Die neuere Jugend- und Popkultur hat schon viele Trends kommen und gehen sehen. Vom Leuchtjojo über Pokèmon-Sammelkarten bis hin zum Tamagotchi. All diese Dinge hatten ihre sagenumwobenen 15 Minuten Ruhm. Jeder fuhr auf sie ab, jeder wollte sie haben und jeder machte bei dem Hype begeistert mit. Dasselbe kann mit Personen passieren. Vom Tellerwäscher zum Millionär. Vom Nobody zum V.I.P.. Jetzt gerade hat ein Mann namens Curtis Jackson, besser bekannt als Gangsterrapper 50 Cent dieses Hoch. Seine CDs verkaufen sich millionenfach, er hat seine eigene Modemarke in den angesagten Kleiderläden dieser Welt, seit kurzem sein eigenes Videospiel (50 Cent: Bulletproof) und seit ein paar Tagen auch seinen eigenen Film in den Kinos. Man könnte sagen, dieser Mr. Jackson hat alles richtig gemacht. Man könnte auch sagen, er hat einfach nur verdammt viel Glück gehabt. Wie dem auch sei, fand er, dass es an der Zeit wäre, sein noch recht junges Leben, der Mann ist gerade mal 31 Jahre alt, vielleicht nicht mit allen Details, aber doch autobiographisch in einem Film zu verewigen. Dass man damit eine Unsumme an Kohle scheffeln kann, hat sein musikalischer Mentor Eminem mit seinem Film 8 Mile eindrucksvoll bewiesen. Kann Fifty auf einen ähnlichen Erfolg hoffen?
Respekt, Alta!
Der junge Marcus (50 Cent) verliert schon in seinen Jugendjahren seine mit Drogen dealende Mutter, die von einem Unbekannten brutal umgebracht wird. Seinen Vater kennt er nicht, daher muss er bei seinen, mit 8 Kindern ohnehin schon überforderten Großeltern sein Quartier beziehen und gerät schon bald in jenes Metier, in welchem seine Mutter früher verkehrte und ihre Geschäfte machte. Da Marcus ein ziemlich cleveres Kerlchen ist, weiß er schon bald, wie die Sache läuft. So bringt auch er Drogen an den suchenden Kunden und verdient sich so das Geld für seine erste Waffe. Die braucht er, denn die erste Regel, die er auf den Straßen gelernt hat, ist, dass man vor allem eines braucht, um hier zu überleben: Respekt. Denn ohne eine Gang mit loyalen Homies kann selbst der tighteste Gangster nichts werden. Doch Marcus verfügt über ein derart einschüchterndes Charisma, dass er schon bald seine Crew aufgestellt hat und mit ihr kräftig Geld verdient. Es dauert dementsprechend nicht lange und Marcus steigt in der Kartell-Hierarchie immer höher auf. Mit diesem gewonnen Einfluss und dem Mehr an Geld ist schon bald der erste Mercedes gekauft. Wie die Regeln des Spiels nun mal sind, bedeutet eine dicke Karre auch wieder einen Zuwachs an Respekt.
Doch dieser kann ihn nicht vor dem Knastaufenthalt bewahren, den er sich durch eine Polizeirazzia und deren Fund von Shit in seinem Domizil einhandelt. Ab da wird dann alles anders in seinem Leben. Im Zuchthaus hat er endlich die Zeit, seinen schon seit frühester Kindheit gehegten Traum zu verwirklichen: Rapper zu werden. Er schreibt Texte, macht Demoaufnahmen und lernt schon bald neue Weggefährten kennen, die ihn in seinem Streben nach einer erfolgreichen Musikerkarriere unterstützen. Einmal raus aus dem Gefängnis, kann er erste Erfolge für sich verbuchen, doch seine Brothers aus seiner kriminellen Vergangenheit haben was dagegen…
Weapons, Bitches, Money, Drugs, Homies, Respect
Um all jene Begriffe dreht sich das Filmdebüt von 50 Cent. Um seinen ruhmreichen, einschüchternden Siegeszug an die Spitze. In allem, was er macht. Was sich verdächtig platt anhört, ist es leider auch bis über alle erträglichen Maße. Schön und gut, dass ein Mann seine bewegte Vergangenheit verfilmen will, aber dann so? Über die gesamte Spieldauer des Films hat man den Eindruck, man sähe einen überlangen 50 Cent-Propagandawerbespot. Er hat sich hier selbst inszeniert und hochstilisiert zu einem überlebensgroßen Helden. Alles, was Marcus, wie er sich im Film nennt, macht, ist von Erfolg gekrönt. Er legt sich mit vier rivalisierenden, bewaffneten Kolumbianern auf offener Straße an, schießt den einen über den Haufen und anstatt aus allen Rohren auf ihn zu feuern, flüchten drei der Hispanios in Seitenstraßen und lassen ihn gewähren. Aber wahrscheinlich hat das wieder etwas mit den tieferen Sphären von „Respekt“ zu tun, dessen immensen Stellenwert ich hier aus dem Blick verloren habe. Wer weiß. Er sieht nach 10 Jahren seine Jugendliebe wieder und natürlich läuft von Anfang an alles wie geschmiert. Würde es hier nicht auf solch groteske Weise passen, könnte man meinen, es sei wie aus dem richtigen Leben gegriffen. Dass darüber hinaus auch sonst alles ziemlich armselig ist, dürfte an dieser Stelle kaum noch jemanden ernsthaft verwundern. Gegen 50 Cent mit seinen zwei Gesichtszügen wirken Akteure wie Steven Seagal oder Jean-Claude Van Damme wie talentierte Charakterdarsteller. Aber vielleicht liegt das ja auch an den neun Kugeln, die er sich von einem offensichtlich dilettantischen Schützen einfing. Spätestens ab dieser Szene springt dem Zuschauer die Lächerlichkeit und Abstrusität des Gezeigten geradezu ins Auge. Doch neben der obligatorischen Gangstermukke hat dieser Film auch einiges für`s Ohr zu bieten. Kostprobe? „Die Droge, das ist die Bitch. Du fickst die Bitch. Lass nicht zu, dass die Bitch dich fickt!“. Einige meinen jetzt sicher, dass das eben der Slang sei, in dem solch coole Typen nun mal kommunizieren würden, aber imgrunde wissen sie vermutlich selbst, dass das einfach nur grenzdebil ist.
Cause I`m a motherf*cking F.L.O.P.
Tja, was soll man sich weiter das Maul über diese Kommerzware zerreißen? Sie wird Erfolg haben, genauso wie der Rattenschwanz an Merchandising-Produkten, die sich der willige Anhänger in seinem Hype zuzulegen gedenkt. Vom Poster, über Armbänder bis hin zum extra dafür veröffentlichtem Album. Die Werbemaschinerie greift und alle Beteiligten machen dick Kasse. Zurück bleibt nur der ernüchterte Zuschauer, der sich schwarz ärgert, auf ein solches PR-Vehikel reingefallen zu sein. Glücklich werden mit diesem Film allerdings jene, die 50 Cent und seine Nuschelmusik verehren und täglich mit baggy pants durch die Straßen dieser Welt stolpern. Bleibt nur abzuwarten, wann die nächste Lichtgestalt den Business aufmischt und ihren Hype auslöst und 50 Cent das gleiche Schicksal teilt wie Tamagotchi und Co.
Dialoghighlight: "Dass meine Mutter mit Drogen dealte, war mir egal. Ich wollte teure Klamotten und coole Sneakers."
2 von 10 Koksbriefchen