Das ist er also nun: Der erste Post-Matrix Film der Wachowski-Brüder und die Gefühle vor Filmbeginn waren bei mir von gemischter Natur. Zu sehr hatte ich noch das Debakel der beiden Matrix-Fortsetzungen im Kopf, doch meine Zweifel verflogen relativ schnell.
Präsentiert wird dem Zuschauer ein totalitäres Regime des zukünftigen Großbritanniens, in dem Zensur, Überwachung und Verfolgung auf der Tagesordnung stehen. In dieser Zeit leistet der mysteriöse "V" (Hugo Weaving), gekleidet mit einer Maske von Guy Fawkes, einem der Drahtzieher des Gun Powder Plots vom 05. November 1605, Widerstand, in der Hoffnung das Staatssystem stürzen zu können. Unterstützt wird er von Evey (Natalie Portman), einer Frau, die zwischen den drastischen Maßnahmen Vs und den Schikanen der Regierung hin-und hergerissen scheint, und erst durch eine inszenierte Konfrontation mit der Grausamkeit des eigenen Landes wahre Position beziehen kann. Ähnlich ergeht es dem ermittelnden Polizisten Finch (Stephen Rea), der im Laufe des Films immer mehr Einblicke hinter die Fassade des angeblich so perfekten Staates erhält. Dabei spitzt sich die Situation kontinuierlich zu, die Regierung versucht V zu beseitigen, während dieser seine Vorbereitungen trifft und so endet der Film im wahrscheinlich Unvermeidbaren...
Vorweg muss ich gestehen, dass mir die Comics nicht geläufig sind und ich deshalb keine Vergleiche ziehen kann und will, denn Spekulationen nützen nicht viel. So liegt den folgenden Ausführungen ausschließlich die Film-Version zu Grunde.
Es ist ein kontroverses Thema, was hier angeschnitten wird und Parallelen zum Dritten Reich sind da sicherlich kein Zufall, wenngleich auf übermäßigen Gebrauch von drastischen Szenen, die die Auswüchse der Politik skizzieren, größtenteils verzichtet wird. Ein Punkt, der in anderen Kritiken negativ angekreidet wird, ich ihn aber nicht nachvollziehen kann, denn das Gezeigte (Überwachung, Zensur, Schikane, Versuchslager) spricht m.E. für sich und verfehlt seine Wirkung nicht. Von dieser gegebenen Situation ausgehend, wird nun die Geschichte Vs und Eveys erzählt. Dabei dienen dem Regisseur James McTeigue Flashbacks, um sowohl die Hintergründe der Machtübernahme durch das autoritäre Regime zu beleuchten, wie auch, um auf die Vergangenheit der beiden Protagonisten einzugehen. Inszenatorisch verläuft der Film dabei hauptsächlich in ruhigen Bahnen und lässt somit genug Zeit für die Entwicklung der Charaktere, was sich oftmals in zutiefst philosophischen Überlegungen widerspiegelt. Dies kann u.a. dann dazu führen, dass der Mittelteil des Filmes für hartgesottene Actionfans zu einer Zerreißprobe werden könnte, denn ordentlich fliegen die Fetzen nur zu Beginn und zum Ende hin. Eine durchgehende Effektorgie hätte dem, von einigen Szenen abgesehen, realistischen und authentischen Erscheinungsbild des zukünftigen Britanniens, bzw. Londons sowieso nicht gut gestanden und auch einen Teil seiner Wirkung zerstört. Denn gerade durch diese wenig futuristische wirkende Vision, erscheint das Geschehen doch um einiges tastbarer für den Zuschauer und um so erschreckender, wenn man sieht, wie weit die eigene Regierung geht, um die Macht zu stärken, bzw. wie Verkommen und Verlogen diese „perfekte“ Gesellschaft in Wirklichkeit noch immer ist. So zeigt besonders die Szene mit dem Bischof diese Perversität aufs Allerdeutlichste.
Ein weiterer Aspekt, den ich gern ansprechen möchte, ist die Darstellung von Vs Vorgehen, denn hier zwingt sich die Frage auf, wie weit der Widerstand gehen darf und mit welchen Mitteln er umgesetzt wird. Denn im Film verwischen die Motive teilweise, da auch eine gehörige Portion Rache mitspielt und man so einen falschen Eindruck erhalten könnte. Ansonsten fallen einem die teilweise etwas zu pathetischen Szenen zwischen Evey und V negativ auf und auch die Darstellung der britischen Bevölkerung hätte intensiviert werden können. Zwar merkt man die Veränderung anhand der Reaktionen auf das Fernsehprogramm, doch eine Betrachtung außerhalb dieses Bereiches, im wahren Leben, wäre sicherlich nicht schlecht gewesen. Großes lobt gebührt übrigens der Musikauswahl, denn die klassischen Musikstücke umschließen die gezeigten Bilder sehr harmonisch und fördern dadurch die dichte Atmosphäre des Films. Einzig der Stones-Song im Abspann wirkt, rein vom Stil her, fehl am Platz, wenngleich der Text natürlich wie die Faust aufs Auge zu den Schlussszenen passt.
Wie schon weiter oben erwähnt, wird den Schauspielern in „V for Vendetta“ sehr viel Platz zur Entfaltung gelassen und am deutlichsten sieht man dies bei Natalie Portmans Performance, die den Wandel der einstmals unsicheren Evey in eine selbstbewusste, ja vielleicht schon verrohte, Person sehr intensiv präsentiert und ihr großes schauspielerisches Talent zum Ausdruck bringt. Besonders sei hier die „Gefängnisszene“ erwähnt, bei der der Zuschauer die Erniedrigungen fast selbst durchsteht, so gut wurden diese dargestellt. Hugo Weaving hat es da im Vergleich deutlich schwerer, da er aufgrund seiner Masken tragenden Rolle auf die Mimik verzichten muss und so allein durch Gestik und Sprache seine Gefühle vermitteln kann. Aber man muss gestehen, dass er sich dabei doch glaubhaft aus der Affäre gezogen hat und man zwischen seinen höchst philosophischen Dialogen das wahre Befinden der Person heraushören kann. Auch der weitere Cast macht seine Arbeit ordentlich, jedoch konnte mich John Hurt als diktatorisches Staatsoberhaupt Adam Sutler nicht vollends überzeugen. Es fehlte ihm einfach noch eine Portion Aggressivität und Skrupellosigkeit, was vielleicht auch daran liegt, dass man aus der Geschichte viel schlimmere Personen gewöhnt ist.
Abschließend kann man sagen, dass „V for Vendetta“ sicherlich kein allzu einfacher Film ist. So bedient er sich vieler kritischen Anspielungen und thematisiert dabei elementare Grundgedanken unserer freiheitlich demokratischen Gesellschaft und hinterlässt dabei Fragen im Raum, deren Diskussion sicherlich nicht das Schlechteste sein dürfte. Dabei ist die Grundaussage, nämlich die Einhaltung der allgemeinen Menschen- und Bürgerrechte genauso unmissverständlich, wie die Tatsache, dass jedes totalitäre Regime auf kurz oder lang nicht bestehen kann, da sich das Volk erheben wird. Wer auf der Suche nach purer Action ist, der wird mit dem Film nicht glücklich werden und sollte sich lieben den nächsten Dudikoff-Film ausleihen. Ist man jedoch gewillt sich auf das Thema einzulassen, so bekommt man ein Stück intelligentes Kino präsentiert und wird trotzdem gut unterhalten. Sicherlich gibt es auch hier zu kritisierende Punkte, doch diese fallen nicht allzu deutlich ins Gewicht.