Die Zeit des Vietnamkrieges führte unter anderem zu tiefgreifenden Veränderungen der Filmlandschaft der Vereinigten Staaten von Amerika. Von 1967 bis 1976 entstanden im Rahmen des "New Hollywood" Filme, die zunehmend gesellschaftliche Missstände anprangerten. Auch abseits des "Mainstreams" realisierten Filmemacher zu dieser Zeit interessante Beiträge, die eine nähere Betrachtung verdient haben. "Punishment Park" (dt. Strafpark) von Peter Watkins gehört definitiv dieser Kategorie an.
"Punishment Park" lässt sich als eine "Pseudo-Dokumentation" auffassen, was an dieser Stelle auf keinen Fall negativ konnotiert werden sollte liebe Leser. Vielmehr geht es dem Regisseur um die Visualisierung einer Schreckensutopie, nämlich eines fiktiven Amerikas, das sogenannte "interne Feinde" verfolgen und vor ein Gericht stellen kann. Pazifisten, Frauenrechtlerinnen, schwarze People´s Army-Mitglieder können nun unter dem Deckmantel der Sicherheit ohne Skrupel und juristische Barrieren "aus dem Weg geräumt werden".
Die Angeklagten haben die Pflicht, sich vor einem Gericht (eher Komitee), bestehend aus ca. 6-7 Mitgliedern, zu verantworten und ihr deviantes Verhalten zu erklären. Anschließend beraten die Mitglieder über eine angemessene Gefängnisstrafe. Jeder Angeklagte wird letztendlich vor die Wahl gestellt, ob er die Gefängnisstrafe annimmt, oder ersatzweise 3 Tage im Strafpark verbringen will. Ohne einen Funken Ahnung entschließen sich alle für den Strafpark...
Der Strafpark ist in Wirklichkeit eine ungleiche Jagd. Die Gefangenen werden aufgefordert, innerhalb von 3 Tagen eine amerikanische Flagge mitten in der Wüste zu erreichen, um somit ihre Freiheit wieder zu erlangen. Dabei sind sie den inhumanen Temperaturen ohne Wasser oder Verpflegung ausgesetzt. Währenddessen machen sich bewaffnete und motorisierte Polizeitruppen auf den Weg, die Gefangenen an ihrem Ziel zu hindern. Die Staatsmacht schreckt auch nicht davor zurück, die fliehenden Menschen mit Gewalt niederzustrecken.
Vor einiger Zeit habe ich bei der OFDb eine Rezension zu dem Mondofilm "Africa Addio" von Gualtiero Jacopetti verfasst und bin dabei auf die Faszination des Regisseurs für die Gesichter der Menschen eingegangen. Im Kontext von Punishment Park treffe ich die gewagte Aussage, dass mich die Machart dieses Films ein wenig an das Vorgehen Jacopettis erinnert hat, wobei Peter Watkins´ Werk natürlich weitaus realistischer und engagierter ausgefallen ist.
Generell habe ich Punishment Park wie einen sehr untypischen Mondo aufgefasst, wobei der Begriff "Mondo" bezüglich des Films selbstverständlich auch deplaziert ist.
Kein anderer Film vermag es fiktive Ereignisse so realitätsnah darzustellen wie Punishment Park. Das liegt unter anderem an den Interviewpassagen mit den Gefangenen, mit der "Jury" und mit den Polizisten. Aus diesem Grund ist die Leistung aller Darsteller, die zur Schaffung der Gesamtatmosphäre einen großartigen Beitrag geleistet haben nicht unterzubewerten. Eine Vielzahl von Emotionen werden durch die Gesichter der Gefangenen ausgedrückt, vor allem die Angst und die Unzufriedenheit mit einem ungerechten und verrotteten System.
Besonders verstörend empfand ich die Verhörszenen, in denen politisch korrekte Menschen ihre angeblich "unpatriotischen" Taten justifizieren müssen. Ich konnte mich persönlich nicht davon abbringen, nach einer gewissen Zeit, ebenfalls Aggressionen gegenüber diesem unmenschlichen Komitee zu entwickeln.
Fazit
Peter Watkins´ Werk "Punishment Park" ist ein sehr wichtiger Film, der den Zuschauer unglaublich emotionalisiert und dabei die richtigen Werte vermittelt. Ferner handelt es sich um eine Warnung gegen staatliche Willkür und der damit verbundenen Entmächtigung des Individuums. Meines Erachtens könnte man diesen Film durchaus als edukative Maßnahme an Schulen zeigen.
9/10 Punkten. Sehr gut.