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Nur ein Jahr nach dem Überraschungserfolg des Hardcore-Schockers "Saw" wartete bereits die Fortsetzung auf - wie üblich mit mehr Opfern, mehr Fallen und mehr Blut. Diesmal ist gleich eine ganze Gruppe von Menschen in einem mit diabolischen Fallen gespickten Haus eingeschlossen. Unter ihnen befindet sich der Sohn von Detective Matthews (Donnie Wahlberg). Dieser bekommt den Killer Jigsaw (Tobin Bell) schon bald zu fassen - doch vorbei ist das böse Psychoduell damit noch lange nicht.

Der zweite Teil der berüchtigten Folter-Serie schafft es noch am ehesten, auf den Spuren des großartigen Originals zu bleiben. Die Erweiterung der Ausgangssituation auf eine ganze Gruppe von Gefangenen eröffnet durch die Gruppendynamik ein ganz neues Spannungsfeld - auch wenn dieses nicht vollständig ausgenutzt wird. Denn durch die vielen Figuren bleiben die einzelnen Agierenden auch deutlich blasser als im ersten Teil. Und die recht klare Rollenverteilung in mitdenkende und einen brutal-gewissenlosen Gefangenen, der die ganze Zeit sein eigenes Ding durchzieht, verhindert eine differenzierte Entwicklung der Gruppe untereinander. Psychologisch bleibt hier alles deutlich platter, trotz erneuter spannender Diskurse über den Wert des Lebens und die menschliche Nicht-Achtung auch kleiner Glücksmomente.

Diese anthropologischen Überlegungen machen auch Jigsaws zweiten Auftritt wieder sehr interessant. Angesichts der äußerst grausamen Fallen wirken seine Bemerkungen natürlich sehr zynisch, aber dass überhaupt ein Killer mit einer moralischen Intention mordet, verleiht auch "Saw 2" einen faszinierenden Aspekt, der den meisten Splatter-Streifen völlig abgeht. Auch erweist sich die Storyentwicklung einmal mehr als cleverer als es zunächst scheinen mag. Wenn sich zum Finale die Ereignisse zuspitzen, wartet der Film mit einem neuen, ebenso originellen wie bösen Twist auf. Das ist darüber hinaus durch die gelungene Parallelmontage zweier Handlungsorte äußerst spannend inszeniert, sodass dem Zuschauer hin und wieder der Atem weg bleiben dürfte. In Sachen Spannung und Überraschung kann der zweite Teil weitestgehend mit dem ersten mithalten.

Wie es sich für Fortsetzungen wohl gehören soll, gibt es natürlich auch mehr blutige und vor allem explizitere Gewaltszenen. Einige davon - wie etwa der Glaskasten mit der bösen Überraschung für denjenigen, der hinein greift - wirken ein wenig isoliert, haben nicht sonderlich viel mit der Handlung zu tun (außer natürlich, dass sie eine weitere Figur ausschalten). Dadurch erhält der Film mitunter eine sadistische Note, die sauer aufstoßen lässt. Überhaupt gilt hier: weniger Andeutung, mehr direkte Aktion. Da werden mit Nägeln besetzte Keulen in Köpfe gehämmert und mit einer (wohlbekannten) Säge Kehlen aufgeschnitten. Die Gewaltexzesse fallen schon deutlich drastischer aus, können aber größtenteils durch Originalität und Handlungskonformität überzeugen. Auch dank der starken Effekte kommen Splatter-Fans hier also unbedingt auf ihre Kosten.

Wer einen starken Magen und ein Faible für grausam-sadistische, aber ebenso kluge und diskussionswürdige Horror-Thriller hat, dem kann man "Saw 2" bedenkenlos empfehlen. Die düstere Atmosphäre, eine originelle, bösartige Story und die gelungene Inszenierung, inklusive packendem Soundtrack, lassen über einige kleine Schwächen hinweg sehen und machen den Film zu einer sehr spannenden, beklemmenden und oft genug verstörenden Sache.

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