Darf man ihn Regielegende nennen? Jedenfalls hat Dominik Graf einen neuen Kinofilm gemacht.
Mit (relativ) viel Geld hat er eine erstklassige Kulisse geschaffen, die durchweg lebendig erscheint. Den Zuschauer versetzt er dadurch direkt in das Jahr 1961. Wir begleiten drei junge Möchtegernkünstler in Dresden - kurz vor dem Mauerbau. Im Tanzlokal „Roter Kakadu“, unter einem Hotel gelegen, treffen sie sich zum Tanzen und Feiern.
Gut eingefangen ist dabei das leichte Leben der jungen Leute, die vor allem Spaß haben wollen und an Sex interessiert sind. Gleichzeitig zeigt Graf aber auch, dass alles was später richtig schlecht wurde schon damals vorhanden war: der Überwachungsstaat mit seiner Riesenkrake, der Stasi. Die fehlende Meinungsfreiheit und die Behördenwillkür bei der Zulassung zum Traumberuf.
Auch die Trostlosigkeit kommt vor.
Aber deprimierend und grüblerisch schwer wirkt der Film dadurch nicht. In den meisten Szenen geht es stattdessen respektlos und sehr witzig zur Sache, wie beispielsweise in der Episode über die Spreewälder Gurken.
Aber trotz dieser Leichtigkeit ist der Film leider überhaupt nicht spannend. Über zwei Stunden lang dümpelt der Streifen vor sich hin. Zeigt hier mal eine gute Szene, dann da noch was Nettes. Schließlich passiert dann das, aber großartig wundern tut man sich darüber nicht. Schon von Anfang an weiß man, dass der Mauerbau eine zentrale Rolle spielen wird. Die Zeitspanne, bis es soweit ist, wird auch regelmäßig eingeblendet. Zwar wissen das die Figuren nicht, aber naja – die machen ja eh, was sie wollen.
Etwas problematisch ist dabei auch die Konstellation. Gleich in der ersten Szene verliebt sich die Hauptfigur, der junge Bühnenbildner Siggi, in Luise, die Ehefrau von Wolli, einem etwa gleichaltrigen Lebenskünstler. Siggi freundet sich im Verlauf mit den Beiden an. Aber er tut ne Menge mehr für sie, als ein guter Freund tun würde – natürlich auch mit den entsprechenden Hintergedanken. Das macht den Siggi etwas unsympathisch, weil man nun mal einem Freund nicht die Ehefrau ausspannt.
Dennoch ist das nicht der größte Kritikpunkt am Film. Am Schlimmsten ist, dass die Geschichte von innen her keine Richtung hat und nur durch die äußere Komponente Mauerbau zusammengehalten wird.
Dadurch entsteht zwar witziges und intelligentes Kino, das man vom Kopf und vom Bauch her empfehlen kann. Aber an vielen Stellen ist es trotzdem langweilig. Es fehlt die Spannung.
Eigentlich schade, denn die Darsteller sind gut, die Einstellungen überzeugen, die Atmosphäre ist erstklassig realistisch (deutlich besser als bei „Goodbye Lenin“), es gibt sogar einen roten Kakadu – aber keinen roten Faden. Hat sich Herr Graf verzettelt?