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Der Psychiater Ben Sobel (Billy Crystal) staunt nicht schlecht, als eines Tages der gefürchtete Mafiaboss Paul Vitti (Robert de Niro) in seiner Praxis steht und eine Behandlung verlangt. Seit Kurzem plagen ihn unerklärliche Panikattacken und Potenzprobleme, für einen Mann seiner Stellung natürlich nicht akzeptabel. Sobel erklärt sich zur Hilfe bereit, sieht sich aber bald in üble Machenschaften der Mafia verstrickt und gerät außerdem ins Visier des FBI...

Das ist schon einmal eine interessante Grundidee, ein eiskalter Mafiaboss mit Angstzuständen, noch dazu verkörpert vom großen Robert de Niro, sucht einen Psychiater auf. Inszeniert wurde das Ganze von Harold Ramis, der glücklicherweise fast komplett auf stumpfen Klamauk verzichtet (der wäre für die Realisierung einer solchen Handlung auch völlig unpassend), sondern eher auf intelligenten Dialogwitz setzt. Die Gespräche de Niros mit Crystal sind eine echte Offenbarung für eine Komödie, der friedvolle Psychiater stets darauf bedacht, seinen abgebrühten Patienten mit tiefsinnigen Gesprächen auf die Ursachen seiner Angst hinzuweisen, worauf der Mafiaboss immer herrlich direkt ohne Umschweife entgegnet. Diese Art von Humor ist sicher nicht jedermanns Geschmack, doch vor allem diejenigen, die De Niro aus seinen Paraderollen in "Der Pate II", "Casino" und "GoodFellas" kennen, werden begeistert sein.

Darüber hinaus gibt es noch einige zum Schreien komische Nebenfiguren, wie etwa Lisa Kudrow als wandelnder Blondinenwitz oder Sobels Sohn, der mir von den Nebendarstellern am besten gefiel. Die Art seines Vaters, ständig jeden analysieren zu müssen, hat er übernommen, was einige irrwitzige Szenen zur Folge hat (Stichwort: Delphinshow!). Chazz Palmintieri ist als geistig leicht zurückgebliebener Handlanger Vittis zu sehen und ist eigentlich richtig knuffig. De Niro macht sich mit seiner herrlich selbstironischen Darstellung über seinen eigenen Mythos lustig und verteilt viele Seitenhiebe in Richtung legendärer Gangsterfilme. Außerdem hat es einfach was, wenn man einen De Niro, der in seinen großen Filmen eiskalt und alles beherrschend war, als zerbrochenen, heulenden Mafiaboss sieht. Sehr lustig auch, wie er seine Bewunderung für den Psychiater zum Ausdruck bringt. ("Sie, sie, doch SIE haben’s drauf!...")

Das Ende setzt dann nochmal einen drauf und bietet Situationskomik vom Feinsten, wobei vor allem Crystal in seinem Element ist und für Lacher en masse sorgt. Allerdings ist die große Schlussballerei inklusive Verletzung Crystals etwas unpassend.
Um es kurz zu machen: "Reine Nervensache" wird nicht jedem gefallen und ist auch kein Film, den man sich alle paar Monate anschauen kann. Wer jedoch die vielen Gangsterfilme, in denen vor allem De Niro mitgewirkt hat, mag, für den wird das ein unerhört lustiger Spaß ganz ohne Furz- und Rülpswitze sein, wofür der Film ein großes Kompliment meinerseits erhält.

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