Review

Gleich vorweg: Die mit großem Trara angekündigte Fortsetzung von „Saw“ hat mich mehr als enttäuscht.

Nach der netten Eingangsszene in bester Tradition des Originals wurde mir schnell bewusst, dass hier was gewaltig schief läuft.

Direkt zehn Minuten nach Beginn des Films wird „Jigsaw“ (Tobin Bell) in seinem Versteck von der Polizei gestellt.
Doch wie Detective Eric Matthews (Donnie Wahlberg) bald erfährt,
hat dieser ihn absichtlich auf seine Fährte gelenkt und bereits seinen neuesten Coup eingeleitet.
So finden sich acht Personen in einem unbekannten abgeriegelten Haus wieder, das mit einem langsam wirkendem Giftgas erfüllt ist.
Zwar ist auch das nötige Gegengift an verschiedenen Stellen versteckt, unglücklicherweise wurde das Gebäude aber mit einer Vielzahl raffinierter Fallen und tödlichen Rätseln gespickt.
Die Zeit ist knapp, da die Vergiftung innerhalb von zwei Stunden zum Exitus führt.
Hilflos muss Matthews über die Überwachungsmonitore feststellen, dass sich sein Sohn Daniel unter den Eingeschlossenen befindet.
Außerdem ist auch „Jigsaws“ früheres Opfer Amanda (Shawnee Smith) Teil des „Spiels“.
Als sich die Lage allmählich zuspitzt ist Schluss mit der anfänglichen Gruppensolidarität und jedermann bemüht nur für das eigene Überleben zu sorgen.
Auch Matthews gehen allmählich die Nerven durch und beschließt seinen Sohn auf eigene Faust aus der Todesfalle zu befreien - nicht ahnend, dass dies genau „Jigsaws“ Plänen entspricht.

Zunächst muss ich mich meinen Vorrezensenten vollauf anschließen, dass hier unübersehbar bei den „Cube“-Filmen abgekupfert wurde.

Bei den Fallen gibt es in der Tat einige fiese Einfälle zu bewundern.
Während die Gewaltdarstellung im Vorgänger eher psychologisch als explizit stattfand
(z.B. der Typ, der sich seinen Weg durch den Stacheldraht bahnen muss) wird sie hier geradezu sadistisch ausgewälzt (Opfer wird minutenlang lebendig kremiert oder eine Protagonistin wälzt sich aufgespießt in einem Berg unzähliger Injektionsspritzen)
was in dem Ausmaß deplaziert und irgendwie reißerisch wirkt.

Komplett entfällt das Rätselraten um „Jigsaws“ Identität einschließlich des Verdächtigmachens diverser Charaktere wie im ersten Teil wodurch dem Film einiges an Spannung abgeht.

Im Gegensatz zu den beiden Protagonisten des Originals sind die hier im Mittelpunkt stehenden acht Charaktere allesamt dermaßen stereotyp und klischeebehaftet, dass sie einfach keine Identifikationsmöglichkeit bieten.
So muss der Muskelprotz (Franky G.) natürlich erst mal an jeder verschlossenen Tür wie ein Wilder bollern und aus dem Neger spricht unablässig die Stimme der Vernunft. Ärgerlich!

Das klaustrophische, bedrückende und mysteriöse Flair des Originals kommt an keiner Stelle wirklich auf. Hier scheint mir nicht zuletzt die Grundidee aus zwei mach acht abträglich gewesen zu sein.
Es fehlt die Handlungsstringenz, die „plot-twists“ im Verlauf erweisen sich als ziemlich lahm und bieten keine sonderlich fesselnden Wendungen innerhalb des Films, wie dies im Vorgänger der Fall war.
Insbesondere der Hickhack mit den Ziffern im Nacken der Protagonisten gegen Ende, aus welchem sich die erforderliche Zahlenkombination für den Tresor ergeben soll, schlägt endgültig dem Fass den Boden aus und strapaziert die Geduld des Zuschauers ungemein.
Die Auflösung am Schluss wirkt arg konstruiert und unglaubwürdig, in jedem Fall ein unbefriedigender Ausgang des Films

Unterm Strich vielleicht noch ganz passabel aber bestimmt nicht das, was ich mir von „Saw II“ erhofft hatte.
Da soweit ich weiß bereits eine weitere Fortsetzung in Planung ist, bleibt inständig zu hoffen, dass der Überraschungserfolg von „Saw“ nicht zu einer „Endlosschleife“ a la „Freitag der 13.“ verkommt.

4/10

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