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Man muss sagen, dass Saw 2 keine allzu große Enttäuschung ist, aber ein Geniestreich wie das Original ist er dennoch nicht. Zusammen mit Regisseur Darren Lynn Bousman (Identity Lost) bastelte sich Leigh Whannell ein Skript nach dem gleichen Schema zurecht. Hier waren keine Innovationen wie beim Vorgänger gefragt, sondern ein lukrativer Schnellschuss, um durch den Hype von Saw noch ausreichend Profit machen zu können. Dass den beiden bei der Arbeit schnell die originellen Ideen ausgegangen sind, merkt man bei Saw 2 leider allzu deutlich. Getreu dem Scream 2 - Motto " Die Todesszenen sind besser ausgearbeitet. Mehr Blut, mehr Gekröse, ein nettes Gemetzel!" wird hier mehr auf blutige Schockmomente statt auf Thrill gelegt.

Jigsaw (Tobin Bell) lebt! Und er hat sich neue Spiele ausgedacht. Nachdem ein Mordopfer entdeckt wird, an dem Jigsaw deutlich seine Handschrift hinterlassen hat, nimmt Detective Eric Matthews (Donnie Wahlberg) seine Spur auf. Erstaunlich schnell schafft er es, Jigsaw zu finden – nur um festzustellen, dass der Fahndungserfolg nur Teil eines mörderischen Spiels ist. Denn das Mastermind hält Matthews’ Sohn und sieben weitere Menschen in einem Haus gefangen. Sie haben nur zwei Stunden, um die versteckten Hinweise zu entschlüsseln und der Todesfalle zu entkommen. Und Matthews muss das mörderische Spiel ohnmächtig auf einem Videomonitor mit ansehen…

Donnie Wahlberg (Band of Brothers) spielt den Bullen, der Dreck am stecken hat, recht solide, wenngleich er natürlich kaum mit Brad Pitt und Morgan Freeman mithalten kann. Immerhin agiert er ein bisschen besser als Danny Glover im Vorgänger. Seine Nemesis Jigsaw wird abermals von Tobin Bell (Die Firma) verkörpert, der den restlichen Cast mit seiner diabolische Darbietung locker an die Wand spielt. Hier erfährt man auch mehr über den Charakter des Jigsaw-Killers. Gemeinsam mit John Doe aus Sieben und Hannibal Lecter stellt er momentan die teuflichsten Killer der modernen Filmgeschichte da. Ebenfalls aus dem Vorgänger rekrutiert sind wieder Shawnee Smith (Armageddon) als Überlebende Amanda sowie Dina Meyer (Dragonheart) als Polizistin dabei. Beide machen ihre Sache recht ordentlich, auch wenn Shawnee Smith die tragendere Rolle hat. Desweiteren gesellen sich noch Emmanuelle Vaugier (Ripper) und Beverley Mitchell (The Crow 2) zum Cast, die allerdings genauso wie das restliche Ensemble mehr oder weniger klischeehafte Abziehbilder bleiben.

Sicher, in Saw 2 wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Das Treiben in Jigsaws Fallenbude erinnert irgendwie an Cube, nicht zuletzt wegen dem durchgeknallten Brutalotypen, da ein ähnlicher Charakter dort ebenfalls vorhanden war. Bezüglich der Todesfallen wird hier zwar keiner mit einem überdimensionalen Eierschneider zerstückelt, doch einige Fallen haben es schon in sich. Hervorzuheben wären hier die Guckloch-Knarre und der Menschen-Bratmaxe. Hingegen bleibt die Todesmaske in der Eröffnungssequenz nur eine leicht veränderte Variante der Kieferklappe aus dem Original. Was dem Nachfolger hingen fehlt ist die Sympathie für die Figuren. Hier sind sie einem regelrecht scheißegal. Lediglich mit Amanda hat man etwas Mitleid, wenn sie in die Spritzengrube gestoßen wird. Besagtes Mitleid verfliegt aber völlig, wenn man das Ende gesehen hat, da man ab dort denkt, dass sie zurecht in die Grube geworfen wurde. Auch die Spannung ist hier nur mäßig, auch wenn sie sich gegen Ende ziemlich steigert. Jedoch hat Saw 2 es nicht so sehr mit der Logik. Der Vorgänger war zwar auch nicht unbedingt ein Bündnis an Realismus und wirkte teilweise etwas zu konstruiert, aber hier verhalten sich sämtliche Charaktere außer Jigsaw wie eine Bande dummer Affen. Allen voran Detective Matthews der Jigsaw einfach nur auf den Leim geht, statt ihm richtig zuzuhören. Schließlich spult er noch die "Ich wär so gern wie Jack Bauer"-Tour ab und macht dem Sadisten mal richtig Druck. Dass er dabei brav das Spielchen von Jigsaw mitspielt; der Kroschen fällt bei ihm viel zu spät. Ähnlich verhält es sich mit den Außerwählten in der mysteriösen Fallenhütte. Statt sich in der Not zusammenzutun, Teamwork zu starten oder mal Brainstorming zu machen, fallen sie nach und nach wie die Neandertaler übereinander her. Genau wie Matthews ignorieren sie größtenteils dummdreißt Jigsaws Hinweise. Na gut... bei zwei Beteiligten wird ein bisschen Brainstorming gemacht, aber anders als gedacht. Jigsaw bleibt hingegen immer Herr der Lage, auch wenn sein Ende unausweichlich ist. Was die Handlung betrifft, so ist sie nur eine veränderte Fassung der Originalstory. Vor allem einige Sequenzen im Showdown gleichen sich, was aber eher als Anspielung zu deuten ist. Erstaunlicherweise fällt das Finale ziemlich überraschend aus, auch wenn nicht ganz so unerwartet wie bei Teil 1. Dafür gibt es schon im Vorfeld ein paar Zeichen, die einen solchen Showdown andeuten. Der Überraschungseffekt ist da, und auch die Spannung hat man ansatzweise vernünftig eingesetzt.So bekannt einem das Szenario auch vorkommen mag, so unterhaltsam konnte es Darren Lynn Bousman es in Szene setzten. Die Sets und Locations hat man wieder schön dreckig und düster gestaltet, so, dass man sich als Fan des Originals und von Kollegen wie Sieben schnell wohl fühlt. Auch der Kachelraum findet nochmals Verwendung und ist eine nette Anspielung an den Vorgänger. So enden beide Filme mit einer jeweils ähnlichen Situation in dem gleichen Raum, so viel darf verraten werden. Musikuntermalung wurde auch effektiv eingesetzt und im Showdown im Kachelraum wird nochmals die temporeiche Melodie gespielt, die man schon im ersten Teil zu hören bekam.

Somit ist Saw 2 nicht unbedingt eines der schlechtesten Sequels, dafür hat es dennoch genügend Unterhaltungspotential. Aber an den Innovationen und Identifikationsfiguren des Originals fehlt es, weshalb man sich auch mal fragen muss, ob einige Filme, mögen sie noch so erfolgreich sein, im Endeffekt doch besser als Einzelstück bestehen hätten sollen. Doch wie bei so vielen Erfolgsprodukten Hollywoods: Wenn der Erfolg ruft, ist die Fortsetzung auch nicht mehr weit...    

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