Kindheitstrauma + Hackebeil + Ofen + schicke Gürtel = „Hatchet for a Honeymoon"
Beschwerte ich mich eben noch über den zu soliden und uninspirierten „The Killer Reserved Nine Seats" von Giuseppe Bennati, entschädigte mich Mario Bava mit diesem Psycho-Horror-Thriller nahezu auf ganzer Linie, denn die Prämisse, die Perspektive eines psychisch lädierten Serienkillers einzunehmen, wird in „Hatchet for a Honeymoon" vom Regisseur mit dem erwarteten Schmiss und Tamtam umgesetzt.
Bereits zu Beginn stellt sich uns der Mörder vor und erklärt uns aus dem Off, wie gerne er doch junge Frauen tötet und ihre Leichen verbrennt. Jeder braucht ein Hobby...
Bava setzt uns also gleich zu Anfang dem Monster direkt auf den Schoß und zeigt es uns in subjektiven und traumwandlerischen Bildern seinen ersten Mord begehen. Dafür besitzt der Meuchler übrigens einen recht feschen Catsuit mit auffälligem Gürtel. Gemordet wird hier modisch stilsicher.
Als wir dem Psychopathen John Harrington (Stephen Forsyth) dann im Alltag folgen, lernen wir ihn als den Besitzer eines Unternehmens für Hochzeitsmoden kennen, der von Models und Reichtum umgeben ist, aber in einer hier von mir verharmlosend als glücklos beschriebenen Ehe gefangen ist. Seine Frau erweist sich gleich in ihrer ersten Szene als Kratzbürste, die ihrem Mann Unvermögen und Impotenz vorwirft. Diese Motive sind im Genre bekannt und so klickt ein Legostein auf den anderen. Diese Frau wird das Ende des Films nicht erleben.
Allerdings ist es mit dem Ableben der Schrulle nicht getan, denn ab diesem Moment wandelt Bavas Film auf Faden des Übernatürlichen und die tote Frau kehrt zurück. Was hier recht cool ist: Nicht dem psychisch gestörten Mörder erscheint die Frau in mahnender Weise, sondern seinem Umfeld. Diese Verdrehung des Poe`schen Schuld-Topos ist mal eine Neuigkeit, mit der es Bava im Schlussdrittel gelingt, die Vorhersehbarkeit platzen zu lassen, wenn die Hauptfigur zu einem Täter-Opfer-Hybriden wird.
Dass das Ganze optische sensationell eingefangen ist, versteht sich bei Bava, der als Regisseur und Chef-Kameramann in Personalunion volle Kontrolle über die Visualität des Films hatte, natürlich von selbst. Die Musik von Sante Maria Romitelli wirkt anfangs etwas untypisch, jedoch fügen sich im Laufe des Films Bild- und Tonebene hervorragend zusammen und das Gesamtkonzept wirkt ziemlich überdreht, bleibt aber dem Sujet stets angemessen.
Leider verliert der Film gen Ende etwas an Stringenz und eine wirkliche Überraschung bleibt aus. Dieser Abriss der Spannung führt dazu, dass die Pointe etwas verpufft und wirkungslos bleibt, wodurch der Film eine knallbunte Ansammlung von bekannten Motiven darstellt, die zwar unterhaltsam, aber leider nur selten wirklich spannend ist. Wie so oft liegt dies auch an einer für den Täter nicht allzu bedrohlichen Polizei. Der Ermittler hat zwar viele Auftritte, lässt sich aber viel zu leicht abwimmeln.
Fazit
„Hatchet for the Honeymoon" erfüllt seine Prämisse auf technischer und inhaltlicher Ebene zu großen Teilen und erweist sich als überwiegend unterhaltsamer Giallo, der bekannte Topoi interessant variiert. Lediglich zum Schluss geht der Story die Puste aus, aber dafür entschädigt der Film mit einer visuellen und auditiven Wildheit, die permanent „Italien 1970" schreit.