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Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass nach dem Überraschungserfolg des Regienovizen James Wan ein in den Grundzügen akzeptabler Nachfolger auf den Markt geworfen wird, zumindest im Vergleich zu anderen Horror-Sequels kommt der zweite Streifen um den Puzzle-Mörder Jigsaw durchaus annehmbar daher. Und wenn an dieser Fortsetzung Dinge nicht gefallen, so ist dies zum Großteil den Vergleichen mit dem Original geschuldet, denen sich dieser Film zwangsläufig unterwerfen muss. Denn eines gibt der Film bestimmt nicht her - Innovationen. Ich bin mir aber sicher, dass dieser Film als erster Teil (fast) ebenso gefeiert worden wäre...

Wie in Fortsetzungen einer Horror-Reihe üblich, setzt man auch hier auf die bewährte „Wir-machen-alles-nochmal-nur-noch-ekliger"-Masche. Die Daumenschrauben werden angezogen, die Zeiten werden eh härter. Statt zwei Leute in einem kleinen Raum ist diesmal gleich eine ganze Horde zwielichtiger Gestalten in einem Labyrinth gefangen, einem Labyrinth mit einer Menge Gänge, verschlossenen Türen und Räumen voll fieser Fallen. Die Leute haben - na klar - alle was gemeinsam, sie saßen mal im Knast, pikanterweise eingebuchtet durch Ermittler Matthews, der dafür sogar Beweise fälschte. Dumm nur, dass sich unter den Eingeschlossenen auch Matthews missratener Sohn befindet, der bald nichts mehr zu lachen hat...

Erstmal zu den Pluspunkten des Filmes. Anders als im ersten Teil bekommt John „Jigsaw" Kramer nun endlich das ihm gebührende Podium. Aufgespürt in seinem Versteck sehen wir einen vom Krebs gezeichneten, körperlich gebrochenen Mann, der allerdings trotz seiner fortschreitenden Krankheit in einer hervorragenden geistigen Verfassung ist. Das einsetzende Katz-und-Maus-Spiel mit Detective Matthew ist hervorragend in Szene gesetzt und steht im krassen Gegensatz zu den stumpfsinnigen Kerkerspielen, die zum Schluss allerdings noch einmal an Tempo gewinnen konnten, als man sich als Zuschauer plötzlich im vertrauten Raum von Teil 1 wieder fand und uns ein blutiges Finale beschert wurde.

Nun zu den Dingen, die nicht so gefallen konnten. Die Charaktere inklusive Vorleben der Todgeweihten bleiben leider zu sehr im Dunklen, so dass sich die Anteilnahme des Zuschauers eher in Grenzen hält. Zumal entpuppt sich einer von ihnen bald als Riesenarschloch, der für seine eigene Rettung auch über Leichen geht; und die Handvoll Weiber kommen als halbe Sexbomben daher, sonst noch Fragen? Mit der Logik, die ja schon in ersten Teil teilweise auf der Strecke blieb, muss man es natürlich auch nicht so genau nehmen, denn was hier an unzähligen Fallen präsentiert wird, kann kaum noch ernst genommen werden, auch wenn sich herausstellt, dass Jigsaw Helfer hatte, was zuviel ist, ist zuviel.

Fazit: Saw 2 ist eine konsequente Fortsetzung eines Überraschungserfolges, die streckenweise auch unterhält. Auf Dauer ist das ewige in die Falle tappen aber ermüdend und ein typischer Fall von Reizüberflutung, die durch MTV-ähnliche Schnittfolgen und stylige Musik noch unterstützt wird. Einen Zusatzpunkt vergebe ich noch für das beeindruckende Spiel Tobin Bells in der Rolle des Jigsaw und für einen äußerst gelungenen Schlussgag, der fast genauso überrascht wie in Teil 1. Deshalb 6,5/10.

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