Spuren im Sand (1948) von John Ford
...Weihnachten steht vor der Tür, als die drei Fremden Robert (John Wayne), William (Harry Carey Jr.) und Pedro (Pedro Armendariz) den Ort Welcome (Arizona) erreichen. Nach einer kurzen Rast rauben sie dort eine Bank aus und fliehen anschließend in die Wüste. Dadurch können sie zwar kurzzeitig ihre Verfolger abschütteln, jedoch wird in der Gluthitze nun eines kostbarer als ihr erbeutetes Geld - Wasser! Außerdem machen sie schon bald einen außergewöhnlichen Fund...
Die Kinopremiere dieser Weihnachtsgeschichte im Wild-West-Stil fand passenderweise Ende November 1948 statt und hat speziell dem weiblichen Publikum wohl besonders gut gefallen. Aber verbirgt sich dahinter etwa auch ein spannender Western oder gar actionreiches Wüstenabenteuer???
Also reich an Action ist auch dieser John-Ford-Western leider nicht und die Spannung hält sich in Grenzen. Ford legte hier wohl abermals Wert auf andere Dinge und der Schwerpunkt dieses Wüsten-Westerns sollte anscheinend keine Abenteuerhandlung sein. Bemerkenswert auch, dass "Spuren im Sand" (1948) neben "Marked Men" (1919) bereits sein 2. Remake von "The Three Godfathers" (1916) ist. In diesen beiden Stummfilm-Vorgängern spielte übrigens sein Freund Harry Carey mit, dem Ford während des Vorspanns eine Widmung schenkt, weil dieser ein paar Monate vor Beginn der Dreharbeiten zu "Spuren im Sand" verstarb. Der Grund für eine erneutes Remake könnte gewesen sein, das Thema nochmal als farbigen Tonfilm herauszubringen, nur diesmal gehört Careys Sohn - Harry Carey Jr. - zu den Hauptdarstellern.
John Wayne spielte hier gewohnt gut, brillierte aber nicht gerade - dazu fehlte wohl auch die Gelegenheit!? Er kommt eher routiniert rüber; für mich äußerst gewöhnungsbedürftig ihn diesmal mit der dt. Synchronstimme von Arnold Schwarzenegger zu hören. Ben Johnson ist hier als Deputy leider nur eine Randfigur. Am besten gefiel mir eigentlich Ward Bond in der Rolle des Sheriffs "Buck Sweet".
Wie gesagt wollte Ford sein neues Remake wohl nicht zu abenteuerlastig inszenieren und so haben wir zunächst das Übliche und Lobenswerte:
- Handwerklich einwandfrei gemachter Film
- Wünderschöne Landschaftsaufnahmen und allgemein prächtige Bilder
- Akkurate Leistung der Darsteller optimiert durch Fords kritischen Blick
- Bilderbuchwetter und schöne Westernatmosphäre
- Dezenter Humor
Eine der faszinierendsten Szenen war für mich persönlich die Verfolgung der Bankräuber durch den Sheriff und seine Männer auf dem 2-PS Gespann. Eine herrlich rasante und spannend mitanzusehende Fahrt! Komischerweise müsste hier, bei einem Perfektionisten wie Ford, die Bildkomposition und der Ausschnitt eigentlich optimaler ausfallen. Trotzdem eine echt tolle Szene!
Insgesamt hätte der Film großartig werden können, aber leider hatte John Ford andere Schwerpunkte gesetzt und so ist der Film teils nervig, stellenweise auch leicht kitschig und von der Handlung her manchmal schleppend. Vor allem aber sind die 72 Filmminuten vom Erreichen bis zum Verlassen der Wüste mit Action unterversorgt! Das haben viele andere vor und nach ihm besser gemacht, aber wie gesagt hätte man den Film als Wüstenabenteuer aufbauen sollen. Ford hätte als Regisseur und Mitproduzent doch durchaus behutsame Änderungen am Drehbuch vornehmen können. Hier ein paar Beispiele:
!!! Vorsicht - ich nehme nun einige Handlungsstränge vorweg !!!
- Beim Verlassen der Stadt wird William angeschossen und verliert auch noch sein Pferd. Dadurch ist die Bande ab jetzt eingeschränkt! Warum verschießt Ford schon so früh sein Pulver?
- Zu Beginn der Verfolgung wird nun die große Wasserflasche von einem gezielten Schuss durchlöchert. Einzelne Pferde sind immer schneller als ein Gespann - unabhängig mit wieviel Tieren. Demzufolge hätte der Sheriff mit seinen Männern die Bande niemals einholen können, aber JETZT(!) hätte er William verwunden oder sein Pferd treffen können.
- Eine etwaige intensive Schießerei an den Wassertanks findet nicht statt, da sich die Drei waffenmäßig unterlegen fühlen. Hmmm, also da wurden schon ganz andere Wagnisse inszeniert, besonders wenn man am Verdursten ist! An dieser Stelle hätte es unbedingt(!) zu einer intensiveren Schießerei kommen müssen und erst dort hätte dann auch die Wasserflasche getroffen werden können. Die Bande hinterlässt ja zwangsweise Spuren im Sand - so hätten bspw. die abgesetzten Leute vom Sheriff die Bande finden können oder wären über bewusst falsche Spuren in einen Hinterhalt geraten. Auf jeden Fall hatte Ford an dieser Stelle viel Potential verschenkt!
- Die Pferde verschwinden während die Bande ein Nickerchen macht - aber auch der Zuschauer bekommt davon nix mit! Wieder so eine völlig unspektakuläre Szene! Wieso verlieren die Drei ihre Pferde nicht in dem vorausgegangenen Sandsturm, sodass man es gesehen hätte???
- Die Mutter, die meines Erachtens gar nicht so sterbenskrank aussah, stirbt nach der Geburt. Warum eigentlich? Wenn sie schon stirbt, konnte sie dann nicht von einer Schlange oder einem anderen giftigen Tier gebissen worden sein?
- William meint einen See zu entdecken, aber Robert klärt sofort auf und spricht von Salz. Hier hätte man eine Fata Morgana inszenieren können oder erst beim Hinlaufen feststellen können, dass der See ausgetrocknet ist.
- Kurz vor Verlassen der Wüste stolpert Pedro unglücklich, bricht sich das Bein, verliert die Lust am Leben und tötet sich selbst. Leicht unglaubwürdig, aber wäre Pedro dann nicht besser von Treibsand verschluckt worden, der sich am Rande eine Wüste durchaus befinden könnte? Wäre als Abschluss doch ein nettes Spektakel gewesen?
Alles in Allem wurde das Gefahrenpotential, das ein langer Marsch durch die Wüste birgt, nicht richtig ausgereizt (Wassermangel, Sandsturm, Treibsand, Fata Morgana, giftige Tiere, Räuber...). Es mangelt oft an Spannung, Dramatik und Action! Stattdessen finden wir hier anfangs ausgiebige und teils überflüssige Dialoge, Pedro nervt insgesamt mit zu viel Spanisch, zudem Gesänge, Bibelzitate und reichlich Babypflege. Mögliche Actionszenen wurden durch ein schwaches Drehbuch abgewürgt oder ganz ausgeschlossen und der Rest unspektakulär inszeniert - Dankeschön! :(
Anscheinend betrugen die Temperaturen bei den Dreharbeiten bis zu 49 °C. Wo bitteschön sind denn die geröteten Gesichter und die vertrockneten Lippen unserer Filmhelden a la Clint Eastwood in "Zwei glorreiche Halunken"? Mit mehr Sandstürmen und zusätzlichen Sonnenszenen hätte man die Hitze und Wüstenatmosphäre einiges dramatischer/effektvoller darstellen können. Und warum wurden nicht die Spuren im Sand für eine Verfolgung, List oder einen Hinterhalt genutzt?
Naja, viel "warum" und "hätte" eben.
Schade - da wäre auf jeden Fall mehr drin gewesen! Mit 5 von 10 Punkten leicht unterdurchschnittlich und knapp den Sprung in die Hälfte der guten Filme verpasst!
Ich wünsche den Interessierten aber natürlich trotzdem viel Spaß und gute Unterhaltung!
Hier noch ein paar Alternativen:
Wirkliche Meisterwerke von John Ford und mit John Wayne wären
"Bis zum letzten Mann" (1948, s/w), "Der schwarze Falke" (1956) und "Der letzte Befehl" (1959).
Tolle Wüsten-Western sind bspw. "Der Schatz der Sierra Madre" (Spätwestern, 1948 s/w),
"Dreckiges Gold" (1973) und "Der lange Marsch durch die Wüste" aka "Dürstende Lippen" (1953).
Oder gleich das Remake einer Babykomödie "Noch drei Männer, noch ein Baby" (1987) ^^