Großes Budget, viele namhafte Schauspieler und nichts dahinter. So in etwa könnte man „Vernetzt - Johnny Mnemonic“ beschreiben, der zwar auf den bekannten und guten Science Fiction Romanen von William Gibson (der nebenbei auch gleich noch das einfallslose Drehbuch verbrach) fußt, aber eine einzige konfuse Odyssee durch eine zerstörte Welt ist.
Die Erde ist mal wieder, wie so oft in düsteren Zukunftsvisionen, völlig zerstört, die Bevölkerung ist von einer Seuche befallen und wirkliche Helden gibt es nicht mehr. Alle sind nur noch auf ihre persönlichen Vorteile aus. Einer von diesen ausgeschlafenen Jungs ist Johnny, ein Datenkurier, der praktisch eine Festplatte in den Kopf transplantiert bekommen hat und nun Daten transportiert. Warum es nicht viel einfacher ist diese Daten per CD zu transportieren oder gar durchs Internet zu schicken bleibt ungeklärt. Statt dessen stopft man Johnny mit Daten voll und schickt ihn auf die Reise. Leider wollen aber auch ein paar Bösewichte diese Daten, da sie das Heilmittel für die fiese Seuche sind. Das war es dann auch schon zur Geschichte, denn nun wird nur noch geflüchtet was das Zeug hält.
Um den Film jetzt irgendwie auf Länge zu bekommen baut Robert Longo viele Special Effects, düstere Locations und exzentrische Figuren ein, so das der Film damit anstatt zu einem Kassenschlager zu einem schlechten B-Movie wird. Das Budget erkennt man jedenfalls nirgends. Ist es etwa bei den heute schon billigen und sehr künstlichen Effekten in der Virtual Reality oder für die ganzen Darsteller wie Keanu Reeves, Dina Meyer, Udo Kier, Dolph Lundgren, Ice-T und Takeshi Kitano draufgegangen? Kann eigentlich nicht sein, denn keiner rechtfertigt seine Bezahlung in diesem Schund. Keanu Reeves agiert ähnlich hölzern wie in „Matrix“ (Sorry, gute Schauspielleistungen sehen anders aus), Dina Meyer bleibt in ihrem Leinwanddebüt weit unter ihren Möglichkeiten und über Dolph Lundgren (unfreiwillig komisch als Rambojesus) und Udo Kier breitet man besser den Mantel des Schweigens. Zufriedenstellend agiert hier nur Ice-T, der mal wieder die Rolle des Underdogs und zerlumpten Straßenkämpfers inne hat.
Wie erwartet wird aus dem geldgierigen und um seine Gesundheit besorgten Kapitalisten Keanu, nach dem so ziemlich jeder seinen Kopf will, ein Mitglied der Untergrundorganisation, welche den Menschen endlich das Heilmittel bringen will. Zwischenzeitlich wird durch, aus jedem zweiten B-Endzeitfilm, bekannte Kulissen gerannt, da immer wieder böse Figuren, der bösen Konzerne hinter ihnen her sind. Damit es dabei nicht zu langweilig wird, setzt man auf recht harte und heftige Splatterszenen, in denen auch schon mal Menschen platzen, zwiegespalten werden(Achtung, lahmer Witz) oder einfach zerschnibbelt werden. Bei diesem Spektakel wäre der vielleicht der Einsatz von sarkastischen und boshaften Humor nützlich gewesen, aber dafür nahm der Regisseur den Film dann leider doch zu ernst. Naja, ambitioniert ist Longo wenigstens.... ;-)
So fehlt es dem Film aber auch an Spannung. Bei dem Szenario (48 Stunden, sonst Schädelgemüse) hätte man doch eine straffe Jagd mit Zeitcountdown und allem drum und dran drehen können. John Carpenter hat so was ähnliches vor etlichen Jahren mit „Die Klapperschlange“ vorzüglich hinbekommen. Statt dessen gibt es nur ein paar lahme Kämpfe mit Elitekillern, aus denen der Hänfling mit Schlips und Anzug (Johnny) komischerweise immer als Sieger hervorgeht. A pro po Logik, wieso schafft man es den vollkommenen Inhalt einer Frau in eine Datenleitung zu stopfen, aber nicht Johnnys Daten?
Nie wird der zentrale Konflikt die weltpolitische Lage mal dargestellt, um den Zuschauern, mal klar zu machen, was da eigentlich abgeht. Man baute wohl darauf, dass man Gibsons Werke kennen muss. Für diese Menschen ist der Film vielleicht noch ein akzeptabler Spaß, leider gehöre ich nicht zu diesen Personen...
Fazit:
Lahmes Science Fiction Werk, dass auf großartigen Endzeitromanen fußt. Das große Budget ist nicht sichtbar, dafür aber schlechte Schauspieler, armselige Effekte, langweilige und zu oft gesehene Locations, sowie eine Story, die so tiefsinnig und ausgefeilt wie eine „Bild“-Zeitung ist. Da können auch ein paar härtere Kampfszenen nichts mehr retten.