Nachdem „ Für eine Handvoll Dollar“ ein absoluter Überraschungshit wurde, entstand ein Jahr später die Fortsetzung. Wieder war das bewährte Team des ersten Teils zusammengekommen, um dem sogenannten Spaghettiwestern auf die nächste Stufe zu helfen: Sergio Leone, der mit dem ersten Teil noch weit entfernt war von elegischen Westernepen, die später zu seinem Markenzeichen werden sollten, hatte hier ein viel größeres Budget zur Verfügung als für Teil 1. Dies sieht man deutlich. Große Kulissen, viele Darsteller, viele Pferde. Man bekommt das Gefühl, dass der Meister hier das erste Mal wirklich aus dem Vollen schöpfen konnte. Auch wenn diese Anspielung sicherlich schon in tausenden von Reviews und Kritiken zu lesen war, sie ist einfach zu passend: Leone drehte den Film für „Ein paar Dollar mehr“. Zudem wurde die Geschichte viel komplexer. War Teil 1 ein Musterbeispiel für einen schnörkellosen und einfachen Western, ist die Handlung bei „Für ein paar Dollar mehr“ wesentlich komplexer. Dass Gian Maria Volonté wieder mitspielt, aber in einer völlig anderen Rolle, als in „Für eine Handvoll Dollar“, ist ungewöhnlich und erschwert Erstsehern auch die Verständnis der Geschichte.
Volonté gibt wieder den Bösewicht. Zudem ist er gewohnt manisch, sehr boshaft und zudem sehr verschlagen. Wahrscheinlich war Leone von seiner Leistung so überzeugt, dass er ihn in der Fortsetzung wieder dabei haben wollte. Clint Eastwood baut seine Rolle und sein späteres Trademark als wortkarger Held ohne glänzende Rüstung weiter aus. Diesmal hat er jedoch einen mindestens gleichwertigen Gegner / Partner (ändert sich im Verlaufe des Filmes einige Male): Lee Van Cleef gibt einen alternden Kopfgeldjäger, der sich mit dem namenlosen Reiter zusammentut. Dabei ergibt sich eine einzigartige Chemie zwischen den beiden, von der der Film lebt. Man weiß nie, ob die beiden wirklich ehrlich zueinander sind, oder sich im nächsten Moment wieder in die Pfanne hauen. Leone hat hier ein Motiv aufgegriffen, das in vielen Western benutzt werden sollte und zudem den Buddy-Movie in den 80’er Jahren prägen sollte. Lee Van Cleef adelt den Film zusätzlich. Er ist ein Gegengewicht zu Clint Eastwood, der in „Für eine Handvoll Dollar“ noch absolut filmeinnehmend war. Van Cleef wirft sein eckiges, doch absolut markantes Gesicht in die Wagschale, das einen Kontrast bildet zu Eastwoods unrasierter, aber gutaussehender Miene. Weiterhin bemerkenswert ist auch der Auftritt Klaus Kinskis in dem Film. Leider gibt er nur einen buckligen Schergen, der vielleicht zwei Minuten Screentime verbuchen kann. Eigentlich schade, denn der hochbegabte deutsche Kultmime mußte in seiner Karriere in so vielen zweit- und drittklassigen Spaghettiwestern teilnehmen und in diesem, einen der wichtigsten Vertreter dieses Genres, darf er sein Können nicht wirklich zeigen.
Leones einzigartiger filmischer Stil entwickelte sich in diesem Film auch weiter. Die prägnanten Großaufnahmen der Gesichter der Protagonisten gibt hier ebenso zu sehen, wie auch die tollen Landschaftsaufnahmen, die die Darsteller zu winzigen Punkten auf der Leinwand degradieren. Leone erschuf so, vereint mit einer geschickten Montagetechnik, eine gerade für Western ungekannte bildliche Dynamik, die stilprägend für das ganze Genre werden sollte. So ist „Für ein paar Dollar mehr“ eine Steigerung zu „Für eine Handvoll Dollar“. Leone sollte diesen Film allerdings ein Jahr später wiederum toppen, als er sein Meisterwerk „Zwei glorreiche Halunken“ inszenierte. Wiederum mit Clint Eastwood in der Hauptrolle und Ennio Morricone als Komponist. Diese Filme sind Musterbeispiele, um die englische Redensart „Never change a winning team“ zu untermauern.
Leone nutzte mit „Für ein paar Dollar mehr“ die Gunst seines Überraschungserfolgs mit „Für eine Handvoll Dollar“ sehr effektiv. Er blieb dem Genre und seinem Team treu, erschuf aber einen besseren Film. Insofern ist „Für ein paar Dollar mehr“ einer der wenigen Beispiele für Fortsetzungen, die ihre Vorgänger übertrumpfen konnten. Dass Wunderkind Leone dies mit dem nächsten Film wieder gelingen sollte, konnte man damals nicht ahnen, doch dass Leone das Potenzial dazu hatte, wurde spätestens nach Genuß dieses Westerns deutlich.
Fazit:
9 / 10