Bereits 1993 hatte man die „Darkman“-direct-to-video-Sequels unter der Regie von Bradford May abgefilmt, doch erst 1995 und 1996 veröffentlichte man sie. Nachdem Durant im Vorgänger schon in die ewigen Jagdgründe geschickt wurde, muss „Darkman III“ mit einem neuen Antagonisten aufwarten.
Große Unterschiede zwischen Durant und Peter Rooker (Jeff Fahey) sind freilich nicht zu verzeichnen: Beide sind schurkische Gangsterbosse, die in Hinterhöfen zwielichtige Geschäfte treiben und Geschäftspartner im Zweifelsfall auch mal umlegen, vor allem dann, wenn diese sie hintergehen wollen. Doch nicht nur inhaltlich ist Recycling angesagt: Wie schon „Darkman II“ beginnt der dritte Teil mit einer kurzen Einführung für die uninformierten Zuschauer, in der man praktischerweise noch ein paar schicke Szenen aus dem teureren Erstling verbraten kann, etwa aus dessen Showdown. Der „Darkman“-Frischling erfährt hier, was der erfahrene Zuschauer weiß: Der Wissenschaftler Dr. Peyton Westlake (Arnold Vosloo) hat das Geheimnis künstlicher Haut entdeckt, die aber nur 99 Minuten hält, und ist seit der Explosion seines Labors entstellt.
Da sich Westlake seine weiteren Forschungen mit dem Ausrauben von Kriminellen finanziert, kreuzt er auch Rookers Wege, als er diesen bei einem Deal beklaut. Nach einer netten Actionsequenz, in der ein Goon bei einer Verfolgungsjagd zur falschen Zeit aus dem Gully lugt und seinen Kopf verliert, kehrt Westlake in sein Labor zurück und forscht weiter. Die Wissenschaftlerin Dr. Bridget Throne (Darlanne Fluegel) macht ihn aus drehbuchtechnisch eher mangelhaft erklärten Gründen ausfindig und bietet eine Kooperation an.
Gemeinsam forscht man an der künstlichen Haut und nähert sich tatsächlich einem Prototypen, der dauerhaft hält. Dummerweise greifen in dem Moment Rooker und seine Goons ein, die etwas ganz Besonderes mit Westlake alias Darkman vorhaben: Sie wollen seine Kraft aus seinen Genen destillieren und eigene Superschergen damit schaffen…
„Darkman III“ ist eine Mischung aus Bekannten und zumindest frischen Akzenten. So verwendet der Film nicht mehr ganz so viel Zeit auf die Unterwanderung der Gang durch den maskierten Darkman, auch wenn man natürlich immer noch ein, zwei Schurke-sieht-sich-selbst-Szenen drin haben muss. Stattdessen sind Westlakes maskierte Ermittlungen dieses Mal etwas privaterer Natur: Mit Rookers Aussehen schleicht er sich bei dessen Familie ein, entwickelt Gefühle für dessen Frau Angela (Roxann Dawson) und Tochter Jenny (Alicia Panetta). Hier kommen die „Phantom der Oper“- bzw. „Die Schöne und das Biest“-Aspekte, die in den Vorgängern unterschwellig vorhanden waren, noch stärker an die Oberfläche: Mit Angela und Jenny könnte Westlake so etwas wie eine Zukunft haben, doch nach 99 Minuten muss er gehen, weil sonst sein entstelltes Äußeres zum Vorschein kommt, nicht nur sein gutes Wesen – ein gutes Wesen, das ganz im Gegensatz zu jenem Rookers steht.
Den spielt Jeff Fahey als süffisanten, eiskalt mordenden und die eigene Ehefrau betuppenden Drecksack, wenn er nicht gerade die Westlake-Version Rookers abgibt. Mit dieser Janusgesichtigkeit und der meisten Screentime sichert er sich sogar die erste Nennung in den Credits, macht aber auch einen guten Job. Arnold Vosloo ist ebenfalls recht überzeugend in der Antiheldenrolle, während Darlanne Fluegel als Doktorin mit eigener Agenda auch noch Akzente setzt. Roxann Dawson ist okay, Alicia Panetta ein eher nerviges Filmkind und der Rest vom Fest eher Statisten, mit Ausnahme von Nigel Bennett: Der Schurke vom Dienst kann also Rookers rechte Hand noch für kleine Glanzpunkte sorgen.
Wenig glanzvoll ist dagegen Bradford Mays biedere Handwerkerregie, die ein knappes Budget verwalten muss. Immerhin: Ein paar ganz gelungene Actionszenen sind schon drin, etwa Darkmans Lauf über explodierende Fässer, der finale Fight mit Eisenstangen oder die dicke Explosion zum Schluss. Wirklich exzessiv sind die Schlägereien, Verfolgungsjagden und Schusswechsel nicht, oft sogar schnell vorbei, inszenatorische Kreativität sieht auch anders aus, aber für okaye Schauwerte zur Auflockerung taugen sie allemal. Nur aus den Darkman-Wiedergängern macht der Film wenig: Die vermeintlichen Superkiller streichen allesamt schnell die Segel und werden vom Film kaum eingesetzt.
Die gelegentlich ganz netten Set-Pieces ändern aber nichts daran, dass der von Michael Colleary und Mike Werb, die später immerhin „Face/Off“ verfassten, geschriebene Film nicht wirklich in die Pötte kommt und logisch auch nicht immer Sinn macht. Da kann sich Darkman ein Implantat, mit dem Rooker ihn kontrollieren kann, mal eben so mit einer rumliegenden Zange entfernen und flugs fliehen, während vorige Fluchtversuche passgenau abgefangen wurden. Vor allem fehlt aber zwischen der Lovestory zwischen Westlake und Angela, dem Kleinkrieg zwischen Rooker und Westlake und den Eifersuchtsgeschichten im Hause Rooker ein wenig der Drive, sodass der Film vor sich hin plätschert. Da sind Szenen, in denen der Plot mal etwas anders läuft als erwartet (z.B. beim Attentat im Restaurant), fast schon aufregende Überraschungen – aber nur, weil der Rest so bieder und handzahm ist.
„Darkman III“ ist geringfügig besser als der zweite Teil, da er mit dem Rollentausch von Rächer und Gangsterboss zumindest einen interessanten Akzent setzt. Ansonsten ist das eher dröge Malen-nach-Zahlen-Arbeit, noch nicht einmal so richtig schlecht, aber eben vollkommen uninspiriert: Nachkauen von Elementen der Vorgänger, Action auf solidem Handwerkerniveau, nur noch geringfügige Horrorelemente und eine solide, aber auch nicht überragende Besetzung – das Rezept für einen Videothekenfilm, der nicht verärgert, aber ansonsten sehr schnell vergessen ist.