Walt Disney und ihr erster, komplett computeranimierter Trickfilm. Da liegen die Erwartungen natürlich hoch, denn man muß ja schließlich mit Marktführer und Ex-Partner Pixar mithalten können. Kann man aber nicht, denn in vielen Belangen versagt „Chicken Little“ leider.
In Oakey Oaks ist Hühnchen Junior nicht sonderlich beliebt, da er vor einiger Zeit eine Massenpanik ausgelöst hatte. Ein Stück vom Himmel sei ihm auf den Kopf gefallen, was sich als Eichel herausstellte. Nun will er seinen Ruf wiederherstellen und betätigt sich als Baseballspieler, was zunächst sogar seinem Vater imponiert. Doch schon bald droht sich ein Desaster an, denn Aliens ließen bei einer Zwischenlandung ihr Kind zurück und wollen es nun mit allen Mitteln zurückhaben…
Die Story ist ein ganz großer Knackpunkt bei diesem Film, denn sie wirkt unausgegoren und dahingeklatscht. Zudem werden die Charaktere sehr oberflächlich abgehandelt, eine Figur zum Liebhaben findet sich ebenso wenig, wie ein pointiertes Script. In zwei Teile zerfällt die Handlung: In der ersten Hälfte gibt es als kleinen Höhepunkt ein turbulentes Baseballspiel, bei dem sogar einige Schmunzler zu verzeichnen sind. In der zweiten Hälfte beschäftigt man sich mit Alienterror, der nur allzu sehr an „Krieg der Welten“ erinnert. Das steigert zwar das Tempo, doch sonderlich aufregend gestaltet sich die Action nicht.
Für die jüngeren Zuschauer gibt es ein paar kindgemäße Gags, während sich die Biertrinker über die abgenudelten Anspielungen diverser Filmklassiker eher langweilen dürften. Die Palette reicht von „Indiana Jones“ über „Signs“, „King Kong“ bis zu den bedrohlichen Schatten aus „Independence Day“.
Handwerklich ist relativ sauber gearbeitet worden, doch auch hier gibt es qualitative Unterschiede. Während Kulissen und generell Bewegungen ganz ordentlich aussehen, sind viele Figuren etwas zu schlicht ausgefallen. Hähnchen Junior macht da eine Ausnahme und das Alienbaby ist auch ganz niedlich. Den übrigen Tieren (allen voran Vater Bruno und Ente Susi) fehlt allerdings das gewisse Etwas, was auch durch die deutsche Synchro nicht ausgeglichen werden kann.
Auch wenn sich hier ein paar bekannte Namen aufzählen lassen, das sind allesamt keine Profis und nur M. M. Profitlich kann so halbwegs überzeugen. Der „Echt“-Sänger Kim Frank ist auch noch okay, aber ganz übel wird es bei Leuten wie Verona Fel… Pooth und Boris Becker.
Auch musikalisch geht es mindestens zweimal an die Schmerzgrenze, denn wenn deutsche Schlager im Stil von Pur gnadenlos ausgespielt werden, kann man sich erstmal eine Pullerpause gönnen.
So modern der Film auch erscheinen möchte mit DVD, Handy und (Hass)-E-Mail, er ist zu keiner Zeit so charmant wie die älteren Beiträge von Disney. Zu oberflächlich gezeichnet sind die Charaktere und zu lieblos die Story, um Zuschauer jenseits 3. Klasse Grundschule zu begeistern.
Und so sollten sich die Hauptverantwortlichen für die Zukunft vielleicht ein Zitat der Figur Ed von Speck merken: „Lasst mich zurück, dann könnt ihr´s schaffen…“
4 von 10 Punkten