Die Kritik beruht auf der Extended-Fassung des Films!
Das Geschäft mit Neuverfilmungen diverser klassischer Horrorstoffe boomt und jeder Film, dessen Handlung sich erfolgsversprechend liest und für ein junges Publikum entsprechend aufgepeppt werden kann, wird schnell und günstig in Szene gesetzt und fertig ist der Kassenhit.
Dabei kann man zwischen guten und schlechten Neuverfilmungen unterscheiden:
ein gutes Remake ist beispielsweise "The Hills Have Eyes", dessen Handlung lediglich aus den 70er Jahren des letzten Jahrtausend ins 21. Jahrhundert verlegt und der Härtegrad des Films heutigen Sehgewohnheiten angepasst wurde. Nicht mehr und nicht weniger, und herausgekommen ist ein spannender Schocker, der durch die Neuerungen und seinen ernsten Grundton das Original sogar noch übertrifft - zugegeben: Wes Craven war in den 70ern noch nicht auf der Höhe seines Schaffens, auch "The Last House On The Left" halte ich für stark überbewertet.
Doch bleiben wir bei "The Fog", Rupert Wainwrights Remake des gleichnamigen Horrorklassikers von John Carpenter und somit Beispiel für eine schlechte Neuverfilmung und einem Remake, dass die Filmwelt nicht braucht.
John Carpenter und Debra Hill, auf deren Drehbuch der Film basiert, gehören für das Verbrechen, als Produzenten der Neuverfilmung ihren eigenen Klassiker so zu vergewaltigen, auf den nächsten Marktplatz geschleift und in aller Öffentlichkeit ausgepeitscht und gesteinigt!
Als eigenständiger Film ohne das Original als Vorlage hätte dieser teuflisch schlechte Spukfilm sicherlich noch Unterhaltungswert gehabt, doch wer sich an einem der Klassiker des Horrorfilms misst, muss auch mit entsprechender Abstrafung rechnen.
Ein klassischer Gruselstoff, dessen Handlung im Original von Atmosphäre und atemberaubender Spannung dominiert wurde, die den Zuschauer Schauder und Nervenkitzel spüren ließ und dessen Nebelmaschine für den furchteinflößendsten Nebel der Filmgeschichte sorgte, wurde für ein junges, modernes Kinopublikum in ein effektgeladenes Trickspektakel aufgeblasen, dass nicht annähernd, nicht einmal in dem peinlichen Versuch John Carpenters Soundtrack zu kopieren, das Vorbild erreicht.
Im Original mit versierten Schauspielern wie Tom Atkins, Hal Holbrook, Jamie Lee Curtis oder Adrienne Barbeau besetzt, sorgt der Cast der Teenie-Variante für den einzigen Nervenkitzel: Selma Blair, die als Radiomoderatorin Stevie Wayne zumindest am Mikrophon noch halbwegs überzeugend ist, stellt mit dem blassen "Smallville"-Hauptdarsteller Tom Welling und dem nicht mehr als zuckersüßen "LOST"-Star Maggie Grace das Star-Ensemble dar, dass seinen Figuren zu keiner Zeit Leben einhauchen kann. Sie stolpern durch die hanebüchene Mischung aus Zitaten des Klassikers und unsinnigen, neuen Ideen wie die Geister der Vergangenheit durch den schlecht animierten Nebel.
Spannung und Atmosphäre des Originals weichen einer actionbetonten und auf den Effekt ausgerichteten Inszenierung, die der Interpreation des klassischen Stoffes keine neuen Impulse verleihen kann.
Der abgeänderte Handlungsverlauf ist vorhersehbar und Szenen und Personen des Klassikers wurden willkürlich in das langweilige Treiben eingebaut.
Stevie Waynes Leuchtturm, auf dem sich bei John Carpenter ein Teil des Finales abgespielt hat, hat genauso wie die Kirche von Father Malone einen geringen oder keinen Stellenwert, was sich sehr auf die Atmosphäre des Films auswirkt - denn dieser "Nebel des Grauens" hat keine!
Es gibt im Verlauf der Handlung immer wieder einmal einen Schockeffekt und auch Szenen wie Andys Flucht vor dem Nebel oder der lebendig gewordene Tote im Leichenschauhaus sorgen für einen Hauch von Nervenkitzel.
Doch ist das nichts im Vergleich zum Original, das mit einem Minimum an Budget ein Maximum an Spannung und Gänsehaut erzeugte und somit einen unerreichten Kultstatus in der Filmgeschichte darstellt.
Die von Drehbuchautor Cooper Layne eingebauten neuen Ideen haben einfach nicht den unerschöpflichen Einfallsreichtum eines John Carpenter, der Szenen schuf, die sich bis in alle Ewigkeiten in die Köpfe der Zuschauer eingebrannt haben.
Man denke nur an die dramatische Flucht vor dem Nebel zur Kirche, bei der Stevie Wayne über ihren Radiosender den Flüchtigen Hinweise über den Verlauf des Nebels gibt oder das pulsschlagbeschleunigende Finale in der Kirche oder auf dem Leuchtturm.
Stattdessen langweilt Regisseur Wainwright sein Publikum mit einer überflüssigen Sexszene, wiederholt Abläufe (diverse Autocrashs) und Effekte (Tote, die wie von Geisterhand durch Fensterscheiben fliegen) bis zum Erbrechen.
Der Einsatz moderner Gerätschaften wie Computer oder Handys rauben einem Film, der es einem Klassiker gleichtun will, den letzten nostalgischen Charme. Was bleibt ist ein unausgegorener, leidlich unterhaltsamer Gruselfilm, der von Geistern handelt, und trotzdem geistlos ist.
4 von 10 Enterhaken!