Dieselbe Voraussetzung mit der gleichen Konstellation, selbst den identischen Darstellern, allerdings in einer gänzlich anderen Thematik. The Anger greift zwar auf das "Traumpaar" aus dem gleichjährigen The Sexy Lady Driver zurück und lässt erneut Luk Siu-Fan und Lam Joi-Pau im romantischen Süßholzraspeln um versteckte Begierden und heimliche Leidenschaften ergehen und weist auch Beiden im Geschlechterkrieg von Körper, Geist und Herz die identische Bewandtnis von Er Will, Sie nicht zu, verschärft dies hierbei aber mit dem Sinn fürs sinsistre Detail in einem zunehmend widernatürlichen Verhältnis.
Wo dort schon weitgehend offensichtlich war, dass sich Ziele und Mittel des so gar nicht zusammenpassenden Gespanns derart konträr überschneiden, dass man nur dann eine Verbindung eingehen kann, wenn sich Einer der Beiden komplett gegenüber dem Anderen negiert, so ist die Metapher der Zwiespältigkeit im Nachfolgeprojekt gerade die Crux der Geschichte. Hier wie dort liegt das Joch der Belastung, das Leiden von Resignation und auch Kapitulation bei der Frau, entweder im Verneinen der Emanzipation, die sie von der eigenen Karriere im eigenen Leben in die willfährige Unterwerfung des Mannes treibt. Und damit verbunden auch die kontinuierliche Degradierung bis hin zur Verleugnung des Ich und der unheilbaren Selbsterniedrigung. Doch während der Vorgänger die entmutigend bedenkliche Aussage in einem Sujet der Komödie ansiedelte und aufgrund der eigentlich klaren Verteilung der Willenskräfte viel Hoffnung für eine nur zeitweilige Desillusionierung überließ, so schwelgt der Abkömmling im Metier des Thrillers und mit einem Angst einflößenden Mittelpunkt der Wahrnehmung. Eine nachdrückliche Warnung vor dem Verlust von Identität und sozialer Sicherheit mit dem leeren Schrecken kurz angesetzter Schnitte, dem diabolischen Gewissen von drohenden Übel, der irrtümlichen Rettung in letzter Sekunde und der überwuchernden Betonung von beklommenen Dunkelzonen:
Als die kleine Schwester der Lehrerin Lu Hui - ying [ Luk Siu-Fan ] zusammen mit einem verheirateten Mann tot aufgefunden wird, bauschen die Medien den scheinbaren Doppelsuizid zu einer negativen Schlagzeile mit nachfolgender Schlammschlacht über die vermeintlich männerfressende Studentin auf. Als weder Hui - ying noch ihre Mutter die andauernden Anrufe und Belästigungen besonders vom Reporter Tsao [ Chiu Shu-Hoi ] des "Night Life Magazine" aushalten und die Polizei den Ermittlungen keine weitere Aufmerksamkeit beilegt, beschließt sie, sich selber auf die Spur zu machen. Das gutbürgerliche Kostüm ablegend führt sie die heiße Fährte direkt in den "Joy Palace" Nachtclub, wo sie unter der Mamasan Hideko [ Lau Mung-Yin ] anheuert, die in dem Neuzugang schnell über das geschäftliche hinausgehende Verbindung aufnimmt. Einer ihrer Stammgäste, der schwerreiche Ma Ta - yu [ Lam Joi-Pau ] findet ebenso Gefallen an der adretten, aber auf ihre Art noch störrischen Dame und scheint auch schneller an das Idealbild seiner Passion heranzugelangen. Doch Hui - ying, die mittlerweile unter dem Tarnnamen "Nana" fungiert und in der Hinterhand ihren ehemaligen Verlobten, Privatdetektiv Cheng Wui [ Don Wong Tao ] als Sicherheit weiß, möchte nur deswegen in die Gesellschaft von Ma, um in dessen Residenz nach weiteren Beweisen zu suchen. Dazu muss sie noch an Mrs. Ma Leng - chu [ Gua Ah-Leh ], seiner besitzsüchtigen Mutter und an Sandy [ Pauline Wong ], seiner Auftragskillerin sowie den zahlreichen Leibwächtern vorbei.
Entscheidend ist nunmehr ein doppeltes Verhältnis, ein januskopfartiges Legen falscher Spuren, in dem man nach Außen hin die perfekte Resonanzfläche anbietet und das Irrationale der Bekanntmachungsreihen mit noch tieferer Bedeutung spannt. Gedanken und Worten werden verstellt, stimuliert, simuliert, zurückgedrängt, aus einer geradlinigen Verbindung zwischen zwei sich Liebenden aus ihrem Inneren hinaus wird eine weite festgelegte Distanz, ein Vorspiegeln privater Verwicklungen im Synthetischen und Analytischen Teil. Was mag der Andere gerne hören, wie hätte er gerne, dass man sich verhält, ein anstrengender Besitzwechsel fern jeder individuellen Freiheit, aber noch größerer gegenseitiger Abhängigkeit und Unmittelbarkeit der Beziehung.
Der Undercover - Plot als entscheidende Bewährung in der Handlung löst dabei gleichzeitig die Persönlichkeit als aktives Storyelement ab. Hui - ying wird in ihrer selbsterwählten Betätigungssphäre mit rückwärts gewandten Instinkten zu einer unbedingten Nachgiebigkeit gegenüber dem Mann gezwungen, während sich dieser wiederum in ganz anderen Verhältnissen wähnt, als tatsächlich gegeben sind und zusätzlich von Natur aus nicht die spezifische Bedeutung von Emotion und Instinkt versteht. Ta - yu ist nach Außen hin ebenso ein anderer Mensch, als er sich im kleinen Kreis zu erkennen gibt; dort steht er vollständig unter der Fuchtel seiner Mutter, die ihm inzestuös oder obsessiv besitzergreifend jegliche andere Frau in seinem Leben verweigert. Alle Gefühle abseits Hass sind nur mechanische Herstellungsweisen im unpersönlichen Duktus. Ein Theater notwendig praktischer, aber ebenso fürchterlicher Folgen einer solchen Verzweiflung, in dem eine Figur den Empfangenden und die Andere die Rolle des Gebenden spielt. Diese anonyme Reproduktion über die ängstliche Wirkung sexualisierter Übergriffe verwendet der taiwanesische Regisseur Richard Chen als Wesensart auch für die Ausstattung, die Staffage der Begebenheiten, die als merkwürdige Erscheinungen gleichfalls in eine so nicht real existierende Traumwelt verblendet werden. Passend dazu verändert sich auch das Aussehen in rein technischer Objektivierung.
In dem fortschreitenden Differenzierungsprozess zwischen Wahr und Falsch und mehr schädlich als nützlich wird der mit einem gespenstig jammervollen Schleier bedeckte Ablauf in latent erotischer, aber auch mit Schand, Laster und der bösen Unwirklichkeit todesangstgefärbter Atmosphäre zunehmend an zwei essentiellen Schauplätzen angeordnet. Eine Modellierung zwischen dem Nachtclub als abscheulich obszöne Mischung aus Xanadu, Der Verlorene Horizont, einem sichtlich billigen Sandalenepos, dass sich mangels Kenntnis oder Bestreben nicht zwischen der Griechischen oder doch der Römischen Antike entscheiden kann und den etwaig leeren Rest einfach mit Groben Seelen, Rotem Plüsch und einem Schlammcatchbecken überzieht. Nur wenig geschmackvoller trifft es das schändliche Herrschaftstum von Ma als Ausgeburt architektonischer Hölle willkürlicher Bauvorschriften, bei dem weder ein Zimmer mit dem anderen übereinstimmt, noch die Eingangstreppe oder das Kellergewölbe überhaupt zum gleichen Gebäude gehören scheint, man in dem plagenden Albtraumelaborat aus – wie es anmutet – Botschaft, Chinesischem Restaurant und Insanitarium aber immerhin so schön mit wobenden Dekolleté herumschleichen und Versteckspielen kann.