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Fünf Jahre nach der Realverfilmung um Jackie Chan, die den Anime “City Hunter” einem internationaleren Publikum näher brachte, folgte eine Fortführung der Anime-Reihe im Spielfilmformat, das “Motion Picture” nämlich. Ryo Saeba besteht wieder bloß aus zwei Dimensionen, darf seine Klappe dennoch wie üblich überdimensional weit aufreißen, wenn er eine hübsche Frau sieht. Und der Hammer, den seine Partnerin ihm zur Strafe für die lüsternen Blicke über die Rübe zieht, ist nicht minder gigantisch als die Gesichtsverrenkungen des Privatdetektivs.

Der Mainplot gestaltet sich als eine Mischung aus “The Rock”, “Speed” und “Alarmstufe:Rot 2" (insbesondere, wenn man die Realverfilmung ob der Schiffslocation mit “Alarmstufe: Rot” gleichsetzen möchte). Ihm sind nach wie vor internationale Elemente implementiert; ein Vaterlandsverräter, dessen Monstrosität aus der Enttäuschung über das Vaterland entwuchs, das klingt arg nach den Vereinigten Staaten und gerade der langgezogene Final Act um die ins Stadtzentrum brausende Bahn mit explosiver Ladung passt sich der Dramaturgie eines typischen US-Actioners an.

Illustriert wird dies mit realistischen und mit technischen Details vollgepackten Bildern der Millionenmetropole Tokio und seines umfassenden Verkehrsnetzes. Die mitunter düsteren bis melancholischen Impressionen suggerieren an manchen Stellen ein ernstzunehmendes Actiondrama - bis dann eben Ryo Saeba auftaucht.

Anime-Verächter werden ihn für das Erfüllen sämtlicher Genreklischees ohnehin verachten. Er tanzt und hüpft und kreischt und quiekt und quakt herum, gräbt halbnackte Frauen am Stück an und lebt seine Over-the-Top-Attitüde, begleitet von zweckdienlich hektischer Animation, genüsslich aus. Durch das eigentliche Abenteuer schwebt er eigentlich nur hindurch; tun muss er nichts, um wie automatisch im Mittelpunkt zu stehen. Die Story kommt zu ihm, nicht umgekehrt.

Zwei Welten beherbergt “City Hunter - The Motion Picture” also; zwei Welten nämlich, die sich keineswegs problemlos vereinen lassen. Mag der Langspielausflug zu Beginn noch gut gehen, franst das Drehbuch im Mittelteil vollends auf. Die anfangs noch sinnvoll ausgewählten Settings weichen einem stilistischen Kuddelmuddel, das sich erst mit den Szenen in der Bahn wieder fängt. Die Hauptfigur und seine Umwelt demontieren sich nämlich gegenseitig; Das permanente Geulke des Detektivs mildert die Wirkung der eigentlich recht effektiven Action und umgekehrt möchte das Großformat des Plots nicht so recht zur Ulknudel passen. Bezeichnend, dass die Animatoren im wesentlichen zwei Entwürfe für Saeba in petto haben: Einer schaut saucool aus, einer besteht bloß aus Mund, Augen und Zähnen.

Wirklich eklatant ist das aber nur im mittleren Filmdrittel, zuvor und danach lässt sich das gar nicht mal so langweilige Spektakel durchaus genießen, angetrieben von einem recht dichten Soundtrack und einer durchaus gelungenen englischen Synchronisation. Obwohl Geschmacksverfehlungen wie ein unverhoffter Kopfschuss mit ausströmendem Blut manchmal aus dem Flow reißen und Anime-Feinde hiermit sicher nicht zum Freund werden, wird “City Hunter” dem Anspruch der Unterhaltung meist doch gerecht.

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