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Krach und Krawumm im Musenginst

Bahnhofskino-Produzent Erwin C. Dietrich haute anno 1984 mit „Geheimcode: Wildgänse" in die Vollen und schuf Genrekino, wie es durch den durch VHS bedingten Wandel bereits im Erscheinungsjahr ein langsam aussterbendes Phänomen war. Antonio Margheriti, alias Anthony M. Dawson, nahm auf dem Regiestuhl Platz und durfte sich als Fachmann für Miniaturen und schon fast kindlicher Liebhaber von Helikoptern ungehemmt austoben, um eine ruppigere Version von dem britischen Actionhit „Die Wildgänse kommen" auf die Leinwand zu bringen, die fehlende Originalität einfach mit Schauwerten ausgleicht.  


Soweit, so B-Movie, allerdings liest sich der Cast eben nicht wie bei heutigen Billigklitschen: Klaus Kinski, Mimsi Farmer, Lee van Cleef, Lewis Collins, Ernest Borgenine, daneben ein Who-is-Who der Synchronsprecher in schauspielender Funktion mit Thomas Danneberg, Frank Glaubrecht und Manfred Lehmann und damit das alles auch abgerundet wird, werden die anderen Schauspieler synchronisiert von Fed Maire (hier: Kinski), Arnold Marquis (hier: Borgenine), Randolf Kronenberg (hier: Collins), Michael Chevalier (hier: van Cleef) sowie Wolfgang Pampel, Wolfgang Condrus, Alexandra Lange, Hartmut Neugebauer, und Klaus Theo Branding. Kurz: Für einen Film wie diesen sieht „Geheimcode:Wildgänse" nicht nur gut aus, er klingt auch ganz hervorragend und die Vertonung wertet den Film eben deutlich auf. 

Die Handlung darf man dabei getrost vernachlässigen und wer Wert auf derlei Nebensächlichkeiten legt, der sollte grundsätzlich einen Bogen um Filme von Margheriti und Dietrich machen. 

Die Musik von „Eloy", einer deutschen Prog-Rock-Band, zaubert passendes Zeitkolorit, das mit einer Würze an Eigensinnigkeit verfeinert wird und die vorkommenden Längen täuschen deutlich mehr Laufzeit vor als vorhanden. 

Die dazwischengeschalteten Actionszenen sind natürlich Dreh- und Angelpunkt der ganzen Veranstaltung und hier haut „Geheimcode: Wildgänse" auf die Pauke, wobei es vor allem Schießereien zu begutachten gibt, die herrlich geerdet daherkommen, dafür aber etwas an Blut sparen.
Die Setdesigns im philippinischen Dschungel sind gut in Szene gesetzt und immer, wenn man es gern hätte, lässt Marghariti etwas in die Luft fliegen. Dabei sehen die Flammen in Größe und Bewegung in Relation zu Gebäuden, Fahrzeugen und Flora zwar immer recht verdächtig aus, aber ich kann den Effekten wesentlich mehr abgewinnen als am Computer generierten Explosionen, vor allem, wenn es um knapp budgetierte Filme geht.   


Fazit 

„Geheimcode: Wildgänse" ist ein charmanter Film mit liebevoll handgemachten Effekten, einer großen Zahl an Helikoptern und deutlichen narrativen Schwächen, wie sie eben typisch für das italienische Genrekino waren. Die Riege an Darstellern kann sich sehen lassen, wenngleich sich niemand zum Method-Acting eingeladen fühlte und alle mehr auf Autopilot agieren. Hier merkt man, dass Margheriti die Figuren und das Führen derselben zuweilen vollkommen egal waren. So entstehen einige Längen und die dahinplätschernde Handlung ist einem dann irgendwann vollkommen schnuppe, aber letztlich liefert diese Dietrich-Produktion genau das, was man erwartet und große Teile davon wissen durchaus zu gefallen. Wieder so ein Film, der einen beim Anschauen darauf aufmerksam macht, wie und warum etwas in einem Film funktioniert und warum eben auch nicht. Sehr sympathisch.    

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