Der Episodenhorror ist ein Format, das immer mal wieder in Filmform zu sehen ist, am bekanntesten ist sicherlich „Creepshow“, doch auch Jeff Burr leistete mit „Die Nacht der Schreie“ seinen Beitrag hierzu.
Als Rahmenhandlung dient der Besuch der Reporterin Beth Chandler (Susan Tyrrell) bei dem Bibliothekar Julian White (Vincent Price). Dessen Nichte wurde frisch hingerichtet und Beth hat Fragen an ihn. Verwundert muss sie feststellen, dass Julian wenig gerührt ist und sogar erklärt, dass der Ort Oldfield das Böse anziehe. Im Gegensatz zum comichaften „Creepshow“ gibt sich „Die Nacht der Schreie“ damit bewusst Old School: Ein klassischer Genrestar als Erzähler, eine verstaubte Bibliothek als Handlungsort, Modernitäten wie Horror- und Schundcomics sind nie zu sehen.
Julian erzählt Beth vier Geschichten: Ein Single mit Annäherungsproblemen entwickelt mörderischen Ehrgeiz. Ein angeschossener Krimineller wird von einem Voodoopriester gerettet. Die Romanze eines Jahrmarktfreaks und einer Frau steht unter keinem guten Stern. Während des Bürgerkriegs fallen drei Soldaten in die Hände mörderischer Waisenkinder…
Egal ob „Creepshow“, „Geschichten aus der Gruft“ oder eben „Die Nacht der Schreie“: Episodenhorrorstories sind meist Moralgeschichten, an deren Ende böse Menschen meist ganz übel für ihre Sünden bezahlen müssen. Sicher, es gibt Ausnahmen, im vorliegenden Falle wäre es Story Nr. 3, in welcher der glasessende Freak lediglich unter der bösartigen Direktorin zu leiden hat, die ihm sein Glück missgönnt. Die anderen Geschichten funktionieren allerdings alle mehr oder minder nach diesem Muster, weshalb man die Pointen hier und da schon absehen kann.
Qualitativ schwanken die Stories nur ein wenig. Geschichte Nummer eins erzählt sicherlich nichts neues, ist aber doch mit reichlich Schmiss in Szene gesetzt. Gegen Ende wird es etwas krude, wenngleich die Effektfreunde sich an einem Monsterbaby berauschen dürfen – so abstrus dessen Auftritt auch ist. Episode zwei lässt etwas nach, da die Pointe abzusehen ist und vergleichsweise wenig passiert. Immerhin verbreitet diese Story jedoch herrlich sumpfige Südstaatenatmosphäre und kann mit netten inszenatorischen Spielereien, wie der halb über, halb unter Wasser befindlichen Kamera, aufwarten.
Die dritte Geschichte ist dann die schwächste: Burr ist zu verliebt in die Darstellung der Freaks, in die Möglichkeit krude Dinge wie das Glasessen zu zeigen, und vergisst, dass er auch so etwas wie einen Spannungsbogen konstruieren sollte. Die Pointe sieht man sowieso auf meilenweite Entfernung, denn nachdem bereits die vorige Geschichte ins Übernatürliche ginge, ist dem Zuschauer schnell klar, was es mit der Freakshow auf sich hat. Die letzte Story stellt dann wiederum eine Steigerung da, erzählt sie doch auf herrlich hinterhältige Weise, wie den drei nicht besonders sympathischen, mörderischen Soldaten mit eigener Münze all jene Gräueltaten heimgezahlt werden, die sie während des Krieges begangen haben. Schwarzer Humor und einige FX sind Trumpf, damit der geneigte Fan hier seine diebische Freude haben kann.
Die Rahmenhandlung sorgt dann für eine halbwegs brauchbare Verbindung der Storys, auch wenn Vincent Price etwas unterfordert wirkt und nicht ganz mit vollem Elan bei der Sache zu sein scheint. In den einzelnen Episoden geben sich die Darsteller mehr Mühe, gerade Clu Gulager kann Geschichte eins fast allein auf seinen Schultern tragen.
An „Creepshow“ kommt Burrs Film dann im Endeffekt aber nicht heran: Etwas mehr Pep und etwas weniger moralische Keule hätten einigen Episoden gut getan, so schön schwarzhumorig und effektreich manche Geschichte auch sein mag. Nettes Genreentertainment, aber kein Highlight.