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Nachdem sie das Böse in einem alten Wachsfigurenkabinett erfolgreich in die Schranken gewiesen haben, wollen Mark und Sarah nichts weiter, als die haarsträubenden Ereignisse der letzten Zeit so schnell wie möglich wieder zu vergessen. Doch sie haben die Rechnung ohne eine abgehackte Hand gemacht, die den Brand des verfluchten Museums unbeschadet überstanden hat, Sarah nach Hause folgt und dort kurzerhand deren griesgrämigen Stiefvater tötet. In dem darauf folgenden Gerichtsverfahren stößt die Erklärung um phantastische Zeitreisen und eine mordlustige Hand natürlich weniger auf Anklang, weshalb sich Mark und Sarah schnellstens etwas einfallen lassen müssen, um ihre Unschuld zu beweisen. Da kommt den beiden eine Aufzeichnung Sir Wilfreds zu Gute, die ihnen den Weg zu einer magischen Transportuhr weist, mit welcher das junge Paar erneut das Tor zu anderen Welten öffnen kann. Von der Idee zunächst wenig begeistert, müssen Mark und Sarah jedoch schnell erkennen, dass eine weitere Reise durch die Dimensionen die einzige Möglichkeit ist, ihre Geschichte vor Gericht glaubhaft zu machen. Und so befinden sich die beiden alsbald erneut auf einer irrwitzigen Reise durch Zeit und Raum, die sie dieses Mal nicht nur in ein altes Spukhaus oder eine von Aliens bevölkerte Raumstation, sondern sogar bis ins tiefste Mittelalter verschlägt...


Viele Horrorfilme aus den vergangenen Jahrzehnten besitzen heute einen regelrechten Kultstatus und gelten nach wie vor als maßgebliche Wegweiser für aktuelle Produktionen, während sich über so manch andere Perle des Genres längst der Mantel des Schweigens gelegt hat. Im Falle der amerikanischen Horrorkomödie Waxwork aus dem Jahr 1988 tut man sich da mit der Einteilung derweil etwas schwer. Für ein geringes Budget schuf Regie-Frischling Anthony Hickox (Hellraiser 3, Sundown) damals einen charmanten und völlig überdrehten Horror-Rollercoaster, in dessen Verlauf eine handvoll Jugendlicher in einem verwunschenen Wachsfigurenkabinett durch verschiedenste, zum Leben erwachte Gruselszenarien stolperte und sich mit Werwölfen, Vampiren und Zombies herumschlagen durften. Das Ergebnis war eine abwechslungsreiche, kurzweilige  und absolut unterhaltsame Horror-Sause, die auch beim dritten Durchlauf noch für Stimmung sorgte und Hickox als Horror-Newcomer prädestinierte. 4 Jahre später folgte dann auf das immer lauter werdende Drängen der Produzenten ein zweiter Teil, der inhaltlich nahtlos an seinen Vorgänger anknüpft und auch dessen Stärken erneut auszuspielen versucht. Und auch, wenn man anhand des Ergebnisses sicherlich geteilter Meinung sein darf, so muss den Verantwortlichen dennoch attestiert werden, dass in Waxwork 2 nicht nur versucht wurde, das Original 1:1 zu kopieren. Nein, die Fortsetzung greift die bereits vorhandenen Ideen auf, spinnt sie aber noch einmal ein ganzes Stück weiter und führt das Konzept des Originals zumindest in der Theorie auf ebenso haarsträubende wie einfallsreiche Art und Weise fort. Was somit das Potential für eine weitere, vergnügliche Reise quer durch die Welt der Phantastik gehabt hätte, ist in der Umsetzung nicht viel mehr als ein schaler und geradezu träger Marathon der Anspielungen und Zitate, der in seiner Gesamtheit aber weit hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Eine Enttäuschung ist Waxwork 2 vor allem deshalb, weil Anthony Hickox mit dem ersten Teil seinerzeit eine herrliche und blutige Grusel-Irrfahrt durch die Weiten eines variationsreichen Genres auf die Beine gestellt hat, während das Potpourri an Referenzen und Querverweisen im zweiten Anlauf nur noch ein müdes Gähnen auf die Gesichter der Horrorfans drückt. Gelangten Mark und Sarah im ersten Waxwork noch in einem titelgebenden Wachsfigurenkabinett in die jeweiligen Welten der verschiedenen Ausstellungsstücke, so ist im Sequel eine Art Zeitreise-Kompass für die Dimensionssprünge der beiden verantwortlich. An und für sich hatte Hickox, der auch das Drehbuch schrieb, das uneingeschränkte Potenzial, alles richtig zu machen und ansatzweise mag ihm dies durchaus gelingen, doch was für ein großartiger Spaß Waxwork 2 hätte werden können, lässt sich anhand mancher Szenen leider nur erahnen. Interessant ist dabei zumindest auf dem Papier die Idee, die Protagonisten dieses Mal nicht nur in diverse klassische Gruselszenarios stolpern zu lassen, sondern sie direkt in einige bekannte Horrorfilme zu transportieren. So finden sich Mark und Sarah nach ihren Sprüngen durch Raum und Zeit unter anderem in Szenen aus Klassikern wie Alien, The Haunting oder gar Frankenstein wieder, was anhand des steten Wiedererkennungswertes durchaus für den einen oder anderen vergnüglichen Moment beim horrorgeprüften Publikum sorgen sollte.

Das hauptsächliche Problem dabei ist jedoch, dass manche der einzelnen Episoden oftmals zu lange ausgewalzt werden und schnell an Unterhaltungswert verlieren, während andere großartige Ideen in wenigen Sekunden abgehandelt werden. So nimmt beispielsweise Sarahs und Marks Aufenthalt im Mittelalter den wesentlichen Teil des Films ein, obwohl es sich ausgerechnet bei diesem Segment um den langweiligsten und belanglosesten Part des Films handelt. Nicht einmal an einem bestimmten Film angelehnt, zieht sich das Geschehen in dieser Zeit zäh dahin, während die in schwarzweiß gehaltene Anspielung auf The Haunting davor noch vortrefflich zu zeigen wusste, wie es richtig gemacht wird. In dieser erleben wir Horror-Ikone Bruce Campbell als herrlich zynischen Geisterjäger, der selbst mit offenem Brustkorb noch seine trockenen Sprüche zum Besten geben darf. Obgleich immer wieder in Bereiche des Slapstick abgleitend, gibt Waxwork 2 hier auf komödiantische Art und Weise die Möglichkeiten seines Könnens vor, während sich andere Elemente des Films dann wieder viel zu ernst nehmen. So kommt etwa die Alien-Persiflage ohne nennenswerte Pointe daher und gerät ebenso spannungsarm wie der Rest des Films, da die Handlung die Zeit nach jedem Dimensionssprung quasi wieder auf 0 zurückdreht und von vorne beginnt. Ein durchgehender Spannungsbogen oder eine nennenswerte Dramaturgie kommt demnach nicht zustande, woran auch Hickox' erneut gekonnte Regieführung und ein eloquentes Händchen für Ausstattung und Szenenbild nichts mehr ändern können.

Obgleich er ihnen keine vollständigen Episoden widmet, zeigt Waxwork 2 im Laufe seiner 104-minütigen Spieldauer einer schier unermesslichen Anzahl an Filmen aller nur erdenklicher Genres und Altersklassen seine Ehrerbietung. Egal ob nun Freitag der 13, Jäger des verlorenen Schatzes oder 2001: Odyssee im Weltraum, alle erhalten sie ihre kleine Referenz. Den zweifellosen Höhepunkt des Films bildet dann ein irrwitziger Schwertkampf zwischen Mark und einem schwarzen Magier, bei dem sich die Duellanten mithilfe des Zeitreiseuhr durch Zeit und Raum bewegen und ihre Auseinandersetzung nicht nur im Einkaufszentrum des Zombie-Klassikers Dawn of the Dead oder in einer Szene des legendären Vampirfilms Nosferatu, sondern sogar in einer japanischen Stadt fortführen, die gerade von Godzilla dem Erdboden gleichgemacht wird. Hier läuft Hickox einmalig zur absoluten Hochform auf und führt gekonnt vor, was für ein Film sein Waxwork 2 hätte werden können. Zumindest an die Splatterfans wurde dabei allerdings auch in der jetzigen Form gedacht, auch wenn die vereinzelte Blutrünstigkeit des Originals hier vielmehr einer comichaft überzeichneten Splatter-Persiflage gewichen ist, in der Augen aus ihren Höhlen schießen oder Gehirne munter durch die Gegend fliegen dürfen. Der Gewaltgrad hält sich dabei natürlich in Grenzen und weiß zu keinem Zeitpunkt an der verspielt-heiteren Atmosphäre des Films zu rütteln. Einen weiteren Schauwert bieten letzten Endes noch die Darsteller, zumal es wieder einige bekannte Namen in den Cast geschafft haben. So darf man sich neben dem bereits erwähnten Bruce Campbell beispielsweise auf Auftritte von David Carradine oder Alexander Godunov freuen, der den meisten sicherlich noch als übellauniger Russe aus dem Actionkracher Stirb langsam in Erinnerung sein dürfte. Selbst die damals noch unbekannte Drew Barrymore hat es in Waxwork 2 zu einem kurzen Gastauftritt gebracht, doch im Zentrum stehen natürlich erneut Mark und Sarah. Während erstgenannter erneut von Zach Galligan (Gremlins 1&2) verkörpert wird, wurde die Rolle der Sarah dieses Mal nicht mehr von Deborah Foreman, sondern von dem Model Monika Schnarre übernommen, die ihrer Vorgängerin rein optisch zwar nicht aufs Haar gleicht, ihr ansonsten aber in nichts nachsteht.

Alles in allem ist es mehr als enttäuschend, dass das riesige Potential von Waxwork 2 einfach nicht zur Genüge ausgeschöpft wurde. Obgleich erneut von Anthony Hickox inszeniert und ansatzweise den Geist seines Vorgängers atmend, funktioniert der Film als Anhäufung von episodenhaft angelegten Horrorfilm-Anspielungen im Comicstil nicht in der erhofften Form, da sich innerhalb der 104 Minuten schnell eine gewisse Langatmigkeit ausmachen lässt. So sehr man Waxwork 2 in seinen stärksten Momenten auch zujubeln möchte, so verhallen ist die Freude dann im Gesamten, da Hickox sich nicht nur in der Bedeutsamkeit einiger Segmente vertan hat, sondern seinem Werk auch keinen durchgehenden Spannungsbogen zuteil werden ließ. Somit ist der erneute Griff zum zweifellos überlegenen Original dieser doch recht enttäuschenden Fortsetzung in jeder Hinsicht vorzuziehen.


Waxwork II: Lost in Time
USA 1992, 104 Min.
Freigabe: FSK 18
Regie: Anthony Hickox

Darsteller: Zach Galligan, Monika Schnarre, Martin Kemp, Bruce Campbell, Michael Des Barres, Jim Metzler, Sophie Ward, Marina Sirtis, Billy Kane, Joe Baker, Juliet Mills, John Ireland, Drew Barrymore

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