extreme des Regisseurs insgesamt positiv überrascht. Im Gegensatz zu den meisten der anderen Episodengeschichten ist diese nun wirklich einmal sehr unvorhersehbar und zieht ihren Reiz weniger aus der nach und nach aufgedeckten Hintergrundgeschichte des Fair Haired Child, denn mehr ihrer bisweilen wahrlich alptraumhaften Visualisierung. Ich gehöre zu denjenigen denen Fear Dot Com letztlich auch wegen seiner optischen Reizüberflutung und hektischen Schnittfolge nicht sonderlich gefiel. Regisseur Malone muss seitdem einiges dazu gelernt haben, zumindest wie er mit optischen Mitteln vernünftig umgeht. Auch wenn er hier auf altbekanntes zurückgreift, so bringt er dies weniger aufdringlich ein, sondern schafft es tatsächlich phasenweise beklemmende Spannung zu erzeugen. Insbesondere die Szenen in denen das im Stakkatoschritt sich fortbewegende „Kind“ Jagd macht, werden durch Einsatz raffinierter Lichttechnik und kreativen Kameraeinstellungen zu einem echten Gänsehauterlebnis. Auch das visuelle Drumherum hat Marlone gut aufgebaut, wechselt im Verlauf der Geschichte von Aufnahmen aus dem barocken Herrenhaus über manch surreal anmutende Vergangenheitsszene in schwarz/weiß bis letzten Endes hin zu einer farbenfrohen Paradieswelt. Zwar wurde ihm diese wirre Mixtur bei Fear Dot Com zum erzähltechnischen Verhängnis, doch durch die ruhigere, aber keineswegs sanfte Inszenierung ist es ihm diesmal geglückt der Geschichte visuell einen Schliff zu geben ohne das die Atmosphäre darunter leidet. Der düstere Look passt zur noch düsteren Erzählung, wenn auch die nach und nach aufgedeckte Geschichte eine Menge aufgeworfener Fragen unbeantwortet lässt. Auch fehlt trotz der überzeugenden Darsteller wo noch ein Quint Faszination. Trotzdem eine sehr sehenswerte Folge, die mehr auf den psychologischen Horror denn Bluteffekte abzielt, dennoch mit einigen Härten aufwarten kann. Irgendwo schön nostalgisch, trotz kleinere Schwächen ein kleiner Geheimtipp! (7/10)


Episode 10 - Larry Cohen - Pick me up
Ein Linienbus verunglückt während seiner Fahrt mitten in der Wildnis, die jungen Passagiere schlagen daraufhin mehrere Wege ein um von dort weg zu kommen. Die eine macht sich per Pedes auf um ein Hotel zu suchen, andere nehmen das freundliche Angebot eines Truckers wahr und lassen sich von ihm mitnehmen, andere warten am Bus auf Hilfe. Doch jede dieser Möglichkeiten erweist sich in dieser Einöde als Einbahnstrasse. Ist der freundliche Trucker doch ein Psychopath der seine aufgelesenen Tramper tötet, ist der spaßige Tramper der kurz darauf an der Unglücksstelle aufkreuzt ebenfalls psychopathischer Natur, tötet all die ihn mitnehmen. Und wie es der Zufalls so will, ist die losgezogene Dame das Bindeglied das die beiden irgendwann zusammenführt..

Larry Cohens Status eines “Meister des Horror” stelle ich mal in Frage, wirklich grandioses hat er nun nicht gemacht. Freunden von B-Horrorfilmen ist er durch seine Wiege des… Reihe bekannt, andere ebenfalls leicht gesellschaftskritische Horrorstreifen wie Ambulance oder God told me sind zwar bessere Arbeiten, wirklich überzeugen konnte er mich aber noch nicht wirklich. Sein Beitrag zur Masters of Horror Reihe ist gewohnte Cohen Kost mit verschrobenen Figuren und ein wenig Gesellschaftskritik - aber eingebettet in eine Geschichte die leider nicht wirklich packend erzählt ist. Dabei wäre durchaus Potential da gewesen, da die Grundidee um die unterschiedlichen Psychopathen mit ähnlichem Hintergrund recht witzig ist. Vor allem das (psychologische) Duell der beiden hätte weitaus interessanter gestaltet werden können. Sind ihre anfänglichen Aufeinandertreffen zwar voll Wortwitz, aber man wartet ewig bis endlich was passiert. So gehen die soliden darstellerischen Leistungen der beiden in der zähen Geschichte unter, mögen ihre Sadismen wie mit Messern bearbeitete Frauenkörper noch so fies aussehen - wirklich intensive Atmosphäre von Bedrohung oder Terror können sie auf Grund ihrer überzeichneten Darstellungen mit jeder Menge unterschwelligem Humor jedoch nicht verbreiten. Wie man richtig Angst bekommt vor Trampern zeigt uns Rutger Hauer bei The Hitcher. Umso mehr fällt die bemüht coole Darstellung der Rolle von Fairuza Balk (Der Hexenclub) heraus; diese dritte Hauptrolle und Bindeglied zwischen den beiden bösen Buben hätte man auch sorgsamer ausarbeiten können. So hat sie eher mehr Alibifunktion, eine wirkliche Bedeutung für den Storyverlauf jedoch weniger. Der viele Dialogballast würde nicht einmal so aufstoßen, wäre die Episode nicht auch noch so gnadenlos voll Actionarmut. Wirklich schlecht ist die Folge (insbesondere durch die überzeichneten Psychopathen) nun nicht, fällt aber nach einigermaßen stimmigen Anfang leider auf höchst durchschnittliche Ebene ab; zumindest gegen Ende fängt sich der Film dann einigermassen. Seinen Höhepunkt hat der Film übrigens im augenzwinkernden Finale, wenn auch dieser Querverweis auf einen anderen Cohen vielleicht zu erahnen ist. Insgesamt verschenktes Potential! (4/10)


Episode 11 - Lucky McKee - Sick Girl
Die junge Ida Teeter ist eine einsame Frau die voll in ihrer Insektenforschung aufgeht. Ihr Heim voll mit exotischen Kleinvieh, sehr zum Missfallen ihrer Vermieterin. Obwohl die Tiere keinen Dreck machen und auch nicht wirklich stören ist Ida allein ob ihrer stetigen Einsamkeit ohne jegliche Besuche beäugtes Mietobjekt. Da muss doch was faul sein - alte Damen sind ja eh von Natur aus skeptisch und neugierig! Nur ihre Stieftochter hat sich mit Ida angefreundet, daher sehen sich die beiden älteren Damen öfter als ihnen lieb ist. Doch weibliche Zuneigung ist genau das was Ida fehlt, ist sie zum einen sehr schüchtern, zum anderen auch sehr lesbisch. Doch anstatt das ihr chauvinistischen Mitarbeiter Max mit Rat zur Seite stehr, weidet er sich lieber an den träumerischen Erzählungen ihrer sexuellen Abenteuer. Eines Tages sollen zwei Dinge Idas Leben für immer verändern. Erst bekommt sie eine mysteriöse Sendung aus Brasilien, der Inhalt ein seltsamer Riesenkäfer über den sie in keinem Lexika etwas findet. Doch über den wahrt sie erst Stillschweigen - denn Max hat ihr eingebläut das entweder “Frauen oder Käfer” Platz in ihrem Leben haben können. Und da sie sich in die wunderschöne Misty verliebt hat und unbedingt kennen lernen will, will sie ihr kribbliges Geheimnis erst einmal für sich bewahren um die zart aufkeimende Liebe nicht zu zerstören. Doch als in einer heißen Nacht der ausgebüxte Käfer Misty ins Ohr kneift…

Auch hier möchte ich wirklich nicht zu viel verraten, es sei nur gesagt das dies einer der bizarrsten Lesben-Liebesgeschichten ist, die ich je gesehen habe! Und ich muss eine Warnung aussprechen: vor der Episode erst einmal die Anlage runterregulieren, ich habe beinahe einen Herzanfall bekommen! Die Folge beginnt nämlich mit einem ohrenbetäubenden Lärm: Aggressionsausbrüche eines Insektes! Dazu wild schillernde Farben im Predator Kamera Look. Cooles Stilmittel, dieses wird immer dann verwendet, bewegt sich das Rieseninsekt, das wie eine Mischung aus Ohrenkneifer und Krebs aussieht, durch die Wohnung. Nicht sonderlich appetitlich? Nun ja, dieser einstündige Horrormischmasch schwankt eigentlich nur zwischen appetitlich und ekelig! Besonders am Ende, wenn Elemente eines bekannten modernen Insektenhorrorfilms vorkommen, ist man trotz geringen Gewaltpegels bisweilen schon sehr angewidert. Davor jedoch ist die Entzückung groß, spielt hier doch neben der tollen Angela Bettis (May) die noch tollere Erin Brown (besser bekannt als - festhalten: MISTY MUNDAE) mit. Was die beiden Damen hier an darstellerischer Leistung bieten, das kann man einfach nicht beschreiben - das muss man sehen! Angela Bettis hat hier zwar einen ähnlichen Part wie in May, mimt also wieder das introvertierte Mauerblümchen, steigert sich aber im Verlaufe des Films im Zusammenspiel mit Erin Brown zu solchen Höchstformen, das es eine sichtliche Freude ist den beiden zuzuschauen. Ja die scharfe - ich nenne sie mal, ist eben Gewohnheit - Misty hat hier wohl die stärkste Darbietung ihrer schauspielerischen Karriere und geht in ihrer Rolle voll auf. Natürlich darf sie auch mal ihr Oberteil lüften und ihre wohlgeformten Brüste präsentieren - ja die beiden haben auch eine (harmlose) Sexszene. Doch dies ist hier wirklich nur Beiwerk, hier darf sie wirklich mal eine ernsthafte Rolle spielen. Dies jedoch mit so viel Witz (die Insektenjagd der beiden sei erwähnt) und Ausdruck (Nudel-Essen). Kein Vergleich zu ihren Parts in den Seduction Cinema - Werken wie Gladiator Eroticus, die aber trotzdem - wenn auch eben mehr ob der vielen Lesbensexszenen - schön anzusehen sind. Sick Girl ist neben den Darstellerinnen geschichtlich gut und atmosphärisch dicht aufgebaut, steigert sich nach der ersten halben Stunde skurrilen Beziehungsdramas in einen bösartigen Insektenhorror mit einigen Überraschungen. Sollte man nicht verpassen!!! (9/10)


Episode 12 - John McNaughton - Haeckel´s Tale
Ein todunglücklicher Mann geht in seiner Verzweifelung zu einer alten Frau der nachgesagt wird sie könnte die Toten wieder zum Leben erwecken. Sein innigster Wunsch ist es nämlich seine tote Frau wieder bei sich zu haben, von der alten Frau erwartet er gegen einen Obolus das sie ihm diesen Wunsch erfüllt. Ob er sie auch wirklich liebe fragt sie, er bejaht. Um ihm zu zeigen was diese Liebe über den Tod hinaus wirklich bedeuten kann, erzählt sie ihm die Geschichte von Ernst Haeckel. Haeckel ist ein junger aufstrebender Wissenschaftler, der sich mehr mit dem Tod als dem Leben, respektive der Liebe, befasst. An Magie oder Übernatürliches glaubt er nicht, die Wissenschaft steht über Leben und Tod, allein sie kann Leben erschaffen oder nehmen. Doch als selbst das best vorbereitete Experiment schief geht und sein Lohn Hohn und Spott sind resigniert er nicht; ja lässt sich gar nicht von den wundersamen “Tricks” eines Necromancers von seiner Theorie abbringen. So forscht er und forscht bis er die Kunde bekommt das sein Vater im Sterbebett liegt. Als er sich auf den Weg macht ihn aufzusuchen wird er von einem Unwetter überrascht. Ein freundlicher alter Mann nimmt ihn die Nacht bei sich auf, doch das Geheimnis zwischen ihm und seiner jungen Frau entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Erklärung…

John McNaughton ist der einzige Regisseur der keinen reinrassigen Horrorfilm vorweisen kann, wir kennen ihn als Schaffer der nihilistischen Henry Filme. Erst sollte auch Großvater George A. Romero die Kurzgeschichte von Clive Barker verfilmen, musste leider dann aus terminlichen Gründen absagen. So kam McNaughton die schwere Aufgabe zuteil in dessen Fußstapfen zu treten. Aber mal ehrlich, was wäre dies bloß für ein Mix geworden - Drehbuch Clive Barker und Regie George A. Romereo? Überraschenderweise ist das Ergebnis dann doch recht passabel ausgefallen, wenn auch offensichtlich McNaughton nicht ganz das Feingefühl für Horror- bzw. Zombiefilme hat. Im Gegensatz zu der Episode von Joe Dante gibt es hier auch mal wieder “echte” Untote und nicht solche haarsträubenden Hans Würste. Atmosphärisch kommt diese Episode wie eine Mischung aus einer Rahmenhandlung angelehnt an die Vault of Horror (ein Ableger der Geschichten aus der Gruft) Reihe, gefilmt im Stil der alten Hammer Produktionen mit einem Schuss Zombiegewalt und einem Clive Barker typisch bizarren Sexszenario daher. Der Look der viktorianischen Zeit ist gut eingefangen, erinnert die erste Hälfte an Frankenstein Obsessionen der Hauptfigur samt missglückender Reanimation vor Publikum durch Blitzstrom (natürlich mit lecker anzusehendem verschmortem Körper), geht dann in der zweiten Hälfte über in einen alptraumhaften Plot um untote Liebe und erwachendes Verlangen. Obwohl schon die anfängliche Atmosphäre durch Bauten, Kostüme und Ambiente recht stimmig ist, kommt die Geschichte leider erst in der zweiten Hälfte wirklich in Fahrt und beginnt dann auch erst deutlich mehr Faszination auszuüben. Trotz der soliden Umsetzung kennt man das Thema Frankenstein nämlich zur Genüge und da hier auch keine neuen Innovationen einfließen, sondern nur Altbekanntes aufgewärmt serviert wird, hätte man gerne etwas straffen können. Dafür entwickelt sich der zweite Teil zu dem was man erwartet: einer düsteren Horrormär mit einer guten Portion schwarzen Humors und vielen Zombies. Diese sind leider im Land of the Dead Look, sprich sehen mir zu “sauber” aus, mehr Verwesung hätte zu dem Rest des modrigen Sets besser gepasst. Dafür gibt es aber dann herrlich altbackene Zerfleischungseffekte zu sehen, die darüber ein wenig hinweg trösten! Leider kommt hier das wichtigste - die eigentliche und interessante Geschichte um das seltsame Ehepaar mit dem großen Altersunterschied, die Hintergründe für deren Zusammenleben und die Rolle des Necromancers - eindeutig zu kurz. Auch fehlt irgendwie die tiefere Verbindung zu den ersten 30 Minuten Handlung um Haeckel, wirkt fast ein wenig abgehackt. Trotzdem wird man zufrieden stellend unterhalten, mit Romero auf dem Regiestuhl wäre aber noch mehr drin gewesen. (Leicht punktuelle Aufwertung durch die starke zweite Hälfte und dem schön nostalgischen Ambiente - (7/10), ansonsten 6/10).


Episode 13 - Takashi Miike - Imprint
Japan im 19ten Jahrhundert. Ein älterer Amerikaner ist auf der Suche nach dessen abhanden gekommener Liebe seines Lebens. Die Spur zu ihr führt ihn auf eine Insel, die aber augenscheinlich nur aus einem riesigen Bordell besteht, das von einer sadistischen Oberhure geleitet wird. Als er die Nacht mit einer ihrer Prostituierten verbringt, offenbart sie ihm bruchstückhaft das grausame Schicksal, welches seine Geliebte ereilte und schließlich zu ihrem qualvollen Ende führte. Aber auch die entstellte Frau hat eine Geschichte zu erzählen, die nicht minder einer realen japanischen Hölle gleicht…

Ich hatte es ja schon vor der TV-Ausstrahlung prognostisiert; ruft man sich die vorherigen Arbeiten von Miike in den Kopf, so konnte eigentlich nichts schief gehen. Abgesehen von dem Manko das die Episode gleich in englischer Sprache gedreht wurde - anstatt sie im besser passendem japanischem Originalton aufzunehmen und mit Untertiteln zu versehen - kann man eigentlich nichts beanstanden. Miike hat sich wieder einmal selbst übertroffen und einen fulminanten Anschluss der Reihe zustande gebracht, der seinen Formangaben - es sind keine inhaltlichen Grenzen gesetzt - ziemlich gerecht wird. Zwar ist man von ihm vieles gewohnt, doch diesmal legt er in Punkto direkter Bildersprache noch einiges drauf. Leihern der (geschnittenen) deutschen Veröffentlichung bleiben somit Szenen wie auf dem Wasser treibende Föten oder barbarische Nadelfolterungen - um einiges intensiver und krasser in ihrer emotionalen Wirkung als wie bei Audition - vorenthalten. Aber auch ohne diese Szenen soll die Folge funktionieren, zeigt sie doch fernab von fiktiven Monster und Dämonen Szenarien, dass der Mensch immer noch das perverseste Tier ist. Das Erzähltempo ist trotz eruptiver Gewaltausbrüche konstant ruhig gehalten, nach einem vielleicht etwas zäherem Anfang entfaltet sich aber nach und nach das ganze Ausmaß einer unruhigen Gefühlswelt der Protagonisten. Fernab von eingefahrenen Storygerüsten hat Miike mal wieder eine gleichermaßen faszinierende, wie auch abstoßende Geschichte zu erzählen, deren Unvorhersehbarkeit den Spannungsbogen konstant aufrecht erhält und mit viel Geschick für eine ungewöhnliche Erzählweise von der 20ten bis zur letzten Minute fesselt. Daher erspare ich mir eine nähere Betrachtung dieser Episode, zu viel könnte man kaputt machen - es sei Euch aber gesagt: Enttäuscht wird keiner (8/10)


Fazit: Wie bereits in der Einführung erwähnt ist diese Serie leider nicht die erwartete Serienoffenbarung für Horrorfreaks, jedoch wird man stellenweise gut bis sehr gut unterhalten und gerade in der heutigen Zeit stellt sie doch eine willkommene Abwechselung zum sonstigen Einheitsbrei dar. Leider schöpfen viele Regisseure ihr Potential nicht aus, lag es an der zeitlichen Begrenzung? Oder waren meine Ansprüche zu hoch? Solide Beiträge liefern die meisten zwar ab, von den Masters of Horror hätte ich mir aber doch einiges mehr erwartet! Möge sich jeder selber ein Bild machen, sind manche Episoden doch arg geschmacksabhängig. Da eine (deutsche) TV-Ausstrahlung in naher Zukunft unwahrscheinlich ist, deutsche Veröffentlichungen auf DVD jedoch anstehen, hoffe ich dem bis her gekommenen Leser eine kleine “Einkaufshilfe” gegeben haben zu können. Ob eine etwaige Komplettbox der Serie lohnt sei mal dahingestellt, manche Episoden jedoch verdienen es einen Platz in der heimischen Sammlung zu erhalten!

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