Meiner Meinung nach teilt dieser Film das Schicksal mit vielen anderen 2. Teilen, die auf einen Superüberraschungshit mit viel Potential für einen zweiten Teil folgen.
Hatte Saw noch eine sich langsam entwickelnde und spannende Geschichte, mit der einen oder anderen interessanten Wendung, versucht der neue Regisseur in Teil 2 das Erfolgsrezept von erstem Teil krampfhaft zu kopieren.
Die abartigen "Hinrichtungsszenen" aus Saw während der Ermittlungen werden hier entweder schlecht nachgemacht oder passen storytechnisch nicht mehr in den Film. So beginnt der Film dann auch mit einer solchen, als wolle der Regisseur einem erst mal zeigen, dass er es ernst meine, und diese Fortsetzung temporeicher, blutiger und brutaler werde. Aber ein blutiges Auge haut heute keinen mehr von Hocker, der recht unblutige Versuch es auszustechen eigentlich auch nicht. Mehr will ich auf die Szene nicht eingehen, aber sie bleibt bis zum Schluss so unspektakulär wie am Anfang.
Was dann folgt ist eine dämliche Geschichte mit echt langweiligen Charakteren, die man überall schon mal besser gesehen hat.
Donnie Wahlberg als "Bad Cop", der gegen sämtliche Regeln verstösst und seinen Sohn unheimlich liebt, Dina Meyer als ruhiger Pol und rationales Gegenstück, und vielleicht noch zum nett Anschauen. Die übrigen Darsteller, vor allem die Opfer, vom Quoten-Schwarzen über den Quoten-Latino bis zur Teenie-Slasher-Film-Tussi werden alle ihren Rollen total gerecht, ist bei dem Klischeeeinsatz und Verhalten, das der Film ihnen abverlangt, auch nicht weiter verwunderlich. Hier wird kein Schwerpunkt auf Charakterentwicklung gelegt, hier muss nur gestorben werden und das tun die Personen dann eine nach der anderen, widererwartend unspektakulär. Ein Grund mehr, warum der Film nicht gerade überragend ist. Hat man sich mit der platten Story schon abgefunden, erwartet man wenigstens derbe Splatteraktion in Perfektion. Hier wird aber recht nüchtern gestorben, besondere Einfälle sucht man vergebens. Nur die Szene mit der Grube voller Kanülen und alter Spritzen wartet mit einem gewissen Ekelfaktor auf.
Das Ende wird dem Film vollkommen gerecht, denn so vorhersehbar die Handlung den ganzen Film über ist, so erzwungen erscheint auf einmal das "überraschende" Ende. So ein Ende hat bestimmt schon mal einen Film gerettet, hier wirkt es halt so als wolle man einem dämlichen Streifen noch mal ein bischen auf die Sprünge helfen.
Insgesamt liefert der Regisseur hier einen Film, wie man ihn von einem durchschnittlichen und unbekannten Amiregisseur erwartet, ein Film der nicht mal unbedingt zu den schlechtesten seines Genres zählt.
Bestimmt ein toller Film, um ihn sich, wenn er erst mal auf DVD erschienen ist, an einem netten Videoabend reinzuziehen. Dann am besten Saw 2 vor Saw 1 anschauen. Zwar wird in Teil 2 ein bischen von Teil 1 verraten, wer aber darüber hinweg sehen kann ist dann vielleicht weniger von Teil 2 enttäuscht und erlebt mit Teil 1 eine tolle Steigerung.