SAW II
Achtung: SPOILER!
Die heiß erwartete Fortsetzung des perfiden Psychothrillers von 2004 läuft jetzt endlich in den deutschen Kinos. Nachdem der Streifen schon in den USA einen Märchenstart hingelegt hat, lag die Erwartung bei den Fans recht hoch, erhoffte man sich doch, dass das perverse Spiel auf eine neue Ebene gehoben wird.
Jigsaw (Tobin Bell) schlägt wieder zu. Diesmal hat er acht Menschen in ein Haus eingesperrt, aus dem sie binnen zwei Stunden entkommen müssen, wenn sie weiter leben wollen. Unter ihnen befindet sich Daniel (Erik Knudsen), der Sohn von Det. Eric Matthews (Donnie Wahlberg), der dem Killer draußen auf der Spur ist. Und auch Amanda (Shawnee Smith), die schon einmal Bekanntschaft mit Jigsaw gemacht hat, ist eines der Opfer.
Hui, da wären also nun Acht an der Zahl, und auch die Spielfläche hat sich erweitert. Insofern ist das Spiel also schon einmal auf einem höheren Level. Aber wie wurde das Ganze umgesetzt?
Die Story…nun ja, sie hängt, will nicht recht vorwärts kommen und wirkt irgendwie arg konstruiert. Dieses Gefühl beschleicht den Zuschauer bei jedem Dialog, bei jeder Szene, bei jeder Handlung, die den Plot vorantreiben soll. Auch bleiben die Motive Jigsaws, ein wichtiger Bestandteil im Vorgänger, dieses Mal zum Teil im Dunklen. So erfährt man nur etwa bei der Hälfte der Protagonisten, warum sie eigentlich als Opfer auserkoren wurden.
Die Figuren sind sowieso blass und farblos und einzig zum Verheizen da. Sie wirken alle so dermaßen eindimensional, dass es egal ist, wer stirbt und wer nicht. Nur Amanda und Daniel bilden eine Ausnahme; Amanda, da man ihr Schicksal aus Teil 1 kennt und sie zur Identifikationsfigur wird, und Daniel, weil er durch den Vater-Sohn-Konflikt einen emotionalen Kern aufbauen kann.
Die Story langweilt also schnell, da der Funke nicht überspringt und somit das Feeling und die Atmosphäre von SAW nicht aufkommen wollen. Der Reiz des Neuen, der den ersten Teil so interessant machte, ist weg. Die schleppenden Dialoge dienen eigentlich nur dazu, die Lücken zwischen den Highlights im Haus zu füllen. Aber diese Highlights sind dafür Nichts für zarte Gemüter. Hier wird eine krasse Intensität erzeugt, vor allem durch die teils explizite Darstellung des Leidens und die wirklich gute visuelle Arbeit, wenn es zur Sache geht (am Heftigsten ist dabei wohl die "Spritzen"-Szene). Teilweise haben wirklich Leute den Saal verlassen (okay…die, die schon beim HOSTEL-Trailer gegangen sind, wären sicher im falschen Film gewesen).
Die Schauspieler tun ihr Möglichstes, können den blassen Figuren aber auch keine Farbe geben. Irgendwie erinnerte es mich auch stark an CUBE, wenn Franky G in die Rolle des egoistischen Pseudo-Anführers schlüpft und alle anderen nur zu seinem Vorteil ausnutzt.
Am Ende werden Tempo und Spannung noch mal ordentlich angezogen. Es wird noch epileptischer geschnitten und optisch gefiltert. Das kommt der Atmosphäre zum Guten, denn man merkt, dass es aufs Finale, den großen Plot-Twist, zugeht. Dieser kommt auch relativ unvorhergesehen, reißt einen aber nicht so recht vom Hocker, wie es bei Teil 1 der Fall war. Den besten "What the fuck???"-Effekt erzielt man hier, als sich im Keller des Hauses der Waschraum aus SAW offenbart, in dem die vermodernden Leichen von Zepp, Adam und Dr. Gordon vor sich hin verwesen. Dafür auf jeden Fall Applaus!
Amanda allerdings auf Jigsaws Seite zu stellen, fand ich schade. Es ist zwar nachvollziehbar, aber nicht glaubhaft ganug und fügt sich nicht recht in das Ganze ein.
Darren Lynn Bousmans SAW II erfüllt die Erwartungen leider nicht. Die Figuren sind zu flach und die Story ist zu zäh, schleppend und viel zu konstruiert. Man merkt, dass Leigh Wannell krampfhaft auf "Fortsetzung" geschrieben hat. Die Todesszenen sind zwar intense, das Ende temporeich und die Rückkehr in den Waschraum ein famoser Kunstgriff, aber all das reicht nicht für einen guten Film. Durchschnitt.
8 von 15 Pts. (3)
PS: Nach DEM Ende habe ich auch keine Hoffnung, dass SAW III besser wird.