Depressiver Manga-Zeichner hat Probleme mit seiner Freundin, wird plötzlich krank und pinkelt ausgiebig seine Ärztin an. Danach stolpert er sinnlos durch die Gegend, trifft seltsame Frauen und sitzt schließlich an einem Strand rum. Dort hat er einen Alptraum, in dem er mit einer klaffenden Oberarmwunde mit der Lummerland-Bahn zu einer Gynäkologin fährt und die ihm während des Liebespiels die Wunde mit einem kleinen Waserhahn „näht“. Ende des Films. Ach ja, und zu den Anfangs-credits räkeln sich irgendwelche halbnackte Frauen in Sepiafarben zu Industrial-Musik und lecken sich gegenseitig ab. Bei den Endcredits gesellen sich Männer mit Riesenpimmelbadehosen dazu. Beides symbolisiert vermutlich mal wieder die Hölle.
Hm, muß wohl Kunst sein. Eigentlich sollte einen das hundserbärmliche Anfangszitat („I pay tribute of praise to this new film by Teruo Ishii, who is my most honorable master and strongest rival”-John Woo), das sogar in japanischer Schrift dem Film vorangestellt wurde (also nix Vermarktungstrick der amerikanischen Verleiher, eher schon Hilferuf eines Produzenten), schon Übles ahnen lassen. Aber da gabs ja noch die Hoffnung, daß das Zitat vorangestellt wurde, um noch mehr und nicht, wie sich im Verlauf des Films herausstellt, überhaupt Leute in den Film zu locken und die Hoffnung stirbt doch in diesem Fall nach 86 Minuten zuletzt.
Dann die Räkel-Credits. Dann die erste halbe Stunde eine banale 08/15 Liebes-Loser-Geschichte mit Schauspielerleistungen im deutschen Norm- (also international unterem) Bereich (gilt auch für den als King of Independent Cinema kleinlaut angepriesenen Tadanobu Asano) mit Pärchen-Dialogen, die entweder aus der ersten Drehbuchseminar-Stunde oder eins zu eins aus der Manga-Vorlage des King of Underground Comic Books, Yoshiharu Tsuge, stammen. Nur leider wirken solche Dialoge bei einer ernstgemeinten filmischen Umsetzung meistens banal und peinlich, siehe ALLE Filme von Enki Bilal.
Gut, die Pinkelszene ist zwar lustig, hat aber nichts mit der Geschichte zu tun, war wohl eher ein Einfall des senilen King of Cult Movie Directors (eigene Vorlieben?).
Dann das 2. Drittel: Der - warum auch immer - nicht mehr müde Held latscht rum und trifft nacheinander drei Frauen. Die erste läßt sich für rote Schuhe an den Titten rumspielen, die zweite monologisiert und die dritte bumst mit ihm, weil sie schon immer ein Luder war. Schnitt. Sein Off-Kommentar: “Das ganze Jahr mußte ich an sie denken.“ Schnitt. Er sieht sie wieder, sie erkennt ihn nicht, er geht zum Strand und deliriert: was dann das letzte Drittel des Film ausmacht.
Diese 20 Minuten gehen dann auch als solide gemachter surrealer Kurzfilm durch, aber leider auch nicht als mehr. Das Gesamtärgernis wird dann, wie schon erwähnt, „abgerundet“ durch Räkel-Credits.
Summa Summarum ließe sich bei einem Erstlingswerk vielleicht sagen: Schwamm drüber, gute Ansätze sind da, aber beim nächsten Mal bitte besser. Doch als Alterswerk erweist sich diese Ansammlung von Nichtigkeiten leider mehr als unwürdig, arty-farty eben. In Anbetracht von Ishiis nicht kleinem Gesamtwerk fast schon traurig. Und danach folgte nur noch Blind Beast vs. Dwarf. Noch Fragen?
Review-Grundlage: Panik-House-Entertainment DVD (Bildqualität entspricht mittelmäßiger VHS-Kopie, Aufmachung entspricht dem Marktschreier-Niveau von Kino-Trailern der 70er Jahre)
PS.: Das auf der DVD enthaltene Special Feature Virtual Comic Book entpuppt sich als 27-seitiges Machwerk mit dem Unterhaltungswert typischer Buch-zum-Film-Sonderveröffentlichungen, in denen das Drehbuch mit Füllwörtern „aufgepeppt“ wurde. In vorliegendem Fall wurden Comic-Bilder einfach durch Filmbilder ersetzt. Bleibt nur zu hoffen, dass die Originalvorlage etwas voluminöser war. Anhand dieser Vorlage dürfte sonst der Ruf des King of Underground Comics angezweifelt werden.