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Knapp zehn Jahre nach dem Rückzug des US-amerikanischen Militärs aus Vietnam schien auch Regisseur Antonio Margheriti seine Schlachten geschlagen zu haben. Der amerikanische Darsteller David Warbeck hatte als Vertreter der US-Armee gefährliche Missionen in "L'ultimo cacciatore" (Jäger der Apokalypse, 1980), "Fuga dall'arcipelago maledetto" (Höllenkommando zur Ewigkeit, 1982) und "Tornado" (Im Wendekreis des Söldners, 1983) im vietnamesischen Dschungel bestanden, jeweils gedreht auf den Philippinen und produziert von Gianfranco Couyoumdjian, der auch die Drehbücher schrieb - zu den beiden Nachfolgern von "L'ultimo cacciatore" gemeinsam mit Tito Carpi. Nur der Schweizer Produzent Erwin C.Dietrich hatte offensichtlich noch nicht genug davon und verpflichtete das komplette Kreativ-Team für einen erneuten Söldner-Aufguss, nachdem er sein fast 20jähriges Engagement im Erotik-Genre beendet hatte.

Wie schon während seiner Zusammenarbeit mit Jesus Franco (siehe den Essay "Die 70er Jahre Erotik-Connection") hatte Dietrich erheblichen Einfluss auf die Besetzung des als deutsch-italienische Co-Produktion entstandenen Films. Mit seinem Kameramann Peter Baumgartner gehörte sein langjähriger Mitstreiter ebenso zum Team wie eine Vielzahl damals unbekannter deutscher Schauspieler, die unter dem als neuen Hauptdarsteller verpflichteten englischen TV-Star Lewis Collins ("Die Profis" 1977-1983) Mitglieder der Söldner-Truppe mimten. Manfred Lehmann, Thomas Danneberg oder Frank Glaubrecht haben heute einen hervorragenden Ruf als Synchron-Sprecher, als Stars wurden von Dietrich aber die leicht gealterten Ernest Borgnine und Lee Van Cleef engagiert, dazu noch die US-Mimin Mimsy Farmer - ebenfalls erfahren im italienischen Genre-Film ("Il profumo della signora in nero" (Das Parfüm der Lady in Schwarz , 1974)) - und fast obligatorisch Klaus Kinski, der nach seinen vielen Italo-Western-Einsätzen nun auch im italienischen Action-Film der 80er Jahre sein Talent als Finsterling beweisen durfte.

So vorhersehbar diese Konstellation klingt, muss man Dietrich zugestehen, Margheritis Dschungel-Action-Filmen damit neuen Schwung verliehen zu haben. Zwar entstand "Geheimcode Wildgänse" (italienischer Verleihtitel "Arcobaleno selvaggio") ebenfalls auf den Philippinen, aber nicht mehr der Vietnam-Krieg stand im Mittelpunkt, sondern die Herstellung von Heroin im sogenannten „Goldenen Dreieck“ in den angrenzenden asiatischen Staaten Thailand, Laos und Burma, kombiniert mit klassischen Elementen der Militärdiktatur, dabei konkrete Anspielungen auf tatsächliche Ereignisse vermeidend. Autor Gianfranco Couyoumdjian, auch Co-Produzent an der Seite Dietrichs, und Tito Carpi nutzten diese Vorlage für ein buntes Gemisch aus Guerilla-Kämpfen, Militär-Aktionen und den Interessen internationaler Multis am einträglichen Drogen-Geschäft, die von Hongkong aus agieren.

Hier beginnt auch die Handlung, in der Wesley (Lewis Collins) und seine Spezialeinheit den Auftrag erhalten, die schwer bewachten Drogen-Küchen auszuschalten. Zwar bekommen sie Unterstützung durch die heimischen Guerilla-Kämpfer, aber nachdem sie ein erstes Drogen-Camp ausgeschaltet haben, erweist sich ihre Aufgabe zunehmend als Todeskommando, da auch ihre Auftraggeber eigene Interessen verfolgen, wie sich schon in Hongkong ankündigte, als Wesley nur knapp einem Anschlag entging. Ein zu tiefes Eindringen in die inhaltliche Logik erweist sich als ebenso wenig sinnvoll, wie die häufig geäußerten Vorwürfe von Rassismus und Gewaltverherrlichung, denen sich Margheritis Dschungelfilme während ihrer Entstehungszeit ausgesetzt sahen. Trotz typischer Klischees – hier die europäischen/us-amerikanischen Kämpfer für die richtige Sache, dort die asiatischen Despoten – erstaunt aus heutiger Sicht die Ausgewogenheit in der Schuldfrage international agierender Banden und der fehlende Heroismus in den Aktionen der Söldner trotz ihrer ständigen Kämpfe, Schusswechsel und Explosionen.

Selbst die Gewaltdarstellungen wirken mit dem zeitlichen Abstand von drei Jahrzehnten weniger explizit oder sadistisch, sondern reihen sich angemessen in ein gut inszeniertes Abenteuerspektakel - wie gewohnt überzeugte Margheriti mit atemberaubenden Stunts und knalligem Feuerwerk - das trotz seiner linearen Erzählform und den üblichen Charakteren des Kriegsfilm-Genres unterhaltend und im Detail überraschend bleibt. Für die langjährigen Begleiter des Regisseurs - Gianfranco Couyoumdjian und Tito Carpi - wurde es die letzte Zusammenarbeit, während Produzent Dietrich noch zwei weitere Filme mit Lewis Collins in der Hauptrolle und seiner Stammbesetzung folgen ließ – „Kommando Leopard“ (1985) und „Der Commander“ (1986) – die die Thematik nur leicht variiert wiederholten, aber nicht mehr an die qualitative Dichte von „Geheimcode Wildgänse“ herankamen. (7/10)

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