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Indio ist ein psychopathischer Bandit, der seine Bande von Halsabschneidern auf ein schier unmögliches Ziel hetzt: Die Bank von El Paso. Monco ist ein junger Kopfgeldjäger, der vor Selbstbewusstsein und Geldgier fast platzt. Mortimer ist ein älterer Kopfgeldjäger, der schon viel gesehen und erlebt hat, und der gelernt hat seinen Kopf einzuschalten bevor er punktgenau schießt. Und der mit Indio eine alte Rechnung offen hat. Also wird Monco in die
Bande eingeschleust, um sie quasi von hinten aufzurollen. Aber Indio ist ein misstrauischer alter Fuchs, den seine Drogenabhängigkeit nur umso argwöhnischer gemacht hat, und der, wenn es ums Geld geht, schmutzige Tricks schon von weitem wittert. Und der instinktiv spürt, dass Monco nicht der ist für den er sich ausgibt.

Ein Mann schließt sich einer Bande an um diese auffliegen zu lassen. Ein Thema, das in der Geschichte des Films schon oft vorkam: DER TODESKUSS könnte da erwähnt werden, in dem Victor Mature als Krimineller vom Staatsanwalt in die Bande eingeschleust wird, um Richard Widmark besagten Todeskuss zu geben. Oder in Europa die SCHLAGERPARADE 1961, wo Bubi Scholz eine Bande Halbstarker unterwandert (die von Klaus Löwitsch angeführt wird). Allerdings waren hier die Helden immer Polizisten oder zumindest von einer Behörde Beauftragte, die den fest vorgegebenen Staatsauftrag hatten, die Bösewichter dingfest zu machen. Erst Sergio Leone traute sich, einen eigennutz-orientierten Helden zu etablieren, der die Schurken nur aus einem Grunde jagt: Um sich selbst zu bereichern. Und um nebenher noch eine Rache auszuüben, ganz ohne justiziable Hintergedanken. Einfach nur Rache um der Rache willen.

Wo der Vorgänger FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR teilweise noch ein Vortasten in eine gerade relativ neu erfundene Filmwelt war, mit einem gewissenlosen Einzelgänger der auch mal Wehrlose tötete, ging Leone hier in die Vollen und definierte gleich den gesamten Western neu: Seine Helden sind so lässig wie gefährlich, sein Bösewicht stellt alles bis dahin gesehene locker in den Schatten und definierte das Schurkendasein für die nächsten 50 Jahre gleich mit, und die Handlung hat mit der Abbildung von Realität schon gar nichts mehr zu tun, sondern ist im Prinzip eine Comic-Verfilmung mit fast unverwundbaren Helden, unglaublich abgedrehten Ideen und 36-schüssigen Pistolen. Und wenn zwei gefährliche Kopfgeldjäger auf einen halbirren Killer von Indios Kaliber treffen, dann bedeutet dies bis zum absoluten Höhepunkt zerdehnte Duelle die von einer Spieluhr choreographiert werden. Das heißt Hass, Schweiß und Tod hautnah von der Leinwand herab zu spüren. Das heißt die Tiefe des Wortes “cool“ auszuloten, wenn nämlich jede Handbewegung und jede Änderung der Mimik eine bedeutungsschwangere Handlung ist. Und falls das jetzt alles zu pathetisch klingt, dann soll angemerkt werden, dass Sergio Leone mit diesem Film das Pathos in den europäischen Western eingebracht hat.

Bereits der Teaser zeigt, dass hier eine Revolution in der Westernwelt passiert: Ein Mann wird in der Wüste erschossen, ohne dass dies irgendetwas mit der weiteren Handlung zu tun hätte. Aber es sorgt für die richtige Einstimmung, und ein toller Vorspann wird ermöglicht, wo über dem ikonischen Score von Ennio Morricone Schüsse hallen welche die Credits anschießen. Töten um des Tötens willen, ohne moralischen Impetus. Ein Prinzip, welches die Filmwelt bis heute am Laufen hält.

Oder anders ausgedrückt: Reiner Western-Spaß! Der erste Italo-Western der diesen Namen auch wirklich verdient. Und der überhaupt nicht gealtert ist!

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