„The Terror“ ist ein Film, der bei seinem Betrachter zwiespältige Gefühle auslöst. Das ist in der Tatsache begründet, dass hier ein Spagat zwischen klassischem Gothik und modernerem Horror versucht wurde. Optisch ist das Experiment gelungen; die Qualität der Geschichte leidet dafür stark.
Erzählt wird von dem Aufeinandertreffen des französischen Offiziers André (Jack Nicholson) mit dem Baron von Leppe (Boris Karloff) in dessen Schloss. André sucht nach einem Mädchen namens Ilsa, das ihm mehrfach begegnet ist, deren Existenz aber von den nicht gerade zahlreichen Anwohnern (eine alte Frau/Hexe und ein heiserer Mann namens Gustav) geleugnet wird. André erkennt in dem Mädchen die Baronesse von Leppe. Selbige wurde aber schon vor 20 Jahren von Hausherren ermordet, nachdem sie die Abwesenheit des Barons zur Untreue ausgenutzt hat. Erich, ihr Liebhaber wurde von dem Diener des Barons entsorgt.
André erkennt, dass Ilsas Geist von der Hexe heraufbeschworen wurde, um sich an dem Baron zu rächen, indem er in den Selbstmord getrieben werden soll. Grund ist, dass die alte Frau die Mutter von Erich ist. Leider kennt sie nicht die ganze, absolut unglaubwürdige Geschichte…
Der Film lebt von den beiden Hauptdarstellern Nicholson und Karloff. Es ist schwer zu sagen, wer von beiden die bessere Leistung abliefert. Karloff versprüht eine im Alter gereifte Bedrohung, die sich mit einem Großvatercharme mischt. Nicholson ist herrlich arrogant. Schon alleine das Anliegen, beide spielen zu sehen, ist Grund genug, sich „The Terror“ anzusehen. Auch die anderen Rollen sind passabel besetzt, werden aber von den beiden Vollblutschauspielern an die Wand gespielt.
Die Regiearbeit ist passabel. Es wird sehr ansprechend von klassischen Gothik-Szenen (in der Burg und auf dem Friedhof) zu nicht weniger bedrohlichen Aufnahmen in hellem Sonnenlicht an der Küste gewechselt (z.B. das Ableben von Gustav nach dem Raubvogelangriff). Die Örtlichkeit ist sehr unpassend gewählt (der Film soll wohl im Baltikum spielen), was aber nur Europäern auffallen dürfte.
Eine großartige Ausstattung oder Geld für akzeptable Effekte stand wohl nicht zu Verfügung. So wirkt der ganze Film billiger als nötig. Siehe hierzu der Blitzeinschlag in die Hexe.
Das Hauptproblem von „The Terror“ ist die Geschichte. Sie geht gut los und bewegt sich in ordentlichen, weil glaubwürdigen Bahnen. Doch zum Ende werden zwei Wendungen zuviel gemacht (was wurde aus Erich und die Rematerialisierung von Ilsa). Die letzt genannte wird durch den Schnellzerfall noch akzeptabel; von der logischen Schwäche der Erstgenannten kann sich kein Film erholen.
Man kann sich den Film mit gutem Gewissen ansehen, man darf nur nicht soviel erwarten. Meine Empfehlung ist es, sich nur auf das Spiel von Nicholson und Karloff zu konzentrieren und die anderen großen Namen hinsichtlich ihrer Regiearbeit ganz außer Acht zu lassen. Für mich 5 von 10 Punkten.