Review

Ich habe lange gebraucht um über diesen Film etwas zu schreiben; das lag an meinen mangelnden Japanisch- und Italienisch Kentnissen. Arrestate Ryo Saeba ist der einzige der CH-Filme, die nicht von ADV ins Englische gedubbt wurde, und die italienische DVD bietet seltsamerweise auch keine englischen Subs. Nach mehrmaligem Gucken, googeln und Informieren im Forum bin ich aber dennoch hinter allen Plotpunkten gekommen, und kann nun ein endgültiges Urteil fällen.

Das hier ist also nun der letzte der sechs City Hunter Filme. Das letzte der drei City Hunter Specials. Ryo Saeba's letzter Auftritt bevor er in Angel Heart zur wichtigen Nebenrolle degradiert wurde. Das letzte reinrassige City Hunter Abenteuer, wie man es so, in dieser Form nun wohl nie wieder erleben wird.
Naja, bei den Japanern weiß man ja nie, wann die wieder einen ihrer Anime-Wiederbelebungs-Phasen haben. Doch dieser Film ist nun schon 7 Jahre alt, damit wäre das die bisher längste City Hunter Pause überhaupt (mal von den immer wieder produzierten Merchandise Artikel abgesehen), und das Spin-Off (oder auch Nachfolgerserie) Angel Heart ist zur zeit kräftig am laufen, daher kann man City Hunter - Death of Ryo Saeba (In Italien "Arrestate Ryo Saeba"; Frankreich: "Live on Stabe") getrost als den letzten Ableger des Kultanimes betrachten. Also sollte es sich hier auch um einen besonderen Film handeln. Die City Hunter Ära sollte einen würdigen Abschluss finden.
Doch hier ist es leider nur sehr schwer zu sagen, ob es gelungen ist...

City Hunter 6 schlägt die selbe Richtung ein, wie der geniale Vorgänger "Goodbye my Sweetheart", und trägt somit denselben, düsteren, erwachseneren Zeichenstil und erweist sich daher auch als wesentlich blutiger und "härter".
Der Film bietet die bisher komplexeste CH-Story, ist aber auch zugleich die unrealistischste.
Daher mal eine detailliertere Beschreibung.

Jack Douglas, ehemaliger Freund von Ryo, der zusammen mit ihm und der gemeinsamen Freundin Erika vor 10 Jahren ein Kriegsszenario durchgegangen sind, ist nun Chef des TV-Senders Mega City, und will sich nun an Ryo rächen.
Als die beiden damals noch befreundet waren, haben sie sich auch in deren weibliche Begleitung Erika verliebt. Von Hass und Eifersucht zerfressen wollten es die beiden durch ein todbringendes Duell entscheiden. Erika konnte dies gar nicht fassen, und wirft sich in die Schusslinie derbeiden, mit dem Gesicht zu Ryo, was zeigt, dass sie für Douglas anscheinend mehr empfand. Ryo konnte nicht schnell reagieren und erschoss aus Versehen die Frau, die er eigentlich liebte. So verschwindet er, während Douglas Erika noch voller Trauer in den Armen hält.
Nun, 10 Jahre später, leidet Douglas an einer Herzkrankheit und hat nicht mehr lange zu leben, und die Trauer um Erika ist immernoch nicht verflogen; er würde Ryo niemals verzeihen, und will nun dessen Tod.
Und hier kommt nun der konfuse Part der Story:
Douglas hat zur Zeit eine Freundin, und diese will ihm seinen letzten Wunsch erfüllen, und wird zum Teil des Racheplanes. Per Schönheitsoperation wird seine Freundin so behandelt, dass sie fast genauso aussieht, wie die Nachrichtensprecherin Sayaka von Mega City TV, und hat trotzdem immernoch Ähnlichkeit mit Erika. (?lol?) Der Grund für diese Ähnlichkeit ist, dass Ryo eine Entführung angehängt werden soll.
Jack's Freundin, die nun aussieht, wie Sayaka, beobachtet einen Mord, von dem sie genau wusste. Nun soll sie um ihr Leben bangen, weil der Mörder auch hinter ihr hersein könnte. Als "falsche" Sayaka gibt sie sich bei Kaori als Klientin aus, die beschützt werden will. Und da Ryo sowieso die Nachrichtensprecherin immer zum Anbeißen findet, jedesmal wenn er sich die Nachrichten ansieht, sagt er begeistert zu.
Nun versuchen es einige Leute von Douglas, Ryo das leben schwer zu machen, und greifen ihn an, was ihnen natürlich nicht gelingt.
Jetzt aber lässt es Douglas so Aussehen, als hätte Ryo die unschuldigen Zivilisten angegriffen und gar getötet. Als Chef eines TV-Senders hat man alle möglichen Spielzeuge zur Hand, inklusive einem TV-Sateliten, und damit lässt er es per Computerbearbeitung so aussehen, das Ryo böswilligt handelt. Diese gefakten Aufnahmen werden ins japanische Fernsehen gebracht, und nun hat Ryo nicht nur Douglas und seine Schergen am Hals, sondern auch die ganze Polizei.
Womit Douglas jedoch nicht gerechnet hatte, ist dass sich seine zur Sayaka umoperierte Freundin während der gemeinsamen Zeit in Ryo verliebt...

Oje, na da hat sich Herr Hojo ganz schön was einfallen lassen. Wenn man etwas schlechtes über eine Story sagen kann, dann ist sie entweder total 08/15-Stereotyp, langweilig, austauschbar und nur Mittel zur Zusammenfügung von Action-Szenen, oder sie ist so abgedreht, konfus und weithergeholt, dass man schließlich gar nicht mehr durchblickt.
Bei diesem Film ist nun letzteres der Fall, obwohl es natürlich nicht ganz so schlimm ist. Aber diese ganze Rache-Akt wäre doch eigentlich auch ganz gut ohne die Freundin und deren wenig glaubwürdige Gesichtsoperation ausgekommen (ok ich gebe zu, ich weiß nicht welche Wunder Gesichtsoperationen nun tatsächlich bewirken können). Aber es ging Douglas nunmal auch darum eine Frau zu involvieren. Das Ereignis, vor 10 Jahren hatte ihn so sehr mitgenommen, dass nun diese Szene im Ansatz wiederherstellt um Ryo zu zeigen, dass diesmal er der Sieger ist. (ich finde es gab da gar keinen Sieger, beide haben verloren).
Das ist nun trotzdem ziemlich wirr und immernoch schwer nachvollziehbar, doch lässt man sich erst mal darauf ein, so zieht einen die dichte Atmosphäre in den Bann.

Es ist zweifellos City Hunter's persönlichster Auftrag. Das ist keine Sache, die die ganze Stadt oder den Klienten betrifft.
Hier geht es um Ryo selbst, und dessen dunkle Vergangenheit. Er hat die Frau die er liebte erschossen, und dabei war der Lauf auf seinen Konkurrenten und einstigen Freund gerichtet.
Das ist ein schwerer Brocken, der dem Zuschauer aufgetischt wird. Und so seriös das Thema, und dicht die Atmosphäre ist, so ist es umso schlimmer, wenn der Film mit seinem Markenzeichen, nämlich der Comedy, plötzlich reinplatzt, und so manche mitreißende Szene kaputt macht.

Bisher hat es mich eigentlich noch nie gestört, aber mit diesem Film, der ein ernstes Thema anschlägt, wirkt für mich die Comedy zum erstenmal total Fehl am Platz.
Denn mittlerweile kennt man Ryos Albernheiten auswendig, so sind Brüller kaum noch dabei.
Ryo's "Zero to Hero"-Switch wird nicht immer optimal umgeschaltet, und damit sind dann seine Albernheiten nicht immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Der Wechsel von "Nookie-Man" zu "Gentleman" verläuft nicht immer flüssig, stört aber dann auch nicht mehr, wenn Ryo eine zeitlang so bleibt.

Nun ist aber das eigentlich das geringste Problem des Films. Mein Hauptkritikpunkt geht ganz klar an die Inszenierung der Actionszenen!!
Man das haben die doch sonst immer gut hinbekommen, hier jedoch wirken die Actionszenen wie dahin geklatscht.
Ehrlich, stellenweise wurde so müde und lahm animiert, dass ich mir jedes mal dachte: "Na das hätte doch viel besser aussehen können!"
Besonders hervorzuheben sind die Szenen, in denen Ryo 5 mal schießt, und dann ein Schnitt zu den Gegnern erfolgt. Alle 5 Opfer wurden im Standbild eingefangen, regen sich also nicht, es spritzt etwas Blut (bleibt ebenfalls starr in der Luft) und alle machen "Uah".
Das ist doch öde, wo sind die klasse Shootouts, die an ein Heroic Bloodshed (nur mit weniger Blut) von John Wo erinnern? Die Klasse des City Hunter Kinofilms ".357 Magnum" wird diesbezüglich leider nie erreicht.
Auch die kleine Verfolgungsjagd sieht nicht viel adrenalinfördernder aus, genauso wenig wie der One-on-One Shootout in der leeren Innenstadt. Kein Thrill, keine spannende Inszenierung, es sieht wirklich größtenteils lahm aus. Ja größtenteils, hin und wieder hebt sich das Niveau dieser Qualität, und so können Actionszenen hier und da auch mal etwas mehr Aufmerksamkeit erregen, evtl sogar mitreißen.
Also nicht Totalschiffbruch, hätte nun aber doch wesentlich besser gemacht werden können, es hat doch vorher auch immer ganz gut funktioniert.

Nun haben wir also einen wirren Plot, einen öftersmal störenden Charakterswitch, sowie größtenteils lahmarschige Action.
Und trotz all dieser Kritikpunkte hatte ich dennoch das Gefühl einen besonderen Film gesehen zu haben. Besonders im Positiven Sinne.
Es dürfte wohl die Atmosphäre sein, die viel dichter ist, als in den anderen CH-Filmen. Nie ging es ernster zu, und nie war Ryo persönlicher betroffen als nun hier.
Die Musik dürfte gut dazu beitragen, und hilft dem Film somit ganz schön aus der Patsche. Die musikalische Begleitung ist perfekt und unterstreicht die jeweilige Szene sehr gut! Die harte, hektische Rockmusik im Intro "Illusion City" von den Sex Machineguns, mag zwar nicht jedermanns Sache sein, ist aber mal eine Abwechslung zu den bisherigen Intro-Tracks. Danach folgt nun der stimmige Soundtrack, der sich über den ganzen Film immer sehr gut der jeweiligen Situation anpasst.
Ich saß da und habe kein Wort verstanden, und trotzdem hat mich die Atmosphäre gepackt, und gab mir die Geduld den Film bis zum Schluss zu verfolgen.

Wie schon in "Goodbye my Sweetheart" hat Ryo hier einmal mehr einen ebenbürtigen Gegner, und so auch einige Wunden einstecken muss. Der "Alle gegen Einen" Shootout im Studio wirkt noch wie die alte City Hunter-Leier, doch das verfliegt, wenn Ryo anschließend Douglas gegenüber steht. Doch da haben wir dann wieder einen Showdown, der reichlich an Lahmarschigkeit krankt, und somit wiebereits erwähnt viel besser hätte inszeniert werden können. Aber wenigstens stimmt hier einmal mehr die musikalische Begleitung, ein weiterer Rocktitel der Sex-machineguns.

An dieser Stelle wirft der Film geschickt die Ereignisse von vor 10 Jahren wieder auf, in dem mehrere Parallelen gezeigt werden. Die beiden stehen sich wieder, in der so ziemlich selben Gegend gegenüber, und wollen die Sache mit einem Duell beenden. Und wieder rennt die Geliebte der beiden in die Schusslinie, diesmal aber mit dem Gesicht zu Douglas, da diese nun für Ryo mehr empfindet. Diesmal ist es Douglas, der zu spät reagiert, und die falsche Person trifft...die Frau, die er eigentlich liebt. Ehe ihm klar wird, was geschieht, hat er auch schon die Kugel von Ryo in der Brust und stirbt. Diesmal hält Ryo die Frau in den Armen und trauert um sie...

Anschließend stürzt das ganze Gebäude per Selbstzerstörung in sich ein, Ryo und Kaori flüchten so schnell sie können, werden aber schließlich von der Feuerwelle erfasst, und man sieht nur noch die Ruinen vor sich hinrauchen, und die Kamera davon zoomen, und da ist auch schon die bekannte Ending Theme "Get Wild" zu hören". Nun hatte ich den Verdacht, dass der Film, und somit die ganze City Hunter-Ära, wie die Serie Cowboy Bebop mit dem Tod des Protagonisten endet.
Doch nach den Credits, die Rückblicke auf die freundschaftliche Beziehung zwischen Ryo und Douglas und Erika geben, zeigt der Film noch dass Ryo und Kaori lediglich schwer verletzt sind. Ryo sitzt wie eine Mumie in Bandagen eingewickelt im Rollstuhl und geilt den Krankenschwesterinnen nach, was Kaori natürlich nicht passt, und Ryo eins mit dem Hammer überbraten will.

Und so endet also City Hunter auf eine Art und Weise wie sie wohl nicht jedem Fan schmecken wird. Vielleicht hätte man sich ja ein Happy End in der Form gewünscht, dass Ryo und Kaori schließlich zusammen kommen.
Der Film endet aber schließlich so, wie die bisherigen Filme auch...So sieht City Hunter - Arrestate Ryo Saeba nur wie ein weiteres City Hunter Abenteuer aus mit eben den genannten Stärken und Schwächen. Der Film ist eigentlich nur in Anbetracht der Nachfolge-Serie "Angel Heart" als Ende von City Hunter zu betrachten.
Bleibt also zu sagen, dass der Film großes Potential hatte. Die Handlung ,die nicht jedem ganz schlüssig erscheinen wird, kann man ruhig noch so stehen lassen. Wären die Actionszenen aufwendiger animiert worden, und Ryo's Geilheiten ein paar Gänge runtergekurbelt, würde es sich hier um einen erstklassigen Anime-Film handeln.
Für mich als Fan der Serie, war der Film jedenfalls Pflicht, und da hinderte mich auch die fehlende englische (wenn nicht mal auf englisch, sehe ich für deutsch gleich ganz schwarz) Lokalisierung nicht.
Dieser Film hätte jedenfalls dringendst ein Remake nötig!

Details
Ähnliche Filme