Was habe ich, nach den ganzen Kritiken hier, für einen scheußlichen und widerwärtigen Puppen-Flick erwartet. Dabei ist die Geschichte um ein verhurtes, verkokstes und verrohtes Varieté-Theater doch ganz amüsant ausgefallen. Die "Feebles-Show" ist das schwarzhumorige Pendant zu Jim Hensons Muppets-Gefolge.
Die große Show steht bevor, es wird geprobt was das Zeug hält und nebenher erleben wir die Protagonisten in kleinen Nebengeschichten, die mit Hilfe böser Sketche vorangetrieben werden. Insofern wurde der konzeptionelle Faden des amerikanischen "Originals" abgekupfert. Und schließlich moralisch ordentlich umgekrempelt.
Denn anders als bei den "Muppets", die in einer chaotischen, aber irgendwie doch heilen Show-Welt leben, ist das Feebles-Varieté ein Sámmelbecken voller kaputter und gescheiteter Existenzen. Da hätten wir beispielsweise Wynyard, den Frosch. Er ist genau so überdreht wie Kermit, sein Ebenbild aus Übersee. Nur mit einem Unterschied: Er ist voll auf Turkey. Um sein Vietnam-Trauma zu überwinden, betäubt er sich mit allem, was nur ansatzweise eine berauschende Wirkung hat. Dumm nur, dass er völlig abgebrannt ist und seine Schulden nicht bezahlen kann, mit denen er bei Ratte Trevor in der Kreide steht. Trevor, seines Zeichens Drogendealer und Hardcore-Porno-Regisseur, ist die rechte Hand des dubiosen Varieté-Besitzers Bletch, einem Walross, das nebenbei noch ganz andere Einnahmequellen bezieht und sich darüber hinaus noch mit Heidi,seiner Nilpferd-Freundin herumschlagen muss. Sie ist der unbestrittene Star der Show. Nur dass ihr Glanz mittlerweile ziemlich abgefärbt ist und sie längst nicht mehr so geschmeidig daher kommt, wie Bletchs neue Gespielin Samantha.
Es trägt sich also allerhand dubioses Zeug hinter den Kulissen zu, die ganze Szenerie ist reichlich abgedreht. Und enthält doch immer einen bissig-satirischen Funken Wahrheit. Eine im wahrsten Sinne des Wortes Schmeißfliege von Reporter wühlt in der Scheiße der Starlets, die wiederum bereit und naiv genug sind, für ihre 15 Minuten Ruhm alles zu geben - und sich schließlich in einem Schmuddelfilmchen wieder finden. Manch einem Hasen steigt der Erfolg zu Kopf (oder eher in den Schritt) und sieht sich nun einer vermeintlichen AIDS-Erkrankung gegenüber. Da erscheint das Schicksal des Elenfanten-Sid ja geradezu erträglich: Er hat "nur" ein Huhn geschwängert und ist nun unehelicher Vater eines Federviehs mit Rüssel.
Dieses Gemengenlage ist schon reichlich abstrus, doch es kommt noch besser: Nachdem die ohnehin manisch-depressive Heidi den endgültigen Laufpass erhalten hat, läuft sie in mitten der Live-Übertragung Amok und metzelt die gesamte Belegschaft nieder. Ein Höhepunkt, der typischer für den frühen Peter Jackson nicht sein kann.
Im Grunde genommen ist dieses bizarre Spektakel ganz nett anzusehen. Die Puppen sind billig, aber liebevoll gestaltet und sorgen schon allein aufgrund ihres Aussehens für Lacher. Besonders göttlich sind die fiesen Krabbenmenschen am Dock, die einen Drogendeal zum Platzen bringen wollen, und die Sado-Maso-Kakerlake, Hauptdarsteller in Trevors neuesten Machwerk. Ansonsten ist die Gagdichte breit bestellt, wohlwissend, dass nicht jeder Witz zündet. Sicherlich muss man etwas für schwarzem Humor übrig haben, allerdings ist "Meet The Feebles" nicht so derbe ausgefallen, wie manch ein Rezensent hier zu Protokoll gegeben hat. Zwar gibt es das eine oder andere Fäkalwitzchen zu ertragen, allerdings in einem recht erträglichen Maße. Dagegen schießen moderne Teenie-Klamotten à la "American Pie" oder "Scary Movie" den Vogel ab. Und auch die Sprache der Feebles ist nicht vulgärer als die eines Staff Sergeants in dem erst gestern von mir besprochenen "Departed" von Altmeister Martin Scorsese.
So gesehen ist "Meet the Feebles" noch recht harmlos ausgefallen. Und so bleibt der Film auch in Erinnerung: Als ganz witziger Streifen mit einigen genialen Parodien - die Szene, in der Frosch Wynyard in vietnamesischer Gefangenschaft zum Russischen Roulette genötigt wird, ist pappendreist dem Antikriegsepos "Die durch die Höllen gehen" gemopst und echt klasse umgesetzt worden - und amüsanten Musikeinlagen, der insgesamt aber auch mit humoristischen Blindgängern gespickt ist. Schwarzhumoristen und Party-Glotzer werden ihre Freude haben. Alle anderen machen einen Bogen drum. Sich über einen wenig weltbewegenden Indie-Streifen wie "Meet The Feebles" aufzuregen, ist nicht die Mühe wert. (6/10)