Review

Anthony Hickox ließ seinem überaus gelungenen Debüt „Reise zurück in der Zeit“ vier Jahre später noch ein Sequel folgen. Rein inhaltlich wird man dem Titel „Waxwork II“ jedoch kaum gerecht, - keine einzige Wachsfigur ist zu sehen.
Dafür gibt es einige Zeitreisen in die (Film)-Historie, die oft amüsieren, aber eine etwas ungünstige Gewichtung aufweisen.

Angeknüpft wird direkt am Finale des ersten Teils. Mark und Sarah haben den Brand im Wachsfigurenkabinett als einzige überlebt, doch eine abgetrennte Killerhand folgt ihnen und tötet Sarahs Stiefvater. Vor Gericht mag man ihr die Story nicht glauben und so gelangen die beiden über ein Artefakt eines Freundes zu einer turbulenten Zeitreise, um ein Indiz für Sarahs Unschuld zu ergattern.

Im Verlauf schlüpfen Sarah und Mark in filmzeitgenössische Verkleidungen und so müssen sie Baron Frankenstein, seiner Kreatur und dem aufgebrachten Dorfmob entkommen, in „Hill House“ einen Geist beschwichtigen, im Raumschiff gegen Aliens antreten und zur Mittelalterzeit King Arthurs gegen einen schwarzmagischen Prinzen antreten.

Humorig geht es sogleich Sache, wenn die abgetrennte Killerhand zum Hammer greift und Sarah mit allerlei Utensilien bewirft und beschmiert. Auch die Frankenstein Episode punktet mit charmanter Ausstattung als gelungener Opener. Leider schlägt das Alien-Kapitel ein wenig aus der Art, weil man als Horrorfreund einerseits keine Weltraum-Action erwartet und bis auf die lustig dahingeklatschten Aliens und ein würgendes Wurmwesen auch nicht viel mitzunehmen ist. Das hektische Treiben beißt sich schlicht ein wenig mit den übrigen, auf Atmosphäre setzenden Episoden.

So richtig ins Schwarze trifft aber die Parodie zu „Bis das Blut gefriert“, wo ein an der Wand hängender Bruce Campbell als Parapsychologe mit offenem Brustkorb ein paar treffsichere Zeilen von sich gibt. Die in schwarzweiß gehaltene Episode bindet alle auffälligen Merkmale des Originals perfekt ein, vom immer lauter werdenden Klopfen, der schwarzhaarigen Lesbe, bis zu sich von selbst bewegenden Fassaden.
Danach schwenkt man um ins Mittelalter und dieses Kapitel dehnt sich leider bis fast zum Schluss aus.

Das ist anfangs noch recht amüsant, wenn David Carradine als Bettler einen Rat gibt und man mag auch noch über die herrlich dilettantische Momentaufnahme von Castle Pok schmunzeln, doch im Verlauf zieht sich diese Mittelaltergeschichte elendig in die Länge.
Zu viele Figuren haben da Mitspracherecht und zu lange hält man sich mit dem Intrigenplan auf, um den König zu stürzen, während unsere beiden Helden stark in den Hintergrund rücken und auch der Humor weniger wird, - da bleibt nur ein in sich schrumpfender Kopf während eines schwarzmagischen Rituals positiv in Erinnerung.

Wie viel da noch hätte stattdessen untergebracht werden können, zeigt ein finales Duell zwischen Gut und Böse, wo man gleich mehrere Schauplätze schnell hintereinander streift. Das geht von Zombie, über Jekyll and Hyde, Jack the Ripper, Nosferatu, bishin zum Hallo von Godzilla.
Ausstattet mit hohem Wiedererkennungswert und brillant miteinander verknüpft.

Überhaupt kann die komplette Ausstattung mit charmanten Bauten und ordentlichen Requisiten punkten, auch wenn das geringe Budget im Endergebnis oft wie ein Ausschnitt eines Theaterstückes anmutet, so versprüht gerade das einen sehr eigenwilligen Charme.
Zudem ist der Splatterfaktor im Vergleich zu Teil eins merklich gesunken und wird durch komödiantische Einlagen, wie das Herausplocken von Augäpfeln oder einem fliegenden Gehirn ersetzt, was die musikalische Untermalung stellenweise deutlich unterstreicht.

Schade, dass hier teilweise ungünstige Prioritäten gesetzt wurden, dann hätte man mit diesem Konzept den ersten Teil noch übertreffen können. Doch durch die deplatziert wirkende Alien-Einlage und das etwas zähe Mittelalterspiel vergeigt man einige Sympathiepunkte, die auch die durchweg sympathischen Darsteller, mit erfreulich flockiger Synchro ausgestattet, nicht mehr einfahren können.

Dennoch steht am Ende ein unterhaltsamer und durch die Episodenhaftigkeit kurzweiliger Streifen, mit dem man, vor allem als Fortsetzung, durchaus zufrieden sein kann.
Und für aufmerksame Vielseher gibt es immerhin viel zu entdecken, da wäre mir doch fast Drew Barrymore mit ihrem Cameo entgangen…
Knapp
7 von 10

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