Nach dem „Matrix“-Debakel melden sich die Wachowski-Brüder mutig zurück. Ihre neueste Produktion soll „V wie Vendetta“ heissen, nach dem gleichnamigen Comic von Alan Moore und David Lloyd. Die erste Frage die man sich dabei stellt ist natürlich: „Geht das gut? Oder verstümmeln die beiden Brüder diesen Kultcomic zu einem hirnlosen Actionfilm?“ Meine Skepsis war sehr gross und ich sträubte mich lange, mir diesen Film anzugucken. Nach dem DVD-Release habe ich mich dann doch überwunden. Und schon bald war mir klar, dass meine anfänglichen Zweifel unbegründet waren. „V wie Vendetta“ ist ein überraschend tiefgründiger und origineller Film geworden.
„Remember remember, the fifth of November.“
Der Film spielt in der nahen Zukunft und zeigt England als totalitären Staat, regiert von Kanzler Sutler (John Hurt) und dessen faschistischen Partei. Homosexuelle und andere Randgruppen werden unterdrückt und verfolgt. Die Bevölkerung wird eingeengt, bedroht und von den Medien manipuliert. Aber es gibt jemanden, der gegen das System der Regierung ankämpft: Er nennt sich V (Hugo Weaving) und beruft sich auf Guy Fawkes, der vor 400 Jahren das Parlament von England sprengen wollte. Evey Hammond (Natalie Portman), von zwei Lakaien des Staates bedroht, wird von V gerettet und verwickelt sich immer mehr in Vs blutigen Kampf gegen das System und die Parteimitglieder. Denn Vs übergeordnetes Ziel ist Anarchie und um diese zu erreichen, schreckt er vor nichts zurück.
Die Geschichte von „V wie Vendetta“ ist überaus intelligent. In dunklen aber erschreckend deutlichen Bildern zeigt der Film eine Welt, die ein durchaus mögliches Zukunftsbild darstellen könnte: Ein fanatischer Politiker nutzt die allgemeine Angst der Bevölkerung skrupellos aus und ergreift die Macht. Assoziationen zur Zeit des Nationalsozialismus sind hierbei natürlich bald nicht mehr wegzudenken und politische Anspielungen gibt es überall zu entdecken. Die Storyführung ist recht schnell und die Informationen folgen oftmals Schlag auf Schlag.
Überraschender- und glücklicherweise kann man die Zahl der Actionszenen an der Hand abzählen und es wurde hier mehr Wert auf Charaktertiefe gelegt. Der Film glänzt vor allem mit seinen durchdachten und pointierten Dialogen. Natürlich haben uns die Wachowski-Brüder schon zu Genüge bewiesen, dass sie auf unpassendes, philosophisches Geschwätz stehen, aber in „V wie Vendetta“ hat das alles Hand und Fuss und ist nicht wie in „Matrix“ eine Überbrückung zur nächsten Action-Sequenz. Jedenfalls verfehlt keine einzige der Szenen seine Wirkung.
Der beste Part des Filmes ist sicherlich die rührende Lebensgeschichte der lesbischen Valerie, die Evey liest, während sie von der Regierung gefangen gehalten und immer wieder unmenschlich gefoltert wird. Natürlich sind auch die Geschichten von V und Evey interessant und spannend anzuschauen, doch Valeries Biografie werde ich nie vergessen.
Die Schauspieler machen ihre Sache hervorragend, allen voran Hugo Weaving als V. Einen maskierten Mann nur mit Körperhaltung und Stimme zu spielen ist wahrlich keine leichte Aufgabe, doch Weaving meistert sie souverän und gekonnt. Die Figur des V ist natürlich an sich sehr spannend und das Symbol der Maske überaus faszinierend. Auch Natalie Portman haucht ihrer Figur Evey reichlich viel Tiefgang ein, vor allem während und nach dem Aufenthalt in der staatlichen Folterkammer. Aufgefallen ist mir auch die sympathische Darstellung von Stephen Rea als Inspektor Finch.
Fazit: „V wie Vendetta“ ist ein absolut brillanter Film mit ordentlich Tiefgang, Spannung, Intelligenz und erfrischend wenig sinnloser Action. Natürlich verbreitet der Film zeitweise eine etwas heikle Botschaft, aber im Grossen und Ganzen muss man doch den Hut ziehen vor einem so scharfsinnigen und wagemutigen Projekt. Wer einen bombastischen Actionfilm à la „Matrix“ erwartet hat, wird sicher enttäuscht sein. Alle anderen werden sich über diesen vielschichtigen und politischen Film freuen. Schaut ihn euch an!
10 von 10 Punkten für diese überragend gute Comicverfilmung.