Sieh an! Bringt es Königsrolle Seagal im hart umkämpften Actiongenre doch nochmal? Mit Regisseur Don E. FauntLeRoy scheint da tatsächlich ein Mann auf der Bildfläche erschienen zu sein, dem es gelingt, den für klassische Action-Rollen wirklich mittlerweile schon grotesk fetten Steven noch ansprechend in Szene zu setzen - lange Coats und luftige Anzüge vorrausgesetzt.
Bei "Today you die" war das schon insgesamt ganz gut, "Mercenary for Justice" macht es noch einen Tick besser! Im vorliegenden Einsatz ist Haudegen Seagal nun mal wieder Mitglied einer verwegenen Söldnertruppe und als solches begibt er sich im von Unruhen erschütterten Südafrika alsbald in allerlei bleihaltige Gefahren.
Das Schlechte nun zuerst: Die Story. Ok, vom B-Film ist man da ohnehin eher Kahlschlag gewohnt. "Mercenary" hingegen will diesmal das Gegenteil: nämlich einfach zuviel und mixt viel zu viele Handlungselemente (Söldner, Krieg, Bankraub, Knastraid, Geiselnahme) zu einem zwar nie langweiligen aber im Gegenzug stark überladen wirkenden Cocktail. Vieles wirkt eher lose zusammenhängend als mehr als nur ansatzweise durchdacht. Ein Beispiel hierfür wäre die actionreiche aber letztlich unnötige Einführung incl. völlig belangloser Entführung des französischen Botschafters. Auch der Handlungsfaden um einen zu befreienden Milliardärssohn verläuft schnell im Nirgendwo, ebenso wie die Motivationen für den Bankcoup im Verborgenen bleiben.
Man braucht kaum erwähnen, dass bei soviel "Story" und der damit potentiell gebotenen Geschicklichkeit hinsichtlich der Verwebung derselben, auch die Logik mehr als einmal auf der Strecke bleibt.
Selbstverständlich hatte hier in Zeiten knapper Budgets und voller Terminkalender niemand die Zeit, über einem ausgeklügelten Drehbuch zu philosophieren - ist ja in diesem Genre auch in Ordnung! Mein Rat daher für den nächsten Streich daher: Weniger Inhalt ist mehr!
Nun zu den positiven Aspekten von "Mercenary for Justice": Hier lässt sich konstatieren, dass Don E. FauntLeRoy in Sachen der Inszenierung ganze Arbeit geleistet hat. "Mercenary" sieht so gut aus wie schon lange kein Seagal-Streifen mehr. Abwechslunsgreiche Schauplätze und eine moderne Bebilderung mit so mancher optischen Spielerrei wie z.B. Zeitraffer sorgen für Wohlbefinden beim angenehm überraschten Zuschauer. Die Klasse eines "Mechanik" wird bei aller Euphorie jedoch noch nicht erreicht.
Von Steven Seagal selbst durfte man freilich keine Wunderdinge mehr erwarten und erwartungsgemäß zeigt er seine Kampfkünste auch nur in wenigen Szenen. Diese haben es dafür durchaus in sich und anscheinend meist ohne Double lässt der mit den Jahren etwas träge gewordene Steven so manchen Knochen effektvoll brechen. Den einen oder anderen soliden Oneliner gibts gratis dazu.
Auch beim großen Rest der Action siehts sehr gut aus. Hauptsächlich schick inszenierte, blutige Shootouts prägen das Bild. Diese sind zwar recht schnell geschnitten aber finden ein ausgewogenes Maß zwischen reinem Bodycount und ansprechender technischer Umsetzung. Einzig einige wenige Patzer zeigen sich, wenn ein Bad. oder Goodguy geradezu darauf zu warten scheint, endlich umgenietet zu werden.
Aber auch vereinzelte handgemachte Explosionen finden sich auf der ausgewogenen Actionspeisekarte ein, natürlich vorallem beim eröffnenden Söldnerkriegsschauplatz. Wie bereits angedeutet finde ich zwar, dass dieser irgendwie nicht so recht in den Film passt aber seis drum: Diese Actonmischung ist summa summarum definitiv Seagals beste seit langem!
Ohne Beanstandung bleiben letztlich auch die schauspielerischen Leistungen, wobei hervorzuheben ist, dass sich auch die Nebenfiguren (wenn auch inhaltlich mal ohne Bedeutung) redlich mühen.
Fazit: Story und Logik kränkeln (unnötigerweise) an Überladung, Actionfans bekommen hier aber einen absolut sehenswerten, abwechslungsreichen und vor allem auch harten Action-Streifen. Weit besser wird man den mit gewohnter Minimalmimik und recht geschickt kaschierter Plautze auflaufenden Seagal in diesem Leben nicht mehr sehen...