Reine Nervensache (1999)

Mit den ernsthaften Rollen will es im Alter bei Robert de Niro („Heat“, „Cape Fear“) nicht mehr so recht klappen. Dafür sind seine komödiantischen Versuche umso besser. Nach „Meet The Parents“ ist „Analyze This“ eine weitere Attacke auf das Zwerchfell. Unter der Regie von Komödienspezialist Harold Ramis („Groundhog Day“) zieht er zusammen mit Billy Crystal („City Slickers“) seine unvergesslichen Rollen in diversen Mafiafilmen durch den Kakao und amüsiert sich dabei prächtig.

Als Familienoberhaupt einer Mafiafamilie hat man es nicht leicht. Man steht unter Druck, muss allerlei illegale Aktivitäten organisieren und ist enormen Stress ausgesetzt. Wenn dann noch der beste Freund abgeknallt wird, kann schon mal eine Sicherung durchbrennen. So wie bei Paul Vitti (Robert de Niro), der plötzlich von Herzrasen und Angstattacken geplagt wird. Fehlende Härte könnte ihm beim bald anstehenden Königstreffen aller Mafiosos als Schwäche ausgelegt werden. Nun ist guter Rat teuer…

Es macht ungemein viel Spaß mit anzusehen, wie de Niro sein Image parodiert und sich vom harten Hund in ein weinerliches Nichts verwandelt, dass dringend eine Therapie nötig hat. Die soll er ausgerechnet bei dem ängstlichen, gesetzestreuen Dr. Ben Sobel (Billy Crystal) bekommen, da dieser seinem Handlanger bei der „Beseitigung“ einer Plaudertasche auf das Auto fährt und ihm seine Karte gibt – natürlich ohne zu wissen, was das für Folgen haben könnte.

Der Humor ist pointiert, witzig und intelligent. Die Dialoge zwischen dem hektisch, aufgeregten Sobel und dem berüchtigten Mafiapaten sorgen für gute Stimmung. Anstatt auf banalem Humor zu bauen, wird sehr behutsam auf de Niro und seine Freude an der Rolle gesetzt. Ohne ein Blatt vor dem Mund zu nehmen sagt er geradewegs heraus was er denkt und wie er vorgeht. Sehr zum Missfallen Sobels.
Viele Klischees bekannter Mafiafilme werden hier aufs Korn genommen, während parallel dazu Sobel seine Hochzeit mit Laura (Lisa Kudrow, gibt hier fast die gleiche Rolle wie in „Friends“) zu organisieren versucht und aus der Stadt reist, worauf Vitti natürlich hinterherfährt, um ihn zu beschenken, zu gratulieren und natürlich wieder um Hilfe zu bitten. Als Erzfeind darf Chazz Palminteri („Katharsis? Was ist das?“) höchstpersönlich ran, es sind aber noch weitere bekannte Genregesichter zu entdecken.

Während der sonst so beherrschte Robert de Niro mit unvorhersehbaren Gefühls- und Leidensausbrüchen für viel Situationskomik sorgt, muss Billy Crystal als Psychiater, der es seiner zukünftigen Frau, den Verwandten und Vitti alles recht machen will, sich aber nicht durchzusetzen vermag, durch eine Vielzahl unmöglicher Szenen kämpfen, in denen er oft mit seiner scheinbar selbstverständlichen Lockerheit die Lacher auf seiner Seite hat.

Fazit:
Auch wenn das Finale irgendwie „quer“ daherkommt und die Rivalitäten nur mager angerissen werden, ist „Analyze That“ eine gelungene Komödie, in der zwei Topstars zu Hochform anlaufen. Dank knackiger Dialoge, gelungenen Mafiaparodien und einer ordentlichen Portion Frech- und Unverfrorenheit ist der Filmspaß hier garantiert. Zurecht ein Kassenmagnet gewesen.