Im September 2005 liefen neben den ausländischen Produktionen insgesamt 13 einheimische Filme in den südkoreanischen Kinos an. Eine beeindruckende Zahl die aber auch Probleme bereitet ; jeder Markt ist irgendwann gesättigt und schrumpft sich nach der Aufblähung wieder gesund. Wurde das folgende Jahr 2006 noch ein gutes Jahr, so begann der Abstieg im südkoreanischen Kino im Jahre 2007 und erst Anfang 2009 kommen jetzt die ersten Anzeichen einer Erholung.
Zuviele gute und solide Filme selbst von Regiedebütanten finanzieren sich halt nicht allein über die Zuschauerzahlen an der Kinokasse. So wurde auch "Close to you" oder alternativ "Blossom again" von Regisseur Jeong Ji-woo mit weit weniger als 200.000 Zuschauern abgestraft. Die Riege der Schauspieler ist bis auf die männliche Hauptrolle sehr erfahren und Regisseur Jeong Ji-woo hat mit "Happy End" aus dem Jahre 1999 ein superbes Debut im Gepäck. Der Film ist zwar weniger provokativ als sein Erstlingswerk, doch er unterhält und vermag zum Ende hin sehr warm und wohlig zu gefallen. Ein nicht alltäglicher Liebesfilm, der die ganzen etwas frecheren Liebesfilme mit moderneren Konstellationen der Jahre danach, praktisch schon vorwegnimmt.
Die Mathematiklehrerin Joh In-young ( gespielt von Kim Jeong-eun ) lehrt an einer Akademie für Englisch und Mathematik. Sie ist um die 30 Jahre alt, kinderlos und immer noch nicht verheiratet. Vielmehr lebt sie in einer Art wilder Ehe mit ihrem etwas jüngeren Freund Jung-woo ( gespielt von Kim Yeong-jae ) zusammen. Ihre Mutter möchte sie verheiratet sehen, doch Jung-woo ist bereits geschieden und ihre Beziehung erscheint auf den zweiten Blick erschreckend abgekühlt und überhaupt nicht mehr leidenschaftlich. Sie leben nett aber ohne Feuer nebeneinander her.
In ihrer Klasse weckt ein Schüler ihr Interesse. Der 17-jährige Lee-seok ( gespielt von Lee Tae-seong ) erinnert sie an ihre erste grosse Liebe ; er heisst nicht nur ebenso, er sieht ihm auch wohl sehr ähnlich und stürzt In-young in ein sentimentales Gefühlschaos. Sie nähert sich ihm und er zeigt sich interessiert.
Die junge Schülerin Joh In-young ( gespielt von Jeong Yu-mi ) verliebt sich derweil Hals über Kopf in ihren Mitschüler Lee-soo ( ebenfalls gespielt von Lee Tae-seong ). Als der völlig unerwartet stirbt, stellt sich heraus, dass die beiden Jungen Lee-seok und Lee-soo Zwillingsbrüder waren und die Handlungsstränge der beiden Liebesgeschichten kreuzen sich.
Die Namesgleichheit der beiden Frauen und Männer ist nur ein Trick ; ein geschickter Schachzug um eine Rückblende zu vermeiden, aber um dennoch eine Art Deja-vu-Erlebnis zu konstruieren. Dieser Trick funktioniert recht passabel und tut im Gegensatz zu der erwarteten Rückblende erstaunlich gut. Es ist aber auch die einzige Überraschung die "Blossom again" zu bieten hat. Ein paar wenige freche Dialoge über schlüpfrige Tatsachen sollen etwas aufpeppen, wirken im Gegensatz zum westlichen Kino aber erschreckend bieder. Dieses Rezept der offenherzig daherredenden, selbstbewussten Frauen wird in den kommenden Jahren im südkoreanischen Kino reichlich ausgebaut werden.
So richtig tief dringt "Blossom again" aber nie in die Thematik der Liebe in unterschiedlichen Lebensphasen ein ; er bleibt stets liebevoll und etwas humorvoll stichelnd. Somit wird das Thema niemals zu ernst sondern immer mit einem Augenzwinkern behandelt. Bei der letzten für mich besten Szene steckt das Lachen aller Beteiligten förmlich an und die Botschaft des Films ist angekommen. Liebe funktioniert auf vielen Ebenen zu vielen Zeiten und hat auf jeder Ebene und zu jeder Zeit immer ihre Berechtigung. Sie steht über allem anderen und wer dies zum Ende bei dieser Szene fühlt, der fragt nicht mehr nach Eifersucht oder den Gründen für das Handeln der Personen.
Bei den Schauspielern gilt es die beiden Hauptrollen hervorzuheben. Kim Jeong-eun ist eine gute Komödiantin und diese Fähigkeit kommt ihr bei dem ernsten Thema des Films zugute. Sie spielt sehr gekonnt und beeindruckend mit ihren Augen und vermittelt extreme Gefühlsschwankungen nur mit einem Blick in die Kamera. Damit bereichert sie den Film und trägt entscheident zum Gelingen bei. Ihr noch wenig erfahrener Partner in der Doppelrolle wirkt etwas stoischer ; Lee Tae-seong muss aber auch hinter ihr zurückstehen, etwas ungeschickter und unreifer wirken und dennoch als aufbegehrender jugendlicher Rebell rüberkommen. Den Spagat bekommt er recht glaubhaft hin auch wenn nie ein Zweifel an der weiblichen Hauptperson des Films besteht.
Kim Jeong-eun trägt diesen Film, von Anfang bis zum Ende ist es ihr Gesicht mit den ausdrucksstarken Augen, welches den Bildschirm immer wieder aufblühen lässt. Die Nebenrollen sind solide aber blass besetzt und runden das Bild des Films ab.
"Blossom again" ist ein ruhiger und angenehm leichter Liebesfilm mit einer gewissen Tiefe, niemals überladen und sich niemals als Arthouse anbiedernd. Genau das macht ihn liebenswert sympatisch und führt zu guten 7 Punkten und einer leisen Empfehlung.