Review

Warum „The Prisoner“ als Vehikel für Jackie Chan verkauft wird, ist mir unklar, denn Jackie spielt hier bestenfalls die dritte Geige.
Polizist Andy (Tony Leung) ist froh zu Hause anzukommen und mit seiner Freundin und seinem Meister gemütlich zu Abend essen zu können. Doch als er seine Freundin nach Hause bringen will, muss er mit ansehen wie sein Meister ermordet wird und der Attentäter danach mit seinem Auto in die Luft gejagt wird. Andy findet heraus, dass der Attentäter angeblich schon im Knast exekutiert wurde. Damit hätte „The Prisoner“ schon mal seinen Hauptschauplatz, nämlich dass Gefängnis (wer hätte das bei diesem Titel gedacht), festgelegt.
Im Bau muss sich Andy schnell an die Regeln und Gegebenheiten anpassen, welche die Mitgefangenen ebenso festlegen wie die unbarmherzigen Wärter. Er findet auch einige Freunde, die ihm helfen zurechtzukommen. Ab hier spaltet sich „The Prisoner“ in mehrere Subplots, welche die verschiedenen Hauptfiguren näher betrachten wie z.B. den Gefangenen John (Sammo Hung), der seinen Sohn sehen will.

Billardprofi Lung (Jackie Chan) soll derweil bei einem Turnier verlieren, was ihm ein Gangster auch entlohnen will. Doch Lung gewinnt aus Stolz, worauf es zu einem Streit kommt, bei dem seine Freundin lebensgefährlich verletzt wird. Um das Geld für die rettende Operation aufzutreiben spielt er; auch hier kommt es zu einem Streit, bei dem er einen Mann tötet. Auch er kommt in den Knast...
Der Plot von „The Prisoner“ löst sich im Verlauf des Films immer mehr in die Subplots auf bis er kaum noch existent ist. Erst zum Ende, welches wirkt, als habe man noch schnell den Film fertig machen müssen, verzwirbelt „The Prisoner“ seine Story wieder zu einer einzigen Geschichte, welche auch wieder auf den Beginn des Films zurückgeht. Allerdings wirkt das Ende mühsam dran geschrieben und unnötig blutrünstig.
Die Subplots sind teilweise recht interessant und im Falle von John sogar traurig-dramatisch (der beste Subplot). Allerdings wirkt dieser Geschichten-Mischmasch wie ein Mix aus Storys, die allein keinen ganzen Film ausgemacht hätten und deshalb zusammengeworfen wurden. So ist der Film weder Fisch noch Fleisch: Mal eine Kritik am chinesischen Gefängnissystem, mal eine Geschichte über Freundschaft á la „Die Verurteilten“, mal ein undercover Krimi wie „Mit stählerner Faust“ usw.

Action gibt es eher wenig, auch wenn Jackie ein paar kleinere Kämpfe bestreitet, welche auch ganz gut aussehen. Zum Schluss gibt es noch ein größeres Shoot-Out, welches leider aufgrund des unausgegorenen Endes kaum Eindruck schinden kann. Zudem ist „The Prisoner“ an sich kein Film der auf Action setzt. Die deutsche FSK 18 Fassung von Pacific Video Plus ist noch gut guckbar; es fehlt nur wie ein Gefangener zusammengeschlagen wird.
Jackie Chan spielt wie gesagt nicht die Hauptrolle, sondern Tony Leung. Dieser ist zusammen mit Sammo Hung schauspielerisch am besten, aber auch die anderen Darsteller (darunter auch Andy Lau) machen ihre Sache gut. Jackie kann in diesem überraschend humorlosen Werk ebenfalls überzeugen, aber seine Kung Fu Comedy liegt ihm mehr.

„The Prisoner“ ist ein teilweise etwas wirrer Knastfilm, dem ein besseres Drehbuch gut getan hätte. So wird viel Potential verschenkt und das Ergebnis ist bestenfalls Durchschnitt.

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