Review

Das Dickerchen schlägt wieder zu…

Steven Seagals Filmschaffen nimmt in letzter Zeit beängstigende Ausmaße an. Kaum ein Quartal vergeht ohne ein neues Filmchen des dicken Akteurs, wenngleich Quantität und Qualität sich überhaupt nicht die Waage halten...auf die der Herr S. auch ab und an mal steigen sollte, kleiner Scherz am Rande. Man ist also stets schon voreingenommen, wenn wieder einmal ein neuer Streifen das Licht direkt auf DVD erblickt. Man schaut unweigerlich nach geklautem Material aus irgendwelchen anderen Filmen, wartet auf ein Körperdouble, hört den Ton in schierer Vorfreude auf ein Sprachdouble und hat nimmermüden Spaß an der Demontage einer Ikone. Zum Glück aber hat sich unser allerliebstes Dickerchen am Riemen gerissen, wir sehen „Puffy, den Tränensack“ hier als Mann der Tat, der mal wieder alles selbst zu machen scheint, sogar ein wenig Faustkämpfchen...

Aber die Story, oh ja, da war nun schon gar kein Geld mehr übrig, Seagal hat ja das Budget aufgefressen, im wahrsten Sinne...John Seeger - ein typischer Seagalname - ist Söldner und hat bei einem Einsatz in Südafrika Tote zu beklagen. Der Witwe eines Kumpels verspricht er Fürsorge, muß aber, als diese von einem dubiosen Geschäftsmann gekidnappt wird, einen Kriminellen aus einem südafrikanischen Gefängnis befreien. Das alles aber sind Finten und schmutzige Geheimdiensttricks, die nur dazu dienen, einen Bankraub zu verschleiern. Bei diesem wird sich so en passant dem Gegenspieler Seegers im CIA entledigt. Nun müssen noch die Geiseln befreit werden und auch der Geschäftsmann soll noch bekommen, was er verdient. Und bei all dem frage man besser nicht nach Logik oder dem stimmigen, inneren Zusammenhang, denn der erschließt sich dem Betrachter nicht.

So folgt man dem putzigen Dickerchen nach Südafrika, hat Mitleid mit dem tränensackgeplagten Mann und klatscht zumindest für dessen aktive Teilnahme am Geschehen Beifall. Die Action ist stilsicher inszeniert, es wird zumeist geschossen, und hier und da geht es auch Mann gegen Mann. Seagal ist deutlich fitter als in seinen letzten Machwerken, aber seien wir doch einmal ehrlich – wer will den alten Mann den wirklich noch sehen? Wer wird ihm sagen, daß man mit Würde abtreten sollte, wenn man alles erreicht hat und es nur noch bergab geht? Wer operiert die Tränensäcke und Falten weg, falls der Mann weiterhin Actionfilme drehen will? Und wer soll den ganzen Müll eigentlich kaufen? Nicht falsch verstehen, denn schlecht ist der Film nicht, aber von einem „Mechanik“ mit Lundgren trennen ihn Welten. Es reicht, Herr Seagal, ich jedenfalls habe mir hiermit den letzten Film mit dem einst so agilen Kämpfer wider das Böse zu Gemüte geführt. Lieber noch ein paar Mal „Out for Justice“ als „Mercenary for Justice“ oder einen anderen dreiwortigen Titel neueren Datums. Setzen – 6/10.

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