„SAW“ war 2004 der Überraschungshit schlechthin und setzte im Thrillergenre völlig neue Akzente, die des Psychoterrors. Bei Produktionskosten von rund 1 Million Dollar und einem sensationellem Einspiel war ein Sequel wohl unvermeidlich. Skepsis ist da natürlich berichtigt, da insbesondere die morbide Atmosphäre und ein genialer Plot-Twist wohl nur schwer zu wiederholen sind. Die nur ein Jahr später erschienene Fortsetzung hat es aber trotz fehlender Innovation in sich:
Teil 2 fängt dort an wo „SAW“ aufhörte und geht von der ersten Minute in die Vollen. Schon die erste Einstellung macht die Marschrichtung deutlich, eine kleine Widmung an Szene mit der Bärenfalle. Schon recht bald geht der neue Regisseur Darren Bousman aber einen eigenen Weg, mit einem etwas anderen Handlungsgerüst. Jigsaw wird nämlich bei der Planung eines weiteren Puzzlemordes auf frischer Tat ertappt und gerät in die Hände der Cops. Detective Matthews (Donnie Wahlberg) der eigentlich mit dem Fall nichts zu tun haben will, gerät eher zufällig an den Tatort. Jigsaw erwartet ihn hingegen schon, er soll zusehen wie sein Sohn in einer neuen Falle um sein Leben kämpft. Eine Gruppe von Ex-Häftlingen ist zusammen mit Matthews Sohn Daniel in einem videoüberwachten Haus eingeschlossen. Ein neues krankes Spiel nimmt seinen Lauf, die Eingeschlossenen haben lediglich drei Stunden hinter des Rätsels Lösung zu kommen, ansonsten sterben alle Mitspieler an einer Nervengasvergiftung. Während die Entführten verzweifelt einen Weg ins Freie suchen und dabei den Ein oder Anderen Tötungsmechanismus in Gang setzen, muss sich Matthews an Jigsaws Regeln halten um seinen Sohn zu retten…
Auch für „SAW 2“ braucht es wieder starke Nerven, denn Jigsaws ausgeklügelte Spielchen führen wieder zu reichlich Blutvergießen. Wo der Vorgänger ausblendete und sich die heftigen Szenen mehr im Kopf des Zuschauers abspielten, wird dieses Mal nicht mit Gore gegeizt. Dabei überzeugt wieder der Einfallsreichtum des Drehbuchautorenduos und ihr offensichtlicher Sinn für kranke Ideen, denn die Psychospielchen gehen schnell unter die Haut. Oft wandelt man dabei stark auf am Rande des guten Geschmacks, aber gerade diese Grenzwertigkeit zeichnete ja schon „SAW“ aus. Auch was den Look betrifft hält man sich stark an den Vorgänger: Versiffte Schauplätze, unsympathische Akteure und ein ausgewaschenes Bild sorgen wieder für eine herrlich beklemmende Stimmung.
Wer „SAW“ kennt, wird zudem seine helle Freude an zahlreichen Gimmicks, Flashbacks und Verweisen haben. So sitzt beispielsweise die Drogenabhängige (Jigswas zweites Opfer mit der Bärenfalle) ebenfalls im Haus und man erfährt etwas mehr über die Figur des Puzzlemörders, seine Vergangenheit und Motive.
Bei der Ausarbeitung einer würdigen Fortsetzung bewies man hingegen weniger Feingefühl. Wenn den Autoren keine Zeit gegeben wird für ein ausgeklügeltes Skript, der Film schon ein Jahr später ins Rennen geschickt wird und der Schreiber von einst zum Co-Autor degradiert wird, ist dies aber wohl unvermeidlich. Was schlichtweg fehlt ist die Genialität von „SAW“, stattdessen wendet man diesselben Erfolgsrezepte mit kleineren Abänderungen wieder an. Was einmal hervorragend funktionierte, klappt sicher auch ein zweites Mal, der Zuschauer wirds schon schlucken... Dabei verstrickt man sich zu oft in Ungereimtheiten und auch insgesamt wirkt alles arg konstruiert. So sind die Eingeschlossenen in Jigsaws Haus selten dämlich und unfähig zusammen zu arbeiten - statt zu kooperieren springt man sich gegenseitig an die Gurgel. Der Sinn fürs Zwischenmenschliche, was insbesondere das beklemmende Kammerspiel zwischen Doktor Gordon und Adam auszeichneten, fehlt leider völlig. Die Figuren sind insgesamt absolut unsympathisch, was ja eventuell noch Absicht sein könnte. Da die Charaktere aber auch viel zu oberflächig ausgearbeitet sind, fällt eine Identifikation aus und somit ist es eigentlich wurscht wer als nächstes über die Klippe springt.
Es verwundert auch kaum dass man versucht das packende und unerwartete Ende aus „SAW“ zu kopieren, denn das Finish von Teil 2 wartet ebenfalls mit einem spektakulärem Plot-Twist auf. Dieser will aber nicht wirklich überzeugen da er doch sehr gezwungen rüber kommt, so als erwarte das Publikum förmlich eine Wendung die alles Kopf stellt. Das ist schade, denn mit etwas mehr Zeit und ausgereifteren Drehbuch hätte man noch mehr rausholen können. Eine straffe Erzählweise, die kaum Zeit zum verschnaufen lässt, tröstet über einige Defizite hinweg und hinterlässt einen recht positiven Gesamteindruck.
Fazit:
Die Rückkehr des Jigsaw-Killers ist kein Geniestreich aber deftige Kost für alle die schon vom Vorgänger nicht genug bekommen konnten. Gute Unterhaltung ist garantiert, nur der konstruierte Plot sorgt für einen etwas faden Beigeschmack. So bleibt nach gut 90 Minuten das Gefühl keinen revolutionären, aber immerhin kurzweiligen Film gesehen zu haben.