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In den 1970ern in einer argentinischen Gefängniszelle: Ein Reporter, der sich mit dem Regime angelegt hat, gespielt von Raul Julia, und ein Homosexueller, der ein Kind missbraucht hat, gespielt von William Hurt, teilen sich eine Zelle und haben anfangs einige Differenzen, die zu vielen Streitigkeiten führen, bis sich die beiden augrund eines Krankheitsfalles schließlich näher kommen.

"Der Kuss der Spinnenfrau" ist ein ruhiges Drama, das zunächst einmal durch seine gelungene Charakterkonstruktion besticht. Da hätten wir zum Einen den Reporter Valentin, der sich dem Regime unter keinen Umständen fügen wollte und Ideale wie Freiheit und Gerechtigkeit sehr hoch schätzt, weswegen er sich oftmals über seinen Zellenkameraden ärgert, der in politischen Angelegenheiten unwissend und ignorant ist. Zum Anderen wäre da der homosexuelle Luis, bei dem es sich ebenfalls um einen gesellschaftlichen Außenseiter handelt, der im ersten Moment sehr oberflächlich wirkt, da er politisch vollkommen ignorant ist, so hat er nicht einmal erkannt, dass es sich bei seinem Lieblingsfilm um einen Propagandafilm der Nazis handelt, sich seinem Kameraden gegenüber aber enorm aufopfernd verhält, während er sich nach und nach in diesen verliebt, weshalb er am Ende sogar Kopf und Kragen riskiert, da er die Organisation des Reporters kontaktiert.

Darüber hinaus werden beide Charaktere von guten Darstellern verkörpert. William Hurt, der hier in einer seiner frühen Rollen zu sehen ist, spielt die Rolle des Homosexuellen sehr stark und bringt den fürsorglichen, heiteren Charakter derart sympathisch auf die Leinwand, dass er den Zuschauer ohne Weiteres vergessen lässt, dass dieser wegen Missbrauchs eines Kindes inhaftiert wurde. Dabei neigt er vielleicht ein klein wenig zum Overacting, weswegen er den Oscar, den er für diese Darstellung erhielt vielleicht nicht ganz verdient hat, zumal Jon Voight in "Runaway Train" noch besser gespielt hatte. Diesen kleinen Fehler kompensiert der überaus authentische und angenehm zurückhaltend spielende Raul Julia jedoch ohne Weiteres und damit ist das Duo nahezu perfekt besetzt und ergänzt sich hervorragend.

Mit den beiden von Grund auf verschiedenen Charakteren, die von zwei hervorragenden Darstellern exzellent verkörpert werden, sollte doch eigentlich die Grundlage für ein mitreißendes Drama, das in einer einzigen Zelle spielt, geschaffen sein, aber Hector Babenco, der später unter Anderem noch mit "Wolfsmilch" in Erscheinung treten sollte, nimmt nicht einmal die Hürde des oberen Mittelmaßes. So wirkt das Geschehen leider relativ schwerfällig, einige Dialoge doppeln sich auf Dauer und manche Ansichten des Reporters zu Themen wie Freiheit und Gerechtigkeit, oder des Homosexuellen zum Gefühlsleben eines Mannes wirken dem Klischee entlaufen. Da zwischenzeitlich mehrere Ausschnitte aus dem Nazistreifen gezeigt werden, den Valentin zusammenfasst, zieht sich das Geschehen noch zäher in die Länge, als es schon ist und die letzten Minuten, die schließlich außerhalb der Zelle spielen, wirken leicht unpassend und bringen das Geschehen auch nicht mehr so richtig in Fahrt. Was am Ende bleibt sind ein paar wirklich dramatische und emotionale Momente, ein paar gelungene Dialoge, aber ebenso viele Längen sowie das Gefühl, dass hier vermutlich noch mehr drin gewesen wäre, so hätte man aus diesen Konfliktsituationen und dem allmählichen Annähern der beiden Charaktere in der beengten Gefängniszelle mehr machen können, wobei der Ort des Geschehens auch nicht so recht genutzt wird, um eine klaustrophobische Atmosphäre zu kreieren, zumal auch die Filmmusik eher im Hintergrund bleibt.

Fazit:
Im Endeffekt sind es vor allem die beiden Hauptdarsteller, die den einen oder anderen großen, dramatischen Moment erzeugen, aber zu viel mehr reicht es bei diesem, stellenweise etwas redundanten, mitunter zäh dahinplätschernden Drama, aus dem man wesentlich mehr hätte machen können, leider nicht.

55%

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