Review

Gesamtbesprechung

Auch wenn sich der Mensch schon längst über die Naturgesetze gestellt hat und in einem Konstrukt namens Zivilisation lebt, kann er dennoch nicht von seiner eigenen selbstzerfleischenden Natur entkommen.

Der Erfolgsmanga Fullmetal Alchemist hat mittlerweile schon zwei Serien Umsetzungen vorzuweisen. In dieser Kritik werde ich mich aber ausschließlich auf die erste Interpretation von 2003 beziehen. Diese erzählt abweichend von der Buchvorlage eine alternative Version der Geschichte, da der Manga zu diesem Zeitpunkt schlicht noch nicht fertig war. Meiner Meinung nach ist aber auch aus dieser Fassung eine extrem gelungene Serie geworden. Doch erst einmal will ich kurz zusammenfassen um was es eigentlich geht:
Edward und Alphonse Elric sind die Kinder eines Alchemisten der nach einem tobenden Bürgerkrieg spurlos verschwand. Dennoch haben auch sie die Leidenschaft und die Fähigkeiten ihres Vaters geerbt und praktizieren schon mit jungen Jahren die Kunst der Alchemie. Als dann eines Tages ihre Mutter stirbt, beschließen die Brüder mit Hilfe dieser geheimnisvollen Kunst sie ins Leben zurückzuholen. Dabei gehen sie nach dem alchemistischen Grundprinzip des äquivalenten Tausches vor, der besagt, dass man nur etwas erhalten kann wenn man auch dazu bereit ist etwas Gleichwertiges dafür herzugeben. Doch die Transmutation schlägt schließlich fehl wodurch Edward einen Arm und ein Bein und sein Bruder seinen gesamten Körper verliert. Doch in letzter Sekunde konnte Edward noch die Seele seines Bruders an eine leere Rüstung binden, wodurch er wenigstens dessen Geist retten konnte. Ein paar Jahre später legt Edward schließlich die Ausbildung zum Staatsalchemisten ab und so schließen sich die Brüder dem Militär an. Allerdings haben sie ihr großes Ziel, ihrer Mutter ins Leben zurückzuholen, niemals aus den Augen verloren, weshalb sie auf der Suche nach dem mächtigen Stein der Weisen sind. Doch dieser lange Weg soll mit vielen Gefahren, Geheimnissen und natürlich unerwarteten Wendungen gespickt sein.

Die Serie Fullmetal Alchemist zählt auch heute noch zu meinen absoluten Favoriten. Das liegt zum einen an den hervorragenden Charakteren und natürlich auch an der bewegenden Geschichte. Der grandios durchdachte Plot dreht sich zum Beispiel unter anderem um Völkermord, Darwin’sche Lehren, den Glauben an Gott, das ewige Leben, sowie der Wert des freien Willens in einer zivilisierten Gesellschaft. Auch wenn jede Menge lustige Szenen in der Serie einen Platz gefunden haben, wurde die Handlung trotzdem erstaunlich emotional und ernst umgesetzt. Selbst lange nach der Serie setzt man sich noch innerlich mit den angesprochen Themen auseinander, da die Geschichte niemanden mehr so schnell loslassen wird.

Doch nicht nur mit der Handlung wurde eine wahre Glanzleistung abgeliefert, auch die Charaktere sind alles andere als Stereotypen. Neben den Elric Brüdern stechen vor allem Oberst Roy Mustang, die Mechanikerin Winry Rockbell, der Wissenschaftler Shô Tucker, der Serienmörder Scar und die geheimnisvolle Lust hervor. Natürlich ist das aber nur mein ganz persönlicher Geschmack und eben nur eine winzig kleine Auslese an Figuren. Denn es gibt eigentlich noch jede Menge gleichwertige Charaktere die einfach den Rahmen einer schlichten Aufzählung deutlich sprengen würden. Erwähnenswert ist aber auf jeden Fall, das nahezu jede Figur eine sehr dichte Hintergrundgeschichte spendiert bekam, sowie teils verblüffende Charakterentwicklungen durchmachen wird. Die Geschichte geht mit vielen Charakteren erstaunlich schonungslos um, weshalb man als Zuschauer problemlos das Leid mit ihnen teilen kann. Wie durchdacht allerdings manche Einzelschicksale miteinander verbunden sind, kann man nicht mal ansatzweise im Vorfeld erahnen. Dadurch entwickelt sich ein besonders erwähnenswerter Spannungsbogen, der sich dann immer wieder auf unerwartete Art und Weise entlädt. Auch was die zahlreichen Wendungen in der Handlung anbelangt, bietet FMA eine erschreckende aber auch glaubwürdige Entwicklung. Selbst die Auflösung die von vielen Fans kritisiert wird, hat mir ausgesprochen gut gefallen und macht diesen Anime in gewisser Art und Weise sogar einzigartig.

Der Soundtrack kann auch heute noch mit seinen wunderbaren Musikstücken begeistern und zählt nach wie vor zu den Besten die je abgeliefert wurden. Vor allem „Brothers“ ist ein zu tränen rührendes Meisterstück das mich immer wieder in Verbindung mit den gezeigten Szenen zutiefst berührt. Die Openings und Endings sind übrigens echte Ohrwürmer, die jeweils einen super Eindruck hinterlassen haben.

Die Animationen und Zeichnungen sind selbst für heutige Verhältnisse immer noch sehr sehenswert. Neben den detailverliebten und sehr abwechslungsreichen Hintergründen kommt natürlich auch die Action dank den flüssigen Animationen bestens zur Geltung. Vor allem bei den Alchemie-Angriffen kommt man als Zuschauer aus dem Staunen nicht mehr raus. Insgesamt gesehen wirkt der Zeichenstil also sehr rund und ansprechend.

So bietet FMA also zusammengefasst ein grandioses Gesamtpaket das vor genialen Charakteren und Überraschungen nur so strotzt. Auch audiovisuell geht es kaum besser. Damit sichert sich FMA einen unerschütterlichen Platz in meiner persönlichen Bestenliste.

Auch wenn sich der Mensch schon längst über die Naturgesetze gestellt hat und in einem Konstrukt namens Zivilisation lebt, kann er dennoch nicht von seiner eigenen selbstzerfleischenden Natur entkommen.


Mein Schlusswort:
Fullmetal Alchemist ist ein Meisterwerk das nur noch durch die Nachfolger-Serie FMA: Brotherhood übertroffen wird. Die gekonnte Verarbeitung von existenziellen Themen und Menschheitsproblemen wird erstaunlich tiefgreifend behandelt. Die sorgfältigen Charakterentwicklungen sind ebenso nur als herausragend zu bezeichnen. FMA ist ein waschechter Vorzeigetitel der über seine gesamte Laufzeit keine nennenswerten Schwächen aufweist. Lediglich bei dem etwas gewagten Ende scheiden sich die Geister, doch selbst wenn man mit der Auflösung überhaupt nichts anfangen kann, muss man der Serie doch zumindest den Mut zu etwas ganz Unkonventionellen zugestehen.

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