Freddy Krueger ist DER Kultkiller der 1980er Jahre und Wes Cravens „A Nightmare on Elm Street“ ein unübertroffener Meilenstein des modernen Horrorfilms. Im Gegensatz zu Filmreihen wie „Freitag der 13.“ oder auch „Halloween“ wurde das Original durch die bis heute sechs Fortsetzungen („Freddy vs. Jason nicht gerechnet) keineswegs verunglimpft beziehungsweise schändlich befleckt. In der Nightmare-Reihe übernahmen stets erfahrene und fähige Regisseure die Inszenierung, die Budgets blieben stattlich hoch statt sich immer weiter zu verringern, sogar die Storylines boten immer wieder überraschende Initiationen doch der Hauptgrund für den enormen Erfolg war ganz klar die Hauptfigur, welche Robert Englund so charismatisch verkörperte. Eine Flut von Merchandising-Produkten, eigene Comics, Fanclubs und diversen weiteren Begleiterscheinungen hinterließ eine deutliche Spur, verankerte Freddy als festen Bestandteil in die Popkultur – das gilt besonders für die Vereinigten Staaten. Auch eine TV-Serie darf bei einer solchen Franchise nicht fehlen und es kam wie es kommen musste – noch vor dem gigantischen Quotenerfolg von „Tales from The Crypt“ ging also „Freddy’s Nightmares“ in Produktion.
Einmal mehr gab sich Englund her für seine Paraderolle, für die er nach bis dato vier Auftritten nur noch den Autopiloten einschalten musste und sich merklich pudelwohl fühlt mit Pizzagesicht, Streifenpulli und Krallenhandschuh. Und trotz der billigen Optik und den mäßig agierenden No Name Darstellern lässt die Pilotepisode sogar einen Funken Hoffnung aufsprühen denn hier wird uns die Vorgeschichte um Krueger erzählt, die zusammengerotteten Bürger üben bekanntlich Selbstjustiz und erzeugen somit einen grauenhaften Lauf der Ereignisse. Wirklich neue Aspekte kann die bescheiden atmosphärische Folge nicht beleuchten, immerhin stellt Tobe Hooper aber viele logische Bezüge zu den Kinofilmen und verwendet so ziemlich alle dort erwähnten Fakten zur Geschichte des Kindermörders. Der Gewaltfaktor, ein signifikantes Element der Reihe (in dem sich Freddy schon immer sadistischer zeigte als seine Slasher-Kollegen), wurde zu Gunsten einer unzensierten TV-Ausstrahlung nicht nur gedrosselt sondern ganz und gar unterbunden. Gleiches gilt für die in den Filmen so verstörend visualisierten Traumsequenzen, die in der Serie völlig unmotiviert erscheinen. Konzeptionell bemüht man sich leider nicht um die Ausweitung der Geschichte um Freddy oder der anderen Beteiligten, nach dem akzeptablen Einstieg verfolgt man keinen festen Handlungsrahmen.
Wie in „Twilight Zone“ oder später in „Tales from The Crypt“ steht jede Episode mehr oder weniger für sich und wird nur ummantelt von einem losen Begleitkommentar. Genau zu diesem Kommentator verkommt Robert Englund dann auch, erfüllt prinzipiell die gleiche Funktion wie der berühmte Cryptkeeper. Bis auf einige wenige Storys haben alle Episoden nicht das Geringste mit der Filmreihe zu tun, anders als im Piloten strebt man dieses Ziel offensichtlich auch nicht an, außer vielleicht jede Kurzgeschichte in Springwood und Umgebung anzusiedeln. Englund ist also keineswegs der Hauptdarsteller, wenngleich er als solcher verfügbar gewesen wäre. Da er das einzige wirklich unverzichtbare Detail an den Filmen darstellt ist seine Präsenz schon mal die halbe Miete. Diese Möglichkeit nicht zu nutzen erscheint irrsinnig, auch wenn Englunds Overacting nur im passenden Kontext und ausgestattet mit den richtigen Onelinern gänzlich zu punkten vermag. Selbst das Aushängeschild der Filme kann also nichts retten, aufgrund mangelnder schauspielerischer Präsenz inszenierte der B-Star zwei Episoden selbst. Qualitativ unterscheidet sich sein Stil nicht von den anderen doch an guten Regisseuren mangelt es der Serie nicht einmal. Mit Mick Garris, William Malone („House on Haunted Hill“), Dwight H. Little (Halloween 4“), Gilbert Adler („Tales from The Crypt“), Ken Wiederhorn („Return of The Living Dead 2“) und weiteren genretypischen Filmemachern standen fast durchweg routinierte Vertreter hinter der Kamera doch niemand konnte einer einzelnen Folge seinen speziellen Stil aufdrücken. Zu ängstlich vor Experimenten zeigte sich die Produktionsfirma NBC, zu wenig Luft zum atmen ließ man den beteiligten Schreibern und Regisseuren. Im Prinzip handelt es sich selbst bei den besten Folgen um genau jenen vorhersehbaren Durchschnittsbrei, der „Tales from The Crypt“ - trotz einiger Ausrutscher – nie war. Mick Garris („Masters of Horror“) schafft es mit „Killer Instict“ den wohl lohnenswertesten Beitrag vorzulegen, hier möchte ich aber nichts verraten. Fans sei diese Episode neben dem Pilotfilm aber empfohlen, auch wenn man die restlichen Kurzgeschichten getrost vergessen kann.
In heutigen Zeiten ist das verwöhnte Auge des Zuschauers an TV-Serien gewohnt, die mit exzellenter HD-Technik dem Niveau eines Spielfilms sehr nahe kommen. Da „Freddy’s Nightmares“ auf billigem Videomaterial aufgezeichnet wurde kann das heute schon extrem angestaubte Bild kaum für Stimmung sorgen, der hohle Ton und die standardisierten Kameraeinstellungen untermauern diesen Eindruck auf fatale Weise. Selbst wenn das Drehbuch also mal nicht vor Logiklöchern wimmelt oder ein einzelner Regisseur seiner Episode kurzzeitig etwas Spannung zu verleihen vermag, angesichts der billigen Kulissen kann man die Serie kaum ernster nehmen als eine dämliche Soap. Und als augenzwinkernde Unterhaltung funktioniert das Ganze erst recht nicht – her zwinkert keiner mit den Augen, die unterhaltsamen Folgen sind rar gesät. Auf Gastauftritte namhafter Darsteller konnte die Serie nicht zurückgreifen, Nachwuchsschauspieler wie Lori Petty(„Tank Girl“) und Brad Pitt sind zu sehen, freilich noch vor den Erfolgen späterer Tage.
Fazit: Bis auf den leidlich gelungenen Pilotfilm und einige unterhaltsame Auftritte von Robert Englund bietet „Freddy’s Nightmares“ selbst für Fans keine Anreize. Vielmehr handelt es sich bei der Serie um eine ärgerliche Mogelpackung – fast jede Episode ist unterdurchschnittlich bis bodenlos schlecht. Zu recht so gut wie vergessen, verschenkt das Projekt sämtliches Potential und versinkt gerade in heutigen Zeiten hochqualitativer Serienunterhaltung in der Bedeutungslosigkeit.
2,5 / 10
Um fair zu bleiben: Manche Episode kann gefallen und wäre besser in einer anderen Anthologie aufgehoben. Dreister Etikettenschwindel wie dieser kann also nicht höher bewertet werden doch selbst ohne diesen zwingenden Vergleich hätten es die meisten Folgen (wenn überhaupt) nur auf Durchschnittsniveau geschafft.