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Der Titel ist bei „Drive“ Programm, denn davon hat dieser B-Actioner, trotz kleinem Budgets ungemein viel. Regisseur Steve Wang stand mit Mark Dacascos ein ungemein fähiger Martial-Arts-Artist zur Verfügung, der gerade begann im B-Milieu zu versinken und dank solcher Produktionen wenig später wieder in Kinofilmen mitwirken konnte. Um diese rasante Flucht genießen zu können, sollte man das Gehirn aber schon während der Opening Credits abschalten, denn sonst wird das hier mit dem Filmspaß nichts.

Wang erklärt nichts, führt nicht ein, sondern lässt es krachen und peitscht die Kamera. Die Geschichte um Bioimplantate aus China, die der ehemalige Topagent Toby Wong (Mark Dacascos) an einem amerikanischen Konzern verkaufen will, wird marginal während des Films erläutert. Er flieht dafür mit einem Frachtschiff nach Amerika, wo die bösen Handlanger natürlich schon warten, um ihm das Implantat aus der Brust zu reißen.

„Drive“ ist doof, hat eine Menge Klischees, macht aber auch ungeheuer viel Spaß. Wangs übertriebene Actioneinlagen erinnern stark an das Hongkong-Kino, alle Charaktere sind total überzeichnet und für Oneliner ist auch gesorgt. Inhalt gibt es kaum, da eben über die gesamte Laufzeit nur geflüchtet wird. Nicht allein, sondern mit einem Schwarzen namens Malik Brody (Kadeem Hardison), der den farbigen Sidekick abgibt, nicht sonderlich gut fighten kann, aber dafür eine große Klappe hat. Quasi die Ergänzung zum wortkargen Dacascos.

Ihre Verfolger (Herrlich, ein Cowboy und ein Penner) brausen mit einem Wohnmobil hinter ihnen her, sind ebenfalls etwas durch und graben schon mal die Bazooka aus, wenn ihre Zielpersonen nicht so spuren wie sie sollen. Das garantiert Explosionen und macht Spaß. Für ein B-Movie ist das Gezeigte ungemein gut inszeniert. Fights, Karambolagen, Shootouts und Explosionen sind auf gängigem A-Niveau und lassen Wehmut an die Achtziger aufkommen, als solche Filme noch an der Tagesordnung standen.

Tauchen die Bösewichter auf, wird stets etwas geboten, denn mitunter parodieren sie sich schon mal selbst. Etwas einsilbig, aber keineswegs langweilig ist die Tatsache, dass Dacascos immer Herr der Lage zu sein scheint und selbst Massen von Gegnern ins Traumland oder auf Wolke 7 schickt. Insbesondere seine Auseinandersetzung mit den Elektroschockern ist ein absolutes Schmankerl für Genrefans.

Schauspielerisch lässt „Drive“ bei dem Tempo einiges zu Wünschen übrig, denn die Action steht klar im Vordergrund. Dacascos war noch nie ein Mann des großen Schauspiels und Hardison ist nicht ohne Grund ein B-Akteur. Gut, dass beide die Chose nicht allzu ernst nehmen und hier sichtlich ihren Spaß haben (Nimm’ den Eimer... wuhahaha). Regisseur Steve Wong trägt seinen Teil mit sehr merkwürdigen, meist urkomischen Einfällen dazu bei.
Bleibt Brittany Murphy („Sag kein Wort“), als hyperaktive, verliebte Hotelchefin über, die in ihrer debilen Art etwas nervig ausfällt, aber Brody, den die Frauen umschwärmen, herzhaft auf die Nüsse geht.

Fazit:
„Drive“ hat Drive – ein echtes Kleinod im B-Bereich. Steve Wang legt wenig Wert auf die Story oder Figurenerläuterung, sondern serviert einen schrillen, durchgeknallten, kurzweiligen Actionfilm mit vielen flapsigen Sprüchen, überzeichneten Bösewichten, flotter Musik und ungemein vielen Martial-Arts-Fights. Dazu gesellen sich hübsche Explosionen, völlig abgedrehte Ideen und Einsteins Frosch, den ich hiermit in mein Herz geschlossen habe. Geile Show!

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